Shutdown
Franks neue Adresse.
»Kennen Sie Sheriff Taylor?«, fragte er.
Baker schüttelte nur den Kopf und zog ihn noch ein wenig ein, als erwarte er einen Faustschlag als Strafe für seine Ahnungslosigkeit.
In Gedanken versunken, spielte Adam mit dem Brieföffner, was dem verängstigten Mann ein ersticktes »Nein« entlockte. Die Information musste hier irgendwo sein, in diesem Raum, das spürte er. Der Herr hatte Coleman zu sich gerufen, aber sicher nicht, ohne einen Hinweis zu hinterlassen. Wie sonst sollte er seinen Auftrag erfüllen? Er begann, die Schubladen zu durchwühlen, während Baker sich nicht zu regen und kaum zu atmen wagte.
Erst zuletzt, im Schubfach links unten, fand er, was er suchte. Er hätte es wissen müssen. Coleman war Linkshänder. Alles Wichtige befand sich zu seiner Linken. Das schwarze Büchlein musste den entscheidenden Hinweis enthalten. Colemans privates Adressbuch. Hastig blätterte er zum T und fand dieselbe alte Adresse.
»Verflucht!«, schimpfte er, dass Baker entsetzt zusammenfuhr.
Die Zeit drängte. Je länger er stöberte, desto eher würde jemand auftauchen. Musste er jetzt die ganzen verdammten Stapel Notizen durchsuchen? Verärgert blätterte er im Buch, bis ihm der Zettel auffiel, der zwischen zwei der letzten Seiten klebte. Er faltete ihn vorsichtig auseinander. Es war ein Foto. Coleman mit einem Dutzend grinsender Cops und Frank in der Mitte. Auf der Rückseite stand Franks Name über einer neuen Anschrift in Alameda.
Alameda, Kalifornien
Insgeheim musste Frank der guten Rita zustimmen: In ihrer Küche zu frühstücken war entschieden gemütlicher als allein in seinem Haus. Sie goss ihm Kaffee nach und räumte den Teller weg, der so sauber aussah, als hätte er ihn ausgeleckt wie in seiner Jugend den Ahornsirup.
»Gut, dass man wieder anständig kochen kann«, sagte er.
Sie verstand sofort, was er damit meinte und schmunzelte. »Hat’s geschmeckt?«
»Na ja ...«
»Untersteh dich, meine Pfannkuchen zu kritisieren. Du darfst es ruhig zugeben, wenn dir etwas gefällt.«
»Der Gentleman schweigt und genießt.«
»Wen meinst du mit dem Gentleman?«
Er lachte, wie jedes Mal, wenn er nicht gegen ihren bissigen Humor ankam. Er nippte genussvoll am Kaffee. Auch der schmeckte besser als Franks ›home brew‹. Sie konnte seine Gedanken lesen.
»Schmeckt einfach besser bei mir, nicht wahr?«
»Darum komme ich immer wieder.«
»Wenn das so ist ... Dann kannst du ja gleich einziehen.«
Gefährliches Territorium, signalisierte sein sechster Sinn. Es war einer von Ritas Sätzen, die nicht eindeutig zu interpretieren waren, vor allem nicht, wenn dieser Gesichtsausdruck sie begleitete. Er zog es vor, schweigend noch einen Schluck Kaffee zu trinken.
»Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war mit der Kleinen«, sagte sie unvermittelt.
»Was meinst du?«
»Die Kleine bei Rebecca. Die ist ja nie zu Hause und kann nicht auf sie aufpassen.«
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Also wirklich, Rita. Manchmal übertreibst du. Jen ist erwachsen und kann auf sich selbst aufpassen. Ich glaube, die beiden kommen ganz gut zurecht miteinander. Rebecca hat sich jedenfalls gefreut.«
»Ich weiß nicht. Diese Jen scheint mir sehr verletzlich zu sein, wenn einer wie du versteht, was ich meine.«
»Ein alter Esel wie ich, wolltest du sagen. Ja, ich verstehe gut, was du meinst. Vielleicht besser, als du denkst.«
Er kannte Jens Geschichte. Er hatte das hilflose, brutal verletzte Mädchen auf den Armen getragen. Trotz ihrer verpfuschten Kindheit war aus ihr eine selbstbewusste junge Frau geworden.
»Du sprichst nicht gern über die Zeit in Fresno«, bemerkte Rita säuerlich.
»Warum soll ich über die Vergangenheit reden? Ich kann sie sowieso nicht mehr ändern.«
Er trank den Kaffee aus. Es war Zeit, aufzubrechen.
Sobald er seine Wohnung betrat, ahnte er, dass etwas nicht stimmte. Er sah die Veränderung nicht, aber etwas war anders als beim Verlassen des Hauses. Leise ging er nochmals zur Tür zurück und untersuchte sie auf Einbruchspuren. Das Schloss sah aus wie immer. Es gab keine Kratzer auf dem Metall und am Türrahmen. Das störende Gefühl verflüchtigte sich trotzdem nicht. Schnell und leise kontrollierte er Bad und Küche. Alles schien in Ordnung, bis er das Wohnzimmer betrat. Mit einem unterdrückten Fluch blieb er stehen. Was wohl Dana dazu sagen wird? , war sein erster Gedanke. Zeitungen, Bücher, Fotos und der Inhalt sämtlicher Schränke lagen verstreut auf
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