Showtime! (German Edition)
keinen Hehl daraus.»
« -- Mir hat sie' s nicht gesagt! Warum hat sie es mir nicht gesagt?»
«Ich weiß es nicht. Hak es ab. Bitte.»
Sabrina schüttelte ihre Hände ab und lief die Treppen hinunter. «Was denkst du, warum ich da hin will?»
***
Die Bässe der Musik ließen den Fußboden der Garderobe rhythmisch erbeben. Dumpf heraufdringendes Stimmengewirr mischte sich in den Klang der Musik. Der Club Noblesse war gut besucht, wie meist Freitag nachts, und für den Umstand, dass Georgia fast eine Stunde zu spät gekommen war, war sie ungemein gelassen.
«Merde! Isch wusste, das isch wieder irrgend etwas verrgessen würrde!» fluchte Martine, ihre Schminktasche traktierend. «Rouge! 'At eine von eusch Rouge, biette?» Mon dieu! Wo 'abe isch nurr meine Kopf?»
Drei Mädchen drängelten sich schnatternd und wild gestikulierend durch das heillose Durcheinander in der Garderobe, während Martine nach der dargebotenen Rougedose hangelte. «Werr ist denn drran? La Toya?»
«Määäädels!» kam es in hoher Stimmlage aus einer Ecke. «Schaut hehr, mein allehr neueste Fummel! Ist dehr nicht entzückend?»
«Der gibt ein Schweinegeld für seine Klamotten aus!» lästerte Tanita mit einem Flunsch und stieß eine Kollegin an. «Von der Kohle, die er in zwei Wochen in die Boutiquen trägt, könnte man 'ne Woche Bahamas buchen!»
«Wunderschön» sagte Chris leidenschaftslos im Vorbeigehen. «Du bist wie immer die Königin der Nacht, Adriana. - Solange dir dein Schwanz nicht aus dem Slip rutscht!»
Die Frauen lachten. Der exotisch-schöne Transvestit beschimpfte Chris auf Portugiesisch und scheuchte im Hinausgehen hektisch alle im Weg stehenden Kolleginnen aus dem Weg. «Leckt misch doch!»
«Wenn der weiterhin so gut Zimmer macht» sagte Chris und warf sich auf den Stuhl neben Georgia, «lass' ich mir auch so ein Ding anbauen. Da kriegt man ja Komplexe, wenn die Freier sich lieber von 'ner Transe einen blasen lassen als von uns!»
«Er macht gut Show» warf Kiki ein und bekam prompt ein gehässiges: «Was man von dir nicht behaupten kann» von links zurück.
Es wurde in aller Herren Länder Sprachen durcheinander geredet.
Jemand rief von draußen: «Raus aus der Garderobe! Ihr seid nicht zum Ausruhen hier!»
«Hast du es bei, Joanna? Ich halt's ohne nicht durch, ich schwör's dir.»
Georgia blickte nicht auf, als Sherryl sich über sie beugte, vorgebend, ihr Augen Make-up im Spiegel zu überprüfen. Sie reichte ihr das Briefchen aus ihrer Tasche so unauffällig, dass niemand es bemerkte, und widmete sich dann dem mühsamen Verbergen ihres langen Haares unter dem Lack-Cap.
«Schau sich das einer an» bemerkte Naomis sexy Stimme hinter ihr, «sind das falsche Wimpern - oder sind diese Prachtfächer etwa deine eigenen?»
«Wer hat, der hat» sagte Georgia achselzuckend. «Und sind diese turbogeilen Titten auch deine eigenen? - Die hatte ich wesentlich kleiner in Erinnerung.»
Chris knuffte sie lachend in die Seite und blickte zu Naomi auf, die fast pikiert erklärte: «Natürlich sind die nicht echt! Die haben mich viele, viele Euros gekostet, Schätzchen!» Sie zog sich energisch den glänzenden rosa BH zurecht, der sich wunderbar von ihrer dunklen Haut abhob, und suchte Georgias Blick im Spiegel. Sie zwinkerten einander verschwörerisch zu, und Naomi berührte sanft ihre Halsbeuge, ehe sie ging.
Der Großteil der Frauen strebte zum Ausgang. Eine Männerstimme kündete übers Mikrophon hallend die nächste Tanznummer an. Georgia klickte die vielen Verschlüsse der überlangen Lackstiefel zu, eine Zigarette im Mundwinkel, Unsinn im Kopf. Sie stieß Kiki an und machte eine schmutzige Bemerkung über deren Korsage. Zur Antwort flog ihr ein BH in Übergröße entgegen, den sie Chris als Hut aufsetzte, bevor sie sich aus dem Stuhl schwang und die Arena betrat.
Sie war Joanna, das Showgirl. Joanna, die Edelhure.
Dunstwolken zogen durch rotes Licht. Die farbig schimmernden Punktreflexe der gemächlich kreisenden Spiegelkugeln an der Decke wanderten über edel gemusterte Stofftapete, Kunstpalmen, Tische und ledergepolstertes Sitzmobiliar. Erotische Klänge erfüllten den Raum.
Männerblicke aus dem Halbdunkel wandten sich ihr zu, als sie lasziv die Treppe hinunterschlenderte. Sie kniff Martine im Gehen in den Po, ohne eine Miene zu verziehen und ließ die vertraute Atmosphäre auf sich wirken.
Beifall und Pfiffe untermalten die Darbietung der barbusigen brasilianischen Schönheit auf
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