Showtime! (German Edition)
entnervt, aber es ging nicht.
«Fehlbelegung!» keuchte Georgia atemlos, um Manuel an die fiesen Dinge des Alltags zu erinnern und sich und ihm eine Chance zu geben, mit dem albernen Gekicher aufhören zu können. «Steuerprüfer... hahaha... »
«Referat für Sittenwidrigkeiten!» fiel Manuel rettend ein. «Verstoß... Verstoß gegen das Betäubungsmittelge-hehe-setz...!»
Nur allmählich setzte die abkühlende Wirkung ein. Da konnte jedem das Lachen vergehen, ob nun unter Drogen oder nicht.
«Gott sei Dank!» tönte es aus dem Wohnzimmer, als endlich wieder Ruhe einkehrte, und Karl-Heinz Böhm rief hell und wehmütig: «Sissi! Liebste!» hinterher, bevor es Jens gelang, den Fernseher leiser zu stellen.
«Mann... lass uns bloß abhauen» ächzte Manuel erschöpft und hielt sich seinen goldenen Rolex-Blender vor die Nase. «Es ist eh Zeit.» Er zog die Wohnungstür auf und flüsterte: «Ich krieg' wegen dir wieder Zoff mit ihm.»
«Okay, okay» heuchelte Georgia Verständnis, winkte locker aus dem Handgelenk in Jens' Richtung und rief: «Tschüssili, Herzchen!»
«Ja. Tschüs, tschüs» kam es vergnatzt zurück.
«Da trieft ja schon der Schleim aus dem Fernseher» konnte sie sich nicht verkneifen zu lästern, und an Manuels Adresse sandte sie die Botschaft: «Tunten sind manchmal ekelhaft sentimental!»
Manuel zog ihr eine Grimasse und fragte, bereits im Treppenhaus: «Hast du alles?»
Georgia hielt zur Bestätigung den Rucksack hoch: «Beischlafutensilienkoffer gecheckt, alle Lustwerkzeuge desinfiziert und auf Funktionsfähigkeit geprüft. -- Over.
*
Es regnete in Strömen, als Georgia bei ihrer Kundin eintraf. Sie wurde bereits sehnsüchtig erwartet.
«Schön, dass du da bist» flüsterte ihr Simone zu, als sie sie aus der klammen Umarmung des Mantels befreit hatte. Sie legte liebevoll die Arme um ihren Hals und schmiegte sich an sie, während Georgia den Okay-Anruf mit Manuel tätigte.
Die Wärme ihres Körpers tat Georgia gut. Simone tat ihr gut, weil sie sie gern hatte. Sie war sehr sanft und verschmust wie ein Kätzchen, sensibel und durch und durch feminin. Abgedrehte Experimente und Extreme kamen für sie bei ihren Treffen nicht in Frage.
«Dein Mann ist in Frankfurt?» erkundigte sie sich im Plauderton, als sie Simone an der Hand ins Schlafzimmer führte. «Obwohl er dir misstraut?»
«Ja. Ich bin selbst erstaunt.»
Simones Hang zur Romantik entsprechend, sorgte Kerzenlicht und Kuschelmusik für angenehme Atmosphäre, die für Georgia allerdings kaum eine Rolle spielte. Ihr war es egal, wo sie ihren Job ausübte; ob in der Tiefgarage, der Gartenlaube, im Freien oder in der Geisterbahn. Hauptsache, das Geld stimmte.
«Er hat gar nicht mehr aufgehört, mich auszufragen» seufzte Simone und drehte gewissensgeplagt das gerahmte Abbild des Gatten um, «aber ich konnte es ihm ausreden. Ich dachte schon, er fährt gar nicht mehr.» Sie lächelte scheu und umarmte sie. «Du hast mir gefehlt, Joanna. Ich konnte es kaum erwarten, dich zu sehen.»
Georgia zog sie sanft mit sich aufs Bett. «Du sollst mir so etwas nicht sagen.»
«Ich weiß. Entschuldige.»
Georgia begann, sie zart zu streicheln und zu küssen. Sie spürte die Innigkeit, mit der Simone auf ihre Zärtlichkeiten reagierte, mit der sie sie berührte, und wusste bereits, dass es kein nächstes Date mit ihr geben würde.
Für die Leasing-Dauer von zwei Stunden mimte sie für Simone die aufmerksame, liebevolle Geliebte, die sie langsam und mit Bedacht durchs erotische Wunderland führte, die es verstand, auf ihre Bedürfnisse einzugehen und ihr die Hemmungen zu nehmen. Sie liebte sie sanft und ausdauernd, und es war nicht einmal zu erahnen, dass sie sich derweil gedanklich mit dem bevorstehenden TÜV-Termin für die V-Max auseinander setzte, mit dem fälligen Auswechseln des Luftfilters und der Bremsbeläge, und damit, wo sie die verflixten Fahrzeugpapiere gelassen hatte.
Sex für Geld spulte sie ab wie ein Fitnessprogramm: Warm-Up, Work-out, Cool-down -- wenn erwünscht, mehrmals aufeinanderfolgend -- und ab unter die Dusche. Ihr Stöhnen war professionell, ihre Hingabe, wenn unvermeidlich, antrainiert, ihre Fingerfertigkeit ihr Handwerk, ihr Körper ihr Instrument. Der persönliche sportliche Ehrgeiz, ein Maximum an Leistung zu erbringen und wirklich gut zu sein, ließ neugierige Frauen zu Stammkundinnen werden und ihren Namen zum Geheimtipp. Es lohnte sich stets für beide Seiten.
Das Rauchen nach getaner
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