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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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auch der String lag auf dem Teppich, neben Straps, Nylons und Bustier, und schon bald würde Sabrina eine ihrer neugierigsten Fragen beantwortet bekommen: Wie war der wilde, australische Derwisch wohl so ganz aus der Nähe ... ?
     
    In knappen Shorts und sportlichem Top fühlte sich Sabrina dem Anlass entsprechend angemessen gekleidet. Das Haar luftig gefönt, ein dezentes Make-up, ein wenig Lippenstift und ein betörendes Parfum, plus der figurbetonenden Kleidung -- sie erklärte sich für verrückt, als sie sich im Spiegel begutachtete und bewusst wurde, dass sie den ganzen Aufwand tatsächlich für eine Frau betrieb. Eine Frau, der sie zu gefallen versuchte. Und das nur, weil diese ihr schöne Augen machte? Wem wollte sie denn etwas beweisen?
    In der Küche nahm sie die Weinflasche mit englischsprachigem Etikett in die Hand und betrachtete sie weit liebevoller als Jürgens holde kleine Aufmerksamkeit.
    «Ist nur ein kleines prezzie» hatte Georgia ihr noch gesagt, ‚ein kleines Geschenk' eben, und es sei auch, wie sie scherzhaft in Erinnerung brachte, keine ‚Gentleman-Tour', von der sie sich mehr verspräche...
     
    Seltsame Laute aus dem Schlafzimmer kündeten ihr Erwachen an, als Sabrina schon gar nicht mehr damit rechnete. Diese akustischen Störsignale waren, was Sabrina nicht wusste, Teil von Georgias schauspielerischem Morgenritual, das sie seit einiger Zeit wieder sorgsam auszuführen pflegte. Im Wesentlichen bestand dies aus Stimmentraining und Sprach- und Atemübungen, und erinnerte verblüffend an die Geräuschkulisse des Vogelhauses im Zoo. Abteilung exotische Papageien.
    Mit einem halblautem «bababababababa» auf den Lippen und splitternackt marschierte Georgia durch den Flur und verschwand im Bad. Von dort erklangen Wasserrauschen und ähnlich gestaltete Klangreihen, gefolgt von den Tonleitern. - Rauf, runter, rauf, runter, so lange, wie sie duschte. Es war etwas anstrengend am frühen Mittag.
    Als sich Georgia schließlich zu ihr gesellte, lediglich mit einem von Sabrinas Badetüchern bekleidet, nach Zahnpasta und Duschgel duftend, hielt sich Sabrinas Verwunderung über deren ungewöhnliche Körperhaltung bereits einigermaßen in Grenzen: Aufrecht stehend, das rechte Bein seitlich angewinkelt, den Fuß am Oberschenkel des linken Beines abgestützt, stand sie im Raum und grinste. «Morgen!» Das Badetuch bedeckte nur noch knapp das nötigste.
    « Morgen ist gut. - Was tust du da?»
    «Gleichgewichtsübung. Ich konzentriere mich auf meine Mitte.»
    «Ah so? Und -- äh ... bist du bald fertig damit?»
    «Moment noch.» Georgia stand wie eine Eins. Mit geschlossenen Augen. Ohne jegliches, minimales Schwanken. Sabrina sah sich selbst wie einen gefällten Baum hernieder gehen, sollte sie je den Versuch machen, diese Übung auszuprobieren.
    «Die Aborigenes stehen so auch, hast du gewusst?» fragte Georgia, ohne die Augen zu öffnen. «Ist so was wie eine Meditation.»
    «Ist das gut gegen den Kater?»
    «Kater? - Wieso? Hab ich einen?»
    «Davon gehe ich aus! Du warst voll wie eine Strandhaubitze gestern Nacht.»
    Georgia löste sich aus ihrer Starre und ähnelte wieder einem fast normalen Menschen. «Ich sollte mich miserabel fühlen wie ein Bandicoot, was? - Hab' kein Kater. Nur Kopfweh» versicherte sie und ließ sich auf den Küchenstuhl fallen. «Wow! Brekkie - ist das toll!»
    Sabrina versorgte sie mit Kaffee und knispelte ein wenig an ihrem Toast. So recht Appetit hatte sie nicht, Georgias Anwesenheit in ihren vier Wänden war viel zu aufregend.
    « -- Brekkie ... » sinnierte sie, «das ist die Kurzform von Breakfast, richtig?»
    «Good on yer!» lobte Georgia. «Der Kandidat erhält zehn Punkte und ein halben Kühlschrank! Willst du Aussie Slang lernen?»
    «Warum nicht? Du benutzt dauernd irgendwelche Kürzel, die ich nicht verstehe, und das ärgert mich.»
    «Tue ich so was? Echt?» Georgia nahm sich Toast und ließ beim Essen erahnen, dass sie entweder im D-Zug durch die Kinderstube gerast war - oder ihr Schauspiel die Kunst des Verbergens guter Manieren zum Grundthema hatte.
    « ... Was ist ein ´Bandicoot`?» erkundigte sich Sabrina vorsichtig.
    «Ein Tier von Down Under. Was machst du heute? Triffst du dein neue Lover?»
    «Hab' keinen. So schnell geht das bei mir nicht.»
    « - Was denn, du hast die ganze Zeit kein Sex?!» entrüstete sich Georgia, als sei so etwas völlig unvorstellbar.
    Sabrina hustete sich Brotkrümel aus dem Hals. « ... Liegt schon etwas länger zurück» ächzte

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