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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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Arbeit war entspannend und beinahe unentbehrlich.
    «Kannst du nicht noch ein bisschen bleiben...?» flüsterte Simone, verträumt Georgias flachen Bauch streichelnd. «Nur noch kurz. Wir könnten noch einen Kaffee zusammen trinken oder so.»
    «Time is up» erklärte Georgia kategorisch mit kurzem Wink zur Uhr, drückte die Zigarette aus, rollte sich aus dem Bett und kramte frische Unterwäsche aus ihrem Rucksack, mit der sie schleunigst im Bad verschwand.
    «Hör mal, du kannst doch nicht die nassen Sachen anziehen» fiel Simone hoffnungsvoll ein, als sie keine zehn Minuten darauf frisch geduscht zurückkam. «Wir könnten sie in den Trockner... es dauert nicht lange, und ich hätte noch ein paar Minuten mit dir.»
    «Du hättest länger buchen sollen» erinnerte Georgia unbekümmert und zuckte die Schultern.
    Simone wirkte klein und sehr verletzlich, wie sie da auf dem Bettrand kauerte und murmelte: «Du bist immer so kühl danach. Das ist jedes Mal wie eine kalte Dusche.»
    Georgia blieb gelassen, zog sich an und wusste längst, was ihr bevorstand. «Was erwartest du denn?» Sie schob das Minikleid in Positur und sah sie kurz an. «Du weißt, warum ich hier bin. Wir hatten kein Rendezvous.»
    «Ich weiß.»  
    «Oh, ich glaube, das tust du nicht. Romantik ist hier nicht angesagt, Cherié.» Georgia baute Mauern auf, wollte nur schnell weg, bevor das Theater losging. 
    «Ja. Wahrscheinlich ist es nötig» bemerkte Simone mit belegter Stimme, «dass du es mir so krass sagst.»
    Georgia setzte sich aufs Bett und schlüpfte in ihre Wildlederstiefel.
    «Ich habe einen Fehler gemacht» flüsterte Simone und senkte ihren Blick. «Es war dumm und naiv, ich weiß, aber ich dachte wirklich, du -- »
    Georgia kam ihr zuvor: « -- Nein, Simone. No chance. Es ist nicht, wie du dachtest.»
    «Schön blöd, nicht...?» Ihr Versuch, zu lachen, fiel eher kläglich aus. «Ich hätte nicht gedacht, dass mir das... passiert.»
    Sie sah die Tränen, fühlte sich grenzenlos überfordert von derart unbequemen Emotionskisten und atmete hörbar ein. «Hey, come on, Schätzchen, mach' kein Quatsch jetzt, mh?» Sie war versucht, sie tröstend in den Arm zu nehmen, ließ es bleiben und bereute, nicht schon vorher abgeblockt zu haben. «Sei vernünftig, ja? Es gibt kein Grund, zu weinen.»
    Simone schwieg, und Georgia fuhr sich mit ratlos-verärgerter Geste durchs Haar, stand auf und straffte die Schultern. Hilflosigkeit suchte Schutz hinter Unnahbarkeit und Kälte. Mit einem Griff in den Rucksack förderte sie den Scheck zutage, den sie ihr provokant entgegenstreckte. «Siehst du das hier? Damit kauft man keine ehrliche Gefühle! Nur Sex. -- Schau mal genau hin. Ich bin nicht, was du sehen willst in mir! Ich bin es nicht Wert, dass du mir hinterher heulst. -- Wir hatten Spaß, das ist alles.» Sie griff den Rucksack, verschloss ihre Ohren für das leise Schluchzen und vermied es, sie noch einmal anzusehen. «Ruf nicht mehr an» sagte sie, bevor sie ging, «es ist besser für dich.»  
     
     
    Sie fühlte sich elend, rücksichtslos und schlecht, als sie zu Manuel ins Auto stieg. Sie war nicht wie Ginger, die seelenlos und berechnend über Kunden, die sich in sie oder in eines der Mädchen verliebten, hinweg ging. Im Gegenteil: Georgia hatte Angst davor, eines Tages so zu sein wie sie, irgendwann das zu sein, was andere schon in ihr gesehen hatten, als sie noch keine Ahnung hatte, was das eigentlich war: eine gewissenlose Hure, ein dummes, charakterloses Lustobjekt.
    Sünderin! hallte es ihrem Kopf wider. Du bist von Grund auf schlecht und verdorben! Wertloses Stück Dreck! Keiner will dich!  
    Die Scheibenwischer kämpften verbissen gegen den Regen an, wie Georgia gegen die schmerzhaften Erinnerungen, die sie in regelmäßigen Abständen heimsuchten und quälten. Sie litt still, ohne zu weinen.
    Geh und mach' das, was deine Mutter gemacht hat, glaubte sie die Stimme ihrer Tante verächtlich sagen zu hören, als säße diese direkt hinter ihr im Wagen, zu etwas anderem taugst du nicht. Du bist wie sie! Gehörst auf die Straße zu den anderen Huren! Geh zurück nach Sydney und verdien' dir dein Geld dort selbst -- sorg' du für deine Brüder, wir haben euch Pack lange genug mit durchgefüttert! Ihr habt hier nichts verloren!   
    Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie sah ihr verhärmtes, von Wind und Sonne gegerbtes Gesicht, spürte ihren Hass. Die Erinnerungen verursachten körperlichen Schmerz.
    Manuel warf ihr einen kurzen

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