Showtime! (German Edition)
allerdings nicht gelang, war, den Blick auf Augenhöhe zu halten, wenn Sabrina mit ihr redete.
Zum Glück hatten sich Sheila und Sabrina genug zu sagen und bewahrten sie im Großen und Ganzen davor.
Weil es regnete, erklärte sich Sabrina bereit, Sheila im Auto heim zu fahren.
Bevor Georgia sie nach oben begleitete, legte Sheila vertrauensvoll die Arme um Sabrina und wollte wissen, ob sie und Georgia jetzt ein Liebespaar wären, und was Kim dazu sagte.
Sabrina wusste nichts darauf zu antworten, zuckte überfragt die Schultern und sagte ausweichend: «Es war schön, dich kennen zu lernen, Sheila. Komm mich doch bald mal wieder besuchen, ja?»
«Sicher» versprach Sheila zuversichtlich, obwohl ein sekundenschneller Augenkontakt mit Georgia eher ‚hoffentlich' zu sagen schien. Sie wandte sich zum Gehen und blieb kurz stehen. «Ich mag dich. Und Georgia mag dich auch. Sehr. Das hat sie mir gesagt.»
Georgia griff rasch nach ihrer Hand. «Hurry up, darling. Let's go.»
Sabrina flatterte innerlich, winkte ihr nach und beruhigte sich mit einer Zigarette, während sie im Wagen auf Georgia wartete.
Die Heimfahrt verlief zunächst schweigend. Man ließ die vergangenen Stunden auf sich wirken und hatte genug mit sich selbst zu tun. Georgia natschte versonnen auf ihrem vermaledeiten Kaugummi herum, Sabrina gab vor, sich intensiv auf den Verkehr zu konzentrieren.
« ... Sheila ist dein Kind, nicht wahr?» überwand sie sich schließlich mutig, das unterschwellig gespannte Schweigen zu brechen. «Warum lebt sie bei Rita und Siggi? Sie weiß nicht einmal, das du... »
« - Wärest du Sheila» fiel Georgia ihr forsch ins Wort, den Blick starr auf das Armaturenbrett gerichtet, «würdest du eine Mutter haben wollen wie mich?»
«Ich denke, sie spürt es» entgegnete Sabrina. «Und schau sie an... sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie ist wie du.»
«Ist sie nicht!» brach es aus Georgia heraus, und der Blick, den sie ihr zuwarf, war fuchsig, richtig böse. «Sie ist überhaupt nicht wie ich, und dafür sorge ich! Ich bringe jeden Kerl um, der ihr nur ein Stück zu nahe kommt, das schwöre ich! Und wenn sie anfängt zu klauen und sich rumzutreiben, kann sie ihr blaues Wunder erleben!»
Sabrina schluckte und konzentrierte sich auf das vor ihr fahrende Auto.
Georgia attackierte, verzagt über ihre ungewollte Überreaktion, den Nagel ihres kleinen Fingers mit den Zähnen. «Sorry» murmelte sie, «ich wollte dich nicht anschreien.»
Etwas in ihr drängte danach, sich Sabrina mitzuteilen. Ein bisher unbekanntes Gefühl, denn nichts beherrschte sie besser, als Dinge für sich zu behalten.
«Würdest du wollen» begann sie mit belegter Stimme, «dass jemand mit dem Finger auf dich zeigt und sagt: Ich weiß, das deine Mutter eine Hure ist? Das sie Drogen nimmt und säuft - und das sie mit Frauen schläft - für Geld?»
«Du... du» stotterte Sabrina und fuhr fast dem Vordermann auf, «du schaffst auch bei Frauen an? Gibt es so was?»
«Was denkst du denn?» Georgia kurbelte das Fenster hoch. Sie begann zu frieren. «Ich brauche das Geld» fing sie - obwohl es ganz und gar nicht ihre Art war - an, sich zu rechtfertigen. «Ich kann nicht spielen, und deshalb habe ich auch wieder im Club angefangen. Ich arbeite für eine Agentur, die Callgirls vermittelt. Aber da gibt es immer Stress, weil ich Aufträge bekomme, die ich nicht will. Paare buchen mich für Dreier - ich kann das nicht ausstehen.» Sie war selbst erschüttert, dass sie mit Sabrina so offen redete. Das tat sie nicht einmal mit Rita, und die kannte sie länger. Eigentlich wollte sie überhaupt nicht reden. Sie wusste selbst nicht, warum sie es tat. «Mit den Kerlen kannst du mehr Kohle machen» sagte sie heiser, und eine eisige Kälte stieg in ihr auf. «Wenn ich Erfolg hätte, wie Kim, würde ich es vielleicht nicht mehr tun. Schon wegen Sheila. Sie soll es nicht wissen... ich hab's nicht geschafft... ich kann einfach nicht... »
Sabrina warf ihr einen Seitenblick zu und sah, dass sie fror. Sie fror so sehr, dass sie mit den Zähnen klapperte. Ihre Hände, die sie nervös aneinander rieb, waren schweißnass. «Was ist mit dir, Georgia? Geht es dir nicht gut?»
«Ich weiß nicht... »
Sabrina fuhr den Wagen an den Straßenrand und hielt. Sie legte Georgia besorgt ihre Jacke um die Schultern und sagte: «Wir fahren jetzt erst mal nach Hause, ja?»
«Wo ist denn zu Hause ?» erwiderte Georgia zähneklappernd und rettete sich in einen dummen
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