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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Treppe, klirrte Glas. Eine Fensterscheibe barst. Das Geräusch kam von der Terrassentür. Ihre Knie knickten ein. Sie stürzte die letzten paar Tritte in die Garage hinunter und landete auf dem weichen Kleidersack. Sie raffte sich leise stöhnend auf. In panischer Angst drehte sie den Schlüssel der Kellertür. Das dünne Holz würde den Berserker nicht lange aufhalten, aber jede Sekunde zählte. Sie befestigte den Sack notdürftig auf dem Motorrad. Vorsichtig stieß sie das Garagentor auf. Die Luft war rein, doch das konnte sich jeden Moment ändern.
    Ein Geräusch hinter ihrem Rücken ließ sie herumfahren. Die Klinke bewegte sich. Gleich danach traf die Tür ein harter Schlag wie von einem kräftigen Fußtritt. Holz splitterte, aber die Tür hielt stand. Wie in Trance warf sie die BMW an. Der lange vernachlässigte Motor weigerte sich, anzuspringen. Ein zweiter Schlag erschütterte die Tür. Noch einer, und er hat mich , schoss ihr durch den Kopf, während sie verzweifelt versuchte, den Motor zu starten.
    Beim dritten Schlag riss das Futter der Tür auf. Sie sah das Loch aus den Augenwinkeln, groß genug, ihn durchzulassen. Ihre Muskeln wollten den Dienst versagen. Mit einem wilden Aufschrei stieß sie die ganze angestaute Angst und Wut aus und trat nochmals auf das Pedal. Der Motor lief. Sie schwang sich auf den Sattel, rollte die Einfahrt hinunter. Das Tor stand noch offen. Sie trat aufs Gas und brauste ohne einen Blick zurück davon.
    Fünf Minuten später fuhr sie hart am Geschwindigkeitslimit auf dem Nimitz Freeway nach Süden, weg aus Alameda, zurück zur Fabrik. Das Haus stand traurig und verlassen am Straßenrand, das Tor mit Brettern vernagelt. Ungebetene Besucher hatten sich dadurch nicht abhalten lassen, wie die eingeschlagenen Scheiben im Erdgeschoss belegten. Familie Jackson hatte allem Anschein nach die Fabrik auch verlassen. Es gab kein Zurück. Sie fuhr im Schritttempo am alten Heim vorbei, als hoffte sie, eine Kraft würde sie doch noch zurückhalten. Zwei Blocks weiter hielt sie an. Der Coffeeshop war wieder in Betrieb.
    »Das Übliche?«, fragte die Bedienung, als wäre seit ihrem letzten Besuch nicht die Welt untergegangen und erst wieder am Entstehen.
    Während sie auf die Kalorien wartete, prüfte sie die Liste der verpassten Anrufe auf ihrem Handy. Sie erinnerte sich nicht, es ausgeschaltet zu haben. Es musste ein Reflex gewesen sein in dem Augenblick, als das Tor quietschte. Frank hatte ein Dutzend Mal angerufen, kein Wunder. Er musste warten. Rebecca schwebte in Gefahr, wenn auch nicht unmittelbar. Sie zu warnen war das Wichtigste. Sie musste lange warten, bis die Verbindung zustande kam.
    »Jen«, rief sie überrascht aus. »Schön, dass du anrufst. Ich bin leider mitten in einer Besprechung ...«
    »Es ist wichtig.«
    »Ist etwas nicht in Ordnung – geht es dir gut?«
    »Ich musste fliehen.«
    Für eine Schrecksekunde blieb es still in der Leitung, dann sagte Rebecca gedämpft, als gälten die Worte nicht ihr: »Augenblick, ich muss kurz raus.«
    Eine Tür fiel ins Schloss.
    »Entschuldige, da bin ich wieder. Was redest du da von Flucht? Mein Gott, Jen, muss ich mir Sorgen machen?«
    »Ich fürchte schon.«
    Rebecca hörte schweigend zu, wie sie vom Monster berichtete. Sie ließ nichts weg, nur von der Vorgeschichte erwähnte sie kein Wort.
    »Mein Gott – das ist – unfassbar«, murmelte Rebecca, nachdem sie geendet hatte. »Und du bist sicher, dass es dir gut geht?«
    »Ich lebe und niemand weiß, wo ich bin.«
    »Weißt du wenigstens, wo du bleiben kannst? Gibt es jemanden ...«
    »Ja – nein – eigentlich nicht, aber ich habe dein Bike.«
    Die Bemerkung reizte Rebecca nicht zum Lachen. »Das Bike kannst du behalten, solang du willst. Ich bin froh, muss ich es nicht mehr sehen, hab ich dir schon gesagt. Aber du brauchst eine Bleibe.«
    »Du auch. Solang dieser Teufel frei herumläuft, kannst du nicht zurück, glaub mir. Tut mir so leid.«
    »Vergiss das Haus. Ich habe kein Problem. Du steckst tief in der Tinte, wie es aussieht. Weiß Frank Bescheid?«
    »Er wird die Bescherung gesehen haben.«
    »Er sucht dich bestimmt.«
    »Ich rufe ihn nachher an. Danke für alles.«
    »Warte!«, rief sie. »Nicht auflegen. Ich weiß, wo du sicher bist. Du kannst meine Hütte benutzen. Die steht sowieso die ganze Zeit leer. Und bevor du fragst: Es gibt WLAN da oben.«
    »Wo oben?«
    »Zephyr Cove.«
    »Wo in aller Welt liegt das?«
    »Es ist ein schönes Plätzchen am Lake Tahoe.«
    »In

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