Shutdown
irgendwann einmal von einer Site in Mono County gesprochen?«
»Mono County – Sie meinen die Gegend oben in der Sierra?«
»Schon möglich.«
Jen fiel erst jetzt ein, den Ort zu suchen, dessen Name sie noch nie gehört hatte. Die Karte zeigte eine abgelegene Gegend am Osthang der Sierra Nevada. Es blieb eine Weile still in der Leitung, bis Tate plötzlich ausrief:
»Nicht Gamov! Aber Don zieht sich manchmal dorthin zurück. June Lake heißt das Nest. Es liegt mitten in Mono County.«
»Waren Sie schon da?«
»Gott bewahre! Er duldet niemanden dort. Möchte allein sein, in Ruhe angeln, behauptet er.«
»June Lake – danke.«
Sie kappte die Verbindung. Hastig packte sie die Computertasche, hängte sie um und rannte in die Garage hinunter. Die Uhr am Armaturenbrett des Cabrios zeigte halb acht. Zwölf Stunden, um Frank zu überzeugen. Das müsste reichen, hoffte sie, falls Rita mitspielte.
June Lake, Mono County, Kalifornien
Der Hitzeschock blieb aus, als sie bei der Poststelle aus Franks unterkühltem Auto stieg. June Lake, eine überschaubare Ansammlung bunter Spielzeughäuschen am gleichnamigen See, lag hoch oben in der Sierra Nevada am Fuß schneebedeckter Berge. Hier brauchte auch im Hochsommer niemand eine Klimaanlage. Scharen von Rucksacktouristen und alten Herren mit Angelruten versorgten sich in den kleinen Läden mit Proviant oder erholten sich vom anstrengenden Nichtstun am See an den Tischen vor den Bars entlang des Loop. Der harzige Duft des nahen Kiefernwaldes beschwor Erinnerungen herauf, die sie sogleich wieder verdrängte.
»Scheint eine beliebte Gegend zu sein«, sagte sie, um Frank von den trüben Gedanken abzulenken, die seit dem Vortag an seinem Gesicht nagten.
Die Falten auf seiner Stirn blieben. Sie versuchte es weiter:
»Wir werden das auch noch schaffen.«
»Danke, geschafft bin ich schon.«
»Sobald wir den Beweis für die Moonbase haben, kannst du mich verhaften. Dann gehen wir mit dem Material zu Rosenblatt, versprochen.«
»Verhaften darf ich dich leider nicht«, brummte er mit echtem Bedauern in der Stimme.
»Hast du doch schon«, lachte sie. »Los jetzt, die Post muss es wissen.«
Jerry Waller übernahm die Rolle des entfernten Bekannten, der nach Don Goodmans Adresse fragte.
»Hier wohnt nur eine Mrs. Barbara Goodman«, sagte die Beamtin nach kurzer Suche. »Sie führt eine Pension weiter oben bei Boulder Lodge.«
»Sind Sie sicher?«
Die Frau nickte nur.
Jen musste die Enttäuschung nicht vorgaukeln. »Das verstehe ich nicht«, murmelte sie mehr zu sich selbst. »Don hat immer von seinem Haus in June Lake geschwärmt.«
Die Beamtin wartete geduldig auf die nächste Frage.
»Es muss ein abgelegenes Haus sein«, spekulierte Jen.
»Ganz June Lake ist abgelegen«, lächelte die Frau.
Frank schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich zum Gehen. In Jen kochte es. Sie ärgerte sich über sich selbst. Keine Sekunde hatte sie damit gerechnet, der große Don Goodman könnte hier ein Unbekannter sein. Aufgeben kam nicht infrage, also mutmaßte sie weiter:
»Vielleicht benutzt er den Firmennamen, ›Trusted News Corp.‹ oder ›TNC‹?«
»Vielleicht, aber nicht in June Lake.«
»Gamov, Duncan, Moonbase?«
Die Frau schüttelte nur noch den Kopf, ohne das nette Lächeln zu verlieren. Frank gab ihr einen Wink und verließ die Post. Sie dankte dem ewig freundlichen Gesicht flüchtig und folgte ihm mit hängenden Schultern.
»Moonbase ist hier irgendwo, verdammt noch mal«, schimpfte sie draußen.
»Ich wünschte, du hättest recht«, sagte Frank. »Allerdings werden sich die Leute kaum unter ihrem eigenen Namen hier verstecken, fürchte ich. Die Hütte wird irgendeinem Strohmann gehören, falls es überhaupt ein Haus ist.«
Die Bemerkung machte sie stutzig. »Wie meinst du das?«
»Na ja, könnte doch sein, dass die Computersysteme unter der Erde stecken, im Berg, in einer verlassenen Kaverne der Armee zum Beispiel.«
Sie blickte ihn erschrocken an. So weit hergeholt war die Idee nicht in dieser Gegend. Allerdings wäre ihr ein solcher Ort auf der Karte aufgefallen, falls er nicht unter Geheimhaltung fiel.
»Solche Stellen müssten doch deine Kollegen kennen?«
»Die Polizei? Das ist nicht dein Ernst. Meine ehemaligen Kollegen sollten wir in unserer Lage besser nicht fragen.«
»Dann durchkämmen wir eben jedes einzelne Haus. Viele sind es ja nicht«, sagte sie trotzig.
Ihre Ratlosigkeit schien ihn milder zu stimmen. Die Stirn glättete sich. Die
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