Showtime! (German Edition)
hast!»
Carlas Ohren wuchsen zu Salatblattgröße heran. Sie konnte kaum glauben, was sie da zu hören bekam.
«Sabrina» murrte Jürgen.
«Augenblick mal, jetzt rede ich! Ich habe lange genug die Klappe gehalten. -- Ihr Männer denkt, ihr wäret was ganz besonderes, nur, weil ihr euren Namen in den Schnee pinkeln könnt! Irrtum! Wir können ganz gut ohne euch! So unersetzlich seid ihr nämlich nicht! Und du auch nicht, Jürgen. Ganz und gar nicht.» Sie hob die Stimme und rezitierte anstelle des ‚Amen' seinen eigenen Wortlaut: «Ich will nur, dass das klar ist.»
«Gratuliere!» erwiderte Jürgen, der sich nun einen plausiblen Reim auf Sabrinas 180-Grad-Drehung zu machen begann. «Das ist wohl der Grund dafür, dass du dir diese Kampfmaschine ins Haus geholt hast? Ersetzt dir diese Schlampe jetzt auch gleich den Kerl oder wie?» Er lachte lauthals und fühlte sich wohl im Land der plötzlichen Erkenntnis. «Frau Sommerfeld lebt neuerdings auf Lesbos, ja? Das erklärt einiges!»
«Die Schlampe hättest du doch liebend gern im Bett gehabt!» parierte Sabrina boshaft und war zu allem bereit, um ihm eine deftige Retourkutsche zu verpassen: «Ich verstehe dich. Sie ist allerdings ein Rasseweib, wie du es mich zu einem gewissen Zeitpunkt hast wissen lassen. -- Wie gefällt dir der Gedanke, dass ich das Vergnügen -- im Gegensatz zu dir -- habe, Mister Unwiderstehlich?»
Jürgen verschlug es offenbar die Sprache. Mit einer Bestätigung seiner als Beleidigung gemeinten These hatte er am allerwenigsten gerechnet. Carla begnügte sich damit, innerlich die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen und sich ernsthaft zu fragen, wer die unbekannte Person ihr gegenüber war.
«So, du entschuldigst mich dann jetzt, ich muss mich kurz halten» beendete Sabrina ihren Geniestreich, « -- ich erwarte nämlich noch einen obszönen Anruf!» Das Telefon flog in hohem Bogen in den Sessel. «Geiler Bock, verfluchter!»
«Himmel noch mal, Sabrina!» japste Carla verdattert, «welcher Teufel reitet dich denn jetzt? Fängst du endlich an, aufzuräumen?»
«Ist doch wahr! Der dachte, er könnte mich für blöd verkaufen! Und jetzt kommt er mir auf die Romantiktour, weil er abgeblitzt ist! Gott, ist der primitiv!»
«Du hast gewusst, dass er dich betrügt?»
«Sicher! Was denkst du? Ich wollte es nur nicht wahrhaben. War viel zu feige und hab' die ganze Zeit die Schuld bei mir gesucht. -- Gedacht, dass ich nicht sexy genug bin, ihm nicht geben kann, was er braucht, eben nicht offen genug bin in der Hinsicht. Ich hab' mir alles gefallen lassen, ich Kamel. Du hattest jeden Grund, mir den Kopf zu waschen, ich hätte nur viel früher handeln müssen!» Sie schenkte sich neuen Weinbrand und Cola ein. «Ich hätte es wie jetzt machen sollen -- mir Mut antrinken und ihm dann richtig die Meinung geigen!» Sie musste über sich selbst lachen. «Hätte ich das mal gemacht.»
«Ich bin geplättet» gestand Carla. «Dass du ihm das noch mal vor den Latz knallst, hätte ich nicht gedacht. Und wie du auf seine Provokation reagiert hast! -- Bist du das noch, Sabrina? So schlagfertig bist du doch sonst nicht!»
«Dieser Scheißkerl hat schon mit Georgia geschlafen, als er sie auf dem Straßenfest gesehen hat. Ich konnte es in seinen Augen sehen.» Sie zuckte resignierend die Achseln. «Welcher Kerl würde eine Frau wie sie von der Bettkante schubsen? Wahrscheinlich ist er gleich am nächsten Tag los und hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um was über sie in Erfahrung zu bringen. Dass sie meinetwegen bei uns aufgetaucht ist, hat ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Wenn er jetzt tatsächlich glaubt, ich hätte was mit ihr, flippt er aus. Ihm will sie die Autoreifen zerstechen, und mit mir -- ich lach' mich kaputt.»
«Der wollte dich treffen mit seinen Bemerkungen» Carla ließ sich von ihrem Lachen anstecken, « -- und du hast den Spieß einfach umgedreht! Denkst du, er ist darauf reingefallen?»
Sabrina strich sich nachdenklich mit beiden Händen das Haar aus der Stirn, verhielt andächtig in der Bewegung und entgegnete: «Reingefallen? Wie jetzt?»
Carlas Lachen versiegte. «Halloho! Sabrina!» Sie winkte ihr zu, als sei sie geistesgestört. «Bewirkt die Wut jetzt einen völligen Realitätsverlust?» Indem sie ihr vorsichtshalber das Futschi-Glas fortnahm, erklärte sie: «In Ordnung, Liebes. Ich finde, du solltest jetzt nichts mehr trinken. Du drehst mir langsam zu sehr auf. Außerdem darfst du noch halbwegs bei Besinnung sein,
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