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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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abgeben, dann geht das Ganze, kann ich nur vermuten, an Hoovers Jungs. Aber wir sind raus aus der Sache.«
    Naehrings Pfeife bewegte sich nicht. Cawley trank einen Schluck. Mahler tönte blechern vor sich hin. Irgendwo im Raum tickte eine Uhr. Der Regen draußen war stärker geworden.
    Cawley stellte das leere Glas auf das Tischchen neben sich.
    »Wie Sie wünschen, Marshal.«
     
    Als sie Cawleys Haus verließen, goss es in Strömen. Der Regen prasselte auf das Schieferdach, die Ziegelsteine der Veranda und das schwarze Verdeck des wartenden Wagens. In silbrigen Streifen durchschnitt er die Dunkelheit. Von Cawleys Tür bis zum Auto waren es nur wenige Schritte, dennoch wurden sie völlig durchnässt. McPherson rannte um die Motorhaube herum und sprang hinters Lenkrad. Als er den Kopf schüttelte, spritzten Tropfen aufs Armaturenbrett. Er legte den Gang des Packard ein.
    »Schöner Abend.« Seine Stimme übertönte die klatschenden Wischerblätter und den trommelnden Regen.
    Teddy sah sich durchs Heckfenster um, die verschwommenen Silhouetten von Cawley und Naehring standen auf der Veranda und blickten ihnen nach.
    »Da jagt man doch keinen Hund vor die Tür«, sagte McPherson. Ein dünner Zweig, vom Ast gerissen, flog an der Windschutzscheibe vorbei.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier, McPherson?«, erkundigte sich Chuck.
    »Vier Jahre.«
    »Ist schon mal einer geflohen?«
    »Nein, wo denken Sie hin!«
    »Oder hat’s mal einer versucht? Sie wissen schon, wurde mal jemand ein, zwei Stunden lang vermisst?«
    McPherson schüttelte den Kopf. »Nicht mal das. Da müsste man wirklich absolut verrückt sein. Wo soll man denn hier hin?«
    »Was ist mit Dr. Sheehan?«, fragte Teddy. »Kennen Sie den?«
    »Klar.«
    »Wie lange ist er schon hier?«
    »Ich glaube, ein Jahr länger als ich.«
    »Also fünf Jahre.«
    »Kann sein.«
    »Hat er oft mit Miss Solando gearbeitet?«
    »Nicht dass ich wüsste. Dr. Cawley war ihr Therapeut.«
    »Ist es üblich, dass der ärztliche Direktor behandelnder Therapeut eines Patienten ist?«
    »Nun …«
    Sie warteten. Die Wischer klatschten unentwegt weiter, die dunklen Bäume beugten sich zu ihnen herab.
    »Kommt drauf an«, sagte McPherson und winkte den Wärtern zu, als der Packard durch das Haupttor rollte. »Dr. Cawley arbeitet natürlich sehr oft mit den Patienten von Station C. Und dann gibt es noch einige auf den anderen Stationen, deren er sich annimmt, ja.«
    »Wer ist das außer Miss Solando?«
    McPherson hielt vor dem Männerwohnheim. »Sie haben Nachsicht, wenn ich nicht herumkomme und Ihnen die Türen öffne, ja? Schlafen Sie sich aus. Morgen wird Dr. Cawley Ihre Fragen bestimmt beantworten.«
    »McPherson«, sagte Teddy und öffnete die Tür.
    McPherson sah ihn an.
    »Sie sind nicht sehr überzeugend«, sagte Teddy.
    »Bei was?«
    Teddy lächelte grimmig und trat in den Regen.
     
    Sie teilten sich das Zimmer mit Trey Washington und einem zweiten Pfleger namens Bibby Luce. Der Raum war relativ groß, hatte zwei Etagenbetten und eine kleine Sitzecke, wo Trey und Bibby Karten spielten, als Teddy und Chuck hereinkamen. Auf das obere Etagenbett hatte jemand einen Stapel weißer Handtücher gelegt. Damit trockneten sie sich nun die Haare. Dann zogen sie sich Stühle heran und spielten mit.
    Trey und Bibby pokerten. Zigaretten galten als angemessener Ersatz, wenn einem das Geld ausging. Teddy bluffte die anderen mit einem Blatt von sieben Karten und gewann mit einem Club Flush fünf Dollar und achtzehn Zigaretten. Er steckte die Zigaretten ein und spielte von da an zurückhaltend.
    Chuck entpuppte sich indes als die wahre Spielernatur. Jovial wie immer, unmöglich zu durchschauen, häufte er Berge von Münzen und Zigaretten und schließlich sogar Geldscheine an. Er hockte davor und machte ein Gesicht, als sei er erstaunt, wie er an eine solche Menge Geld gelangt war.
    »Haben wohl Röntgenaugen, Marshal?«, fragte Trey.
    »Einfach Glück, würd’ ich sagen.«
    »Schwachsinn. Wenn ein Schweinehund so ein Glück hat, dann hat er irgendeinen Zauber drauf.«
    »Vielleicht sollten sich andere Schweinehunde nicht am Ohrläppchen ziehen«, sagte Chuck.
    »Hä?«
    »Sie ziehen sich am Ohrläppchen, Mr. Washington. Immer wenn Sie was Niedrigeres als ein Full House haben.« Chuck zeigte auf Bibby. »Und der Schweinehund da …«
    Alle drei lachten los.
    »Der … der – nein, Moment mal, Moment – der kriegt immer so Eichhörnchenaugen und guckt auf unsere Einsätze, kurz bevor er

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