Shutdown
zweifelte, was selten genug vorkam. Sie kontrollierte das Programm eingehend, machte Stichproben, um die Ergebnisse zu überprüfen, bis sie begriff, tatsächlich keine Vorstellung von der Ausdehnung des Medienkonzerns zu haben. Zu ›TNC‹ gehörten nicht nur die ›TN Post‹, die paar andern Zeitungen im Westen, die sie kannte und die Sender von ›TNN‹. Don Goodman und seine Investoren kontrollierten direkt über fünfzig Zeitungen, Magazine, Gratisblätter in allen Bundesstaaten außer Hawaii und Alaska. Dazu gesellten sich einige lokale Radio- und Fernsehsender, deren Namen sie nie gehört hatte. Die dreißig Prozent Marktanteil erschienen ihr mit einem Mal eher untertrieben. Noch etwas fiel ihr bei einer zweiten, erweiterten Suche auf: Etwa zwei Drittel aller Firmen, die als Eigentümer der Medienhäuser auftraten, wurden in den offiziellen, externen Berichten nie erwähnt, als gehörten sie nicht zum Konzern. Zeit für die nächste Frage an Pat, beschloss sie.
Die Künstler saßen im Hinterhof beim Kartenspiel. Der Schmied bot ihr zu trinken an. Niemand schien sich darüber zu wundern, dass sie immer noch da war.
»Gefunden, was Sie suchten?«, fragte Pat.
»Können wir reden?«
Sie zogen sich ins Zimmer zu den Computern zurück. Jen zeigte ihr die Liste der Firmen, die nur inoffiziell zu ›TNC‹ gehörten, und sagte:
»›Phoenix Peoples Voice‹, ›Miami Frontier‹, ›Boston Prime Time‹ und all die andern, was haben die mit ›TNC‹ zu tun?«
Pat studierte die Liste aufmerksam, bevor sie lächelnd antwortete: »Sie haben fast alle erwischt, gratuliere. Scheinfirmen sind das, von Dons Strohmännern geführt und über Trusts auf den Caymans finanziert. Sie stehen hundert Prozent unter Kontrolle von ›TNC‹.«
»Aber das ist doch ...«
»Illegal, ich weiß. Damit hatte er mich in der Hand, da ich mitgeholfen habe, die Konstrukte aufzubauen. Pat Farmer war eine ziemlich ehrgeizige Frau, müssen Sie wissen.«
»Darum also gingen Sie nicht an die Öffentlichkeit vor vier Jahren.«
»Na ja«, lachte sie, »darum und wegen der großzügigen Abfindung, die all das hier finanziert hat.«
Die Offenheit erstaunte Jen. Die Künstlerin Cactus hatte mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen. Pat Farmer bei ›TNC‹ war eine andere Frau, mit der sie nichts mehr verband außer den vergessenen Daten auf dem blinden Computer.
»Mir ist noch etwas aufgefallen«, sagte Jen nach einer kurzen Pause. »Viele der Strategiepapiere stammen von einer Quelle, die sich ›Office P‹ nennt. Die steht auch in Ihrem Report über die Schmiergelder.«
»Ihnen entgeht wirklich nichts«, murmelte Pat schmunzelnd. »›Office P‹ war, und ist wahrscheinlich immer noch, Dons Geheimwaffe für psychologische Kriegsführung. Das sind ziemlich genau seine Worte.«
»Was meinte er damit?«
»›TNC‹ ist ein gigantischer Medienkonzern. Der lebt nicht nur von nüchternen Agenturmeldungen. Der bindet seine Konsumenten an sich, weil er ihre Meinungen und Neigungen genau kennt, befriedigt und gezielt beeinflusst, verstehen Sie?«
»›Office P‹, die Spezialisten für die Manipulation von Lesern und TV Publikum? P für Psychoterror?«
Der erste Name, der ihr dabei einfiel, war der von Zach Rant, dem Vater aller Volksverhetzer und Angstmacher.
»Terror würde ich die Arbeit von ›Office P‹ nicht nennen«, erwiderte Pat. »Die Leute verstehen sich als seriöse Wissenschaftler, die nichts anderes tun, als den Einfluss der Medien auf das Verhalten der Konsumenten zu untersuchen.«
»Wer sind diese Leute? Haben die etwas mit Zach Rant oder dem Reporter zu tun?«
»Die Ratte«, lachte Pat verächtlich. »Zach wurde doch von ›Office P‹ genauso manipuliert, wie er seine Zuschauer einwickelt. Da bin ich mir ganz sicher, wenn ich es auch nicht beweisen kann. Ich glaube Steve Duncan – den meinen Sie doch?«
Jen nickte.
»Ich glaube, Steve ist wesentlich gefährlicher als Zach. Jedenfalls unterhielt er zu meiner Zeit enge Verbindungen mit ›Office P‹.«
Jen wartete ungeduldig auf die Antwort zu ihrer wichtigsten Frage, doch Pat zögerte.
»›Office P‹«, fuhr sie schließlich fort, »war nur eine Briefkastenfirma, soweit ich mich erinnere. Eine Anschrift in Berkeley, die Sie in keinem Verzeichnis finden dürften.«
Berkeley, Oaklands nördlicher Nachbar, war selbst eine Großstadt.
»Geht's etwas genauer?«
»Ich erinnere mich nicht an die Adresse des Briefkastens, aber Sie müssten sie in der Korrespondenz
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