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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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finden. E-Mails liefen übrigens auch nur unter dem Kürzel ›officep‹.«
    »Wie ist es möglich, dass Sie auf der Chefetage nie jemandem aus diesem Office begegnet sind?«
    Pat nickte nachdenklich und überlegte, bevor sie zögernd antwortete:
    »Seltsam, in der Tat. Wahrscheinlich hat Dons Nachhilfeunterricht etwas damit zu tun. So nannten wir seine Konferenzen mit Leuten von der Cal, die er unter Ausschluss aller Mitarbeiter veranstaltete.«
    »Leute von der Uni in Berkeley?«
    Pat nickte.
    »Namen – kennen Sie Namen?«
    »Ich kann mich nur an einen erinnern. Schneider hieß der, Vince, glaube ich.«
    Jen tippte den Namen mit fliegenden Fingern in die Suchmaschine auf ihrem Laptop. Das Netz der Künstler war mehr oder weniger unbrauchbar, aber für diesen Zweck reichte es. Stotternd erschien die Antwort im Browserfenster.
    »Dr. Vincent Schneider, Psychology Department, University of California, Berkeley – das muss er sein«, murmelte sie und grinste dabei bis über beide Ohren.
    »Sieht so aus«, stimmte Pat spöttisch zu. »Wollen Sie nicht langsam Feierabend machen?«
    Jen blickte verlegen auf die Uhr. »Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »Das sehe ich«, lachte Pat. »Von mir aus können Sie gerne die ganze Nacht weitermachen.«
    »Echt? Sorry, ich will nicht ...«
    »Schon O. K., das Angebot steht.«
    Pat zog sich lächelnd zurück und kehrte nach kurzer Zeit mit einem Stapel Decken wieder.
    »Machen Sie sich's auf dem Sofa gemütlich, falls Ihnen die Augen zufallen.«
    Jen dachte nicht daran, sich hinzulegen. Zuviel Adrenalin floss in ihrem Blut. Überzeugt, den Namen hinter dem einflussreichen ›Office P‹ gefunden zu haben, erstellte sie ein umfangreiches Profil des Dr. Schneider und vergaß dabei nicht nur die Zeit und die Müdigkeit, sondern auch den Marshal, der ihr bis vor dieses Haus gefolgt war. Um Mitternacht glaubte sie, die ganze Information über Schneider und seinen Umkreis im Campus von Berkeley zu kennen, soweit sie im öffentlichen Netz verfügbar war. Sie war bereit für den Anruf. An der Westküste war es erst elf Uhr, fortgeschrittener Vorabend für Jezzus.
    »Jen, du bist es wirklich!«, rief er begeistert. »Lang nichts von dir gehört. Wie geht es dir, alles in Ordnung?«
    »Danke, könnte nicht besser sein.«
    Es war ihre Standardantwort auf die Standardfrage, doch diesmal enthielt sie einen Kern Wahrheit. Sie glaubte, endlich den entscheidenden Hinweis gefunden zu haben.
    »Du hast doch ein paar Semester in Berkeley studiert?«
    »Kann man sagen. Wieso fragst du?«
    »Ich hätte einen Job für dich.«
    Er lachte. »Einen Job habe ich zurzeit, aber danke fürs Angebot.«
    »Nein, im Ernst, hör zu.«
    Sie ließ die ganze Vorgeschichte ihrer Ermittlungen weg, fasste nur ihre Erkenntnisse über Pat Farmer, Steve Duncan, Carmen Tate, den Don und Office P zusammen, um ihm einen Überblick zu verschaffen.
    »Und du bist sicher, dass uns dieser Schneider zu den ›Black Hats‹ führt?«, fragte er nach einer Denkpause.
    Er sagte »uns«, ein gutes Zeichen, dachte sie lächelnd. »Sicher ist gar nichts, hast du selbst immer gesagt. Es ist einfach die heißeste Spur bis jetzt. Wir müssen versuchen, mehr über Schneider und Co. herauszufinden.«
    »Vielleicht ist ›Office P‹ gar nicht mehr aktiv.«
    »Mit dem Risiko kann ich leben.«
    »O. K., wie hast du dir das weitere Vorgehen vorgestellt?«
    »Ganz einfach: Du installierst einen ›Pwn Plug‹. Den Rest kann ich remote erledigen.«
    »Ganz einfach!«, platzte er heraus. »Du bist gut. Ich habe jetzt einen ganz legalen Job ...«
    »Den kannst du behalten.«
    »Jen wie sie leibt und lebt«, lachte er.
    »Du kennst dich doch aus auf dem Campus. Für dich ist es ein Kinderspiel, den Stecker bei Schneider einzustecken.«
    Sie hoffte, die neu entdeckte Gesetzestreue hätte ihren Freund noch nicht dazu bewogen, das praktische Gerät wegzuwerfen. ›Pwn‹ bedeutete in ihrer Fachsprache soviel wie ›die Kontrolle übernehmen‹, aber das beabsichtigte sie nicht. Sie brauchte den Stecker nur, um ins lokale Netz des Dr. Schneider einzudringen und seine elektronische Kommunikation unbemerkt mitzuhören. Der ›Pwn Plug‹ sollte nur ein passiver Spion sein.
    »Keine Ahnung, ob er überhaupt noch funktioniert«, brummte Jezzus.
    »Also hast du ihn noch. Gut, wann kannst du ihn einschleusen?«
    Er suchte keine weiteren Ausreden, sagte nur: »Mal sehen, was ich tun kann.«
     
    Berkeley, Kalifornien
     
    Jens Unverfrorenheit, mit der

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