Showtime! (German Edition)
beugte sich vor, um sie erneut zu küssen, doch Sabrina legte ihr sanft die Fingerspitzen auf die Lippen. «Nicht.»
In ihrem Kopf begannen sich die rosa Nebel zu lichten, als sie langsam aus ihrer Seligkeit erwachte. So schmeichelhaft es auch klang, was Georgia da sagte, und so sehr sie sich auch wünschte, dass sie genauso für sie empfand -- konnte sie ihr trauen? Auf Umwegen bahnte sich die Realität ihren Weg in ihr Denkzentrum, und mit ihr erstarb auch allmählich ihr Lächeln. «Keine allzu gute Idee, was meinst du?» gab sie zu bedenken und sah die Szenen der letzten Nacht, sah Georgia, den Vamp, halbnackt auf der Bühne tanzen, ganz und gar in ihrem Element, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan als sich vor Publikum auszuziehen und an Männer zu verkaufen, Nacht für Nacht Highlife zu machen. Und nun: diese komplexe Persönlichkeit, mit tiefen Wunden in der Seele, die sie verletzlich machten wie ein Kind, hier in ihrem Arm, so zärtlich, anlehnungsbedürftig. Den gleichen Kontrast spiegelte Georgias Gesicht, das zu schön und zu unverbraucht war für einen solchen Lebenswandel.
Das konnte nicht gut gehen, und würde es auch nicht. Weil sie sich täuschen lassen würde wie zuvor; Weil sie Georgia lieben würde und nicht den dunklen, toughen Teil von ihr: Joanna. Beide jedoch waren ein und dieselbe Person, Jackyll und Hyde. Genau das war es wohl gewesen, was Carla ihr hatte sagen wollen, denn die wusste immer mehr als Andere.
«Ich weiß nicht, ob ich das hinkriege, Georgia. So stark bin ich nicht» erklärte sie mit entschuldigendem Blick. «Wenn ich mich auf dich einlasse... mal abgesehen davon, dass ich es nicht ertragen könnte, dass du - hör mal: du tummelst dich da im absoluten Krisengebiet und ich - ich bin keine Spielerin wie du. Russisch Roulette ist nichts für mich. Du weißt ja, ich bin ein Feigling.»
Georgia setzte sich neben sie auf die Couch, Sabrinas Hand in ihrer. «Hey, Moment mal, ja? Ich bin so was von gesund, Schätzchen, ich gehöre bestraft» beteuerte sie und brachte sie mit dieser Formulierung ungewollt zum Lachen. «Ehrlich! Willst du meine Aids-Tests sehen? Ich zeig' sie dir, alle.» Sie griff nach ihren Zigaretten, offenbar nicht weniger durcheinander als Sabrina. «Ich hatte nie was! Kein Tripper, kein Herpes, gar nichts. Das einzige, das ich mir geholt habe, ist Sheila - und die habe ich behalten.»
«Oh Gott, Georgia ... »
«Ich sag' dir was: Manchmal habe ich gewünscht, dass es mich erwischt.» Sie hielt nervös die Flamme des Feuerzeugs unter die Zigarettenspitze, nahm einen Zug und blies rasch den Rauch aus. «Fuck, ich dachte: Entscheide du da oben das für mich. Entweder, ich muss das weiter aushalten, oder ich habe Glück und sterbe. Ich wäre froh gewesen - aber es hat nicht funktioniert.» Sie breitete seufzend die Arme aus. « - Here am I - fit as a Mullee bull!»
Sabrina drehte bedächtig Georgias Unterarm, um etwas zu betrachten, das sie längst schon entdeckt hatte: Eine feine Linie an ihrem rechten Handgelenk, die sich auch am linken fand; zwei der Narben, die Georgia nicht unter bunten Tattoos verbergen konnte. «Und hier wolltest du ein bisschen nachhelfen? - Warum tust du so etwas? Ist dir dein Leben denn gar nichts wert?»
Peinlich berührt entzog sich Georgia ihr, wandte ihr den Rücken zu und rauchte in tiefen Zügen. Die Festungsmauern zogen sich wieder hoch.
«Tut mir leid» murmelte Sabrina einfühlsam und berührte ihre Schulter. «Auch wegen der anderen Sache... aber du musst verstehen, dass mir das alles Angst macht. Ich pflege eben nicht deinen Umgang und meide die Gefahr eher, als das ich sie suche.»
«Du brauchst keine Angst zu haben - du weißt doch: ich arbeite safe» kam es ausdruckslos. «Und ich meine Arbeiten , nicht Liebemachen, wie du dachtest. Ich mache das schon lange so.»
Sabrina seufzte. «Wie soll es denn jetzt weitergehen...?» flüsterte sie, schlang die Arme sanft um ihre Taille und lehnte sich an ihren Rücken. Sie atmete mit geschlossenen Augen den zarten Hauch des Parfüms, das ein Teil von Georgia war wie ihr Lächeln, ein unauslöschlicher Teil ihres Zaubers, den sie auf sie ausübte, und fühlte sich unendlich wohl bei ihr. Stunden hätte sie so sitzen können, Georgia im Arm, so nah.
Georgia nahm ihre Hände und streichelte sie gedankenvoll. «Keine Ahnung. Muss man denn immer ein Plan haben für alles...?»
Später ließ sie sich von ihr erneut küssen, auch in einer Weise berühren,
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