Showtime! (German Edition)
ihr die nötige Ruhe und den Trost gegeben, die ihr halfen, in den sonst so gefürchteten Schlaf zu flüchten, statt zu grübeln.
Nun war es Tag, und er brachte Regen, ein Veilchen, den Verlust eines verflixt gut bezahlten Jobs - und sehr angenehme Erinnerungen an die Zeit kurz davor.
Auf dem Nachttisch, an eine Lampe gelehnt, stand Sabrinas Foto.
Georgia nahm es in die Hand und ließ sich zurück in die Kissen sinken. Sie betrachtete es liebevoll entrückt, sah sich in Gedanken Sabrina berühren und spürte eine breit gefächerte Palette von Gefühlen in sich aufsteigen, die sie viel zu lange vermisst hatte.
Kim war die erste und einzige gewesen, die diese Gefühle in ihr wachgerufen hatte, weil sie auch die einzige gewesen war, die sie je geliebt hatte. Verliebt gewesen war sie meist in irgendwen. Aber geliebt, sofern man es wirklich so nennen konnte... hatte sie nur sie, und das auch noch zu sehr. Es machte ihr Angst, in Erwägung zu ziehen, dass sie Sabrina lieben könnte wie Kim, weil es hieße, sich in eine neue Abhängigkeit zu begeben. Sich ihr so zu offenbaren, wie sie wirklich war - nicht hart und abgebrüht, sondern verletzlich, unsicher, scheu. Es hieße auch, sich mit Gewissensbissen zu plagen, mit der schrecklichen Angst, sie wieder verlieren zu können; dem immer schon vorhandenen Zweifel, ob sie es wert war und verdient hatte, geliebt zu werden - und ob es echt war.
Die sanft aufkommende Erinnerung an ihre Küsse weckten sinnliche Empfindungen, die seit Gott weiß wann nicht mehr im Zusammenhang mit körperlicher Nähe aufgetreten waren. Lust zu empfinden war für Georgia im Normalfall schlicht Geilheit, nichts weiter. Die Befriedigung ihrer, wie Kim sie abschätzig nannte: ‚ausgeprägten animalischen Triebe'.
Georgia hatte Sex, um sich körperlich zu entspannen. Wenn möglich, so oft es ging. Manchmal auch, um Dinge zu erreichen. Bei Leuten. Im finanziellen Sinne. Oder einfach nur so, selbst wenn ihr gar nicht wirklich danach war.
Bei Sabrina war es anders. So wie es bei Kim früher anders gewesen war. Sabrina berührte etwas in ihr und entfachte etwas, was berauschend war, sich unbeschreiblich gut anfühlte und nicht mehr aufhören sollte.
Die sonst für Georgia üblichen Regeln des Spiels hießen: Jagdinstinkt ausleben, erobern, besitzen, loslassen - weil: uninteressant.
Sabrina hatte ihr System geknackt. Sie hatte nicht zugelassen, dass aus dem Küssen mehr wurde. Auch wenn es sie nicht minder gepackt hatte als sie selbst, da war Georgia sicher, sie hatte es gespürt.
Das hatte noch nie Eine mit ihr gemacht, sie einfach auflaufen lassen. «So viel geb' ich nicht, aus, basta!» Sie musste lachen bei dem Gedanken. Es gefiel ihr.
Obwohl zurückhaltender als sonst, war Georgia kaum auf mehr aus gewesen, als Sabrina ins Bett zu kriegen, bei jedem ihrer Treffen; Sabrina dagegen war erst neugierig gewesen, hatte dann allmählich Feuer gefangen, und sah in ihr mehr als eine bloße Bettgespielin, ein aufregendes Abenteuer.
Gestern hatte sich Georgia zunächst nur kurz beirren lassen - das Hirn mehr im Slip als da, wo es hingehörte. Sehr schnell hatte sie Sabrina beim zweiten Anlauf schon da gehabt, wo sie sie hatte haben wollen - und dieses Mal hatte Sabrina sie geschickt Schach matt gesetzt. Sie ließ sich nicht so mir nichts, dir nichts an die Wäsche gehen. Ihr entschuldigendes: «Ich will das nicht so schnell, Georgia, ich möchte mich erst an dich gewöhnen» hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht. Fast hätte sie gelacht, denn es klang für sie derart konfus, ungewohnt, dass es ihr Schwierigkeiten bereitete, damit umzugehen.
Sabrina hatte sie gebeten, ihr Zeit zu geben. Zeit, um sich über ihre Gefühle klar zu werden - und wann, bitte, war ihr das letzte Mal eine Frau begegnet, die diesen ungewöhnlichen Wunsch geäußert hätte? - Sie kennen lernen wollen, sich erst an sie gewöhnen wollen, so etwas war ihr nahezu fremd, denn dort, wo sie herkam, hielt man sich mit solchen Floskeln erst gar nicht auf. Und dass jemand daherkam, einem aufrichtiges Interesse entgegenbrachte und zudem das Gefühl von Geborgenheit und Zuneigung gab, das war zu schön, um wahr zu sein.
Sabrina war eher ein Kopfmensch, vernünftig, moralisch ziemlich unverdorben und noch dazu ehrlich. Sie selbst handelte meist instinktiv, wie ein Tier, was womöglich an ihrem gehörnten Sternzeichen lag, oder daran, dass sie in menschlicher Hinsicht eh nie ernst genommen worden war.
Sabrina nahm sie ernst. Und
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