Showtime! (German Edition)
die zu mehr geführt hätte, wäre sie dazu bereit gewesen. Doch sie war es nicht. Noch nicht, und das ließ sie sie auch konsequent wissen.
Die Romantik war mit einem Schlag vorbei, als Georgia sich daraufhin mit einem Seufzer von ihr löste, sie kurz küsste und sagte: «Ist okay, Brini. Sowieso... ich kann nicht hier bleiben.»
Mit einem Schluck Tee nahm sie eine Kapsel, deren Inhalt sie über Nacht wach halten würde, und wieder glich ihr Gehen mehr einer Flucht. Ihr Blick war eine Mischung aus Bedauern und der Bitte zu verzeihen, als sie sich verabschiedete.
«Eine Frage noch» sagte sie, schon fast aus der Tür. «Wie bist du ins Bett gekommen zu mir? Warst du nicht sehr böse auf mich, als du mich gesehen hast im Club? Und noch böser, weil ich sternhagelvoll bei dir gelandet bin? - Trotzdem bist du zu mir ins Bett gekommen?»
«Ich weiß auch nicht, wieso ich das gemacht habe» sagte Sabrina matt und wusste im Grunde gar nichts mehr. «Mir war kalt, und ich war hundemüde.» Es widerstrebte ihr so sehr, sie gehen zu lassen, ohne das alles geklärt war, ohne zu wissen, ob jetzt alles vorbei war, dass ihr zum Heulen zumute war. «Pass auf dich auf» murmelte sie, als Georgia ging.
Aus den Boxen im Wohnzimmer hauchte Diana Ross sinnlich Love Hangover und erinnerte Sabrina schmerzlich daran, wohin es sie zu nächtlicher Stunde zog.
***
Georgia erwachte leicht verkatert in einem fremden Bett.
Oft genug verband sich ein solcher Umstand automatisch mit der etwas lästigen Feststellung, nicht allein zu sein. Noch schlaftrunken, tastete sie die Fläche neben sich ab, doch es war niemand da. Und es war auch niemand da gewesen. Das Bett, in dem sie lag, war ein Hotelbett, und sie hatte niemanden eingeladen, darin die Nacht mit ihr zu verbringen.
Sie tastete sich mehr aus dem Bett, als sie ging, erschrak nur minimal bei ihrem Anblick im Spiegel, und betastete vorsichtig das geschwollene, blaue Wunder über ihrem linken Auge. Es schmerzte ein wenig und gab ihrer Erscheinung einen äußerst aparten Kick.
Kämpfernarben davon zu tragen war nichts sonderlich Neues. Diese Trophäe jedoch hatte es in sich, hatte sie es doch Sabrinas Ex, Jürgen, zu verdanken. Letzte Nacht hatte er ihr überraschend einen Anstandsbesuch im Club abgestattet. Es hatte zunächst ein flaches Streitgespräch gegeben, das Georgia möglichst unauffällig gehalten hatte, weil Ärger im Club nach Möglichkeit zu vermeiden war. Jürgen hatte angefangen, sie zu provozieren, zu beschimpfen und zu bedrohen; ihr geraten, die Finger von ‚seiner Frau' zu lassen - was Georgia allerdings lieber selbst zu entscheiden gedachte.
Bevor noch jemand einschreiten konnte, hatte Jürgen ihr auf eine dreckige Bemerkung hin deftig eine gelangt, woraufhin er zum Echo blitzartig einen Boxhieb in die Magengrube, gefolgt von einem Aufwärtshaken und einem satten Schwinger von links einzustecken hatte, der ihn unsanft auf einen der Tische niedergehen ließ.
Da Georgia nicht, wie er, mit der flachen Hand geschlagen hatte, zierten heute bläulich verfärbte Stellen die Knöchel ihrer Hand, die davon ausgehen ließen, dass die Gegenpartei heute auch keinen allzu guten Tag haben würde.
Sie hatten sich gegenseitig unterschätzt. Georgia hatte nicht damit gerechnet, dass der Warmduscher tätlich werden würde, Jürgen nicht damit, dass Georgia im Kickboxen nicht ungeübt war.
Kellner und Barleute waren alarmiert gelaufen gekommen. Einer hatte Georgia zurückhalten müssen, die Gefahr lief, in einen Blutrausch zu verfallen, ein anderer hatte Jürgen wieder in die Senkrechte gebracht und unsanft vor die Tür gesetzt. Georgia war von Joe in einen Nebenraum gezerrt worden, wo sie im übelsten Jargon an die Wand geschrien und mit Pauken und Trompeten gefeuert worden war. Seltsam erleichtert war sie hinausgegangen, hatte sich von Naomi und den anderen verabschiedet, die gut mit ihr ausgekommen waren und sie noch für ihre treffsicheren Reflexe beglückwünschten. Dann hatte sie ihren Kram zusammengepackt und vor dem Club ein Taxi angehalten.
Um Sabrina davor zu bewahren, sie ein weiteres Mal in sehr unerfreulichem Zustand zu erleben, hatte sie sich im Hotel einquartiert, die hübsche Brüsche mit einem lachenden und einem weinenden Auge mit Eis versorgt und aufgegeben, verstehen zu wollen, was sie der Welt eigentlich getan hatte, das alles, wirklich alles stets auf ein Desaster hinaus lief.
Wodka aus der Minibar und ein Gute-Nacht-Joint hatten
Weitere Kostenlose Bücher