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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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ganze Zeit diese Musik. Blechern.
    »Brahms?«, fragte Chuck.
    »Mahler.« Cawley nahm neben Naehring Platz.
    »Sie haben um Aufklärung gebeten«, sagte Naehring.
    Teddy stützte die Ellenbogen auf die Knie und breitete die Hände aus.
    »Seit der Schulzeit«, begann Naehring, »ist keiner von Ihnen einer körperlichen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen. Das soll nicht heißen, dass Sie sich gerne prügeln, nur dass Ihnen ein Rückzug nie in den Sinn kommt. Stimmt das?«
    Teddy sah Chuck an. Chuck lächelte leicht beschämt.
    »Abhauen hab ich nicht gelernt, Doc«, sagte Chuck.
    »Apropos lernen. Von wem wurden Sie großgezogen?«
    »Von Bären«, sagte Teddy.
    Cawleys Augen blitzten, er nickte Teddy unauffällig zu.
    Naehring hingegen wusste Humor offensichtlich nicht zu schätzen. Er zupfte seine Hose am Knie zurecht. »Glauben Sie an Gott?«
    Teddy lachte.
    Naehring beugte sich vor.
    »Ach, das war ernst gemeint!«, sagte Teddy.
    Naehring wartete.
    »Schon mal ein Todeslager gesehen, Doktor Naehring?«
    Naehring schüttelte den Kopf.
    »Nein?« Teddy rückte ebenfalls ein Stück vor. »Ihr Englisch ist sehr gut, fast fehlerlos. Aber die Konsonanten sind immer noch ein bisschen zu hart.«
    »Ist Einwanderung ein Verbrechen, Marshal Daniels?«
    Teddy lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Dann zurück zu Gott.«
    »Wenn Sie ein Todeslager gesehen haben, Doktor Naehring, können Sie mich noch mal auf meine Gefühle bezüglich Gott ansprechen.«
    Naehrings Nicken bestand aus einem langsamen Schließen und Öffnen der Augenlider. Dann wandte er sich an Chuck.
    »Und Sie?«
    »Hab noch kein Lager gesehen.«
    »Glauben Sie an Gott?«
    Chuck zuckte mit den Schultern. »Hab schon lange nicht mehr über den Guten nachgedacht.«
    »Seit dem Tod Ihres Vaters, nicht wahr?«
    Jetzt beugte auch Chuck sich vor und starrte den kleinen Dicken mit den strahlend blauen Augen an.
    »Ihr Vater ist tot, nicht wahr? Und Ihrer auch, Marshal Daniels? Ich würde mich tatsächlich auf die Wette einlassen, dass Sie beide vor Ihrem fünfzehnten Geburtstag die dominierende Vaterfigur in Ihrem Leben verloren haben.«
    »Herzdame«, sagte Teddy.
    »Wie bitte?« Naehring beugte sich noch weiter vor.
    »Ist das der nächste Taschenspielertrick?«, fragte Teddy. »Sagen Sie mir gleich, welche Karte ich in der Hand halte? Ach nein, besser noch: Sie sägen eine Schwester entzwei oder zaubern Kaninchen aus Dr. Cawleys Kopf.«
    »Das sind keine Taschenspielertricks.«
    »Wie wär’s denn hiermit?«, sagte Teddy und hätte den kirschengleichen Kopf am liebsten von den klobigen Schultern gerupft. »Sie zeigen einer Frau, wie man durch Wände geht, durch ein Haus voller Pfleger und Strafvollzugsbeamter schwebt und übers Meer fliegt.«
    »Der ist gut«, sagte Chuck.
    Naehring gestattete sich ein weiteres langsames Blinzeln, das Teddy an eine voll gefressene Hauskatze erinnerte.
    »Noch einmal: Ihre Selbstverteidigung ist –«
    »Ah, geht das wieder los.«
    »– beeindruckend. Aber die zur Diskussion stehende Frage –«
    »Die zur Diskussion stehende Frage«, unterbrach ihn Teddy, »ist, dass hier in der letzten Nacht ungefähr neun krasse Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften begangen wurden. Sie haben eine Vermisste, und keiner sucht –«
    »Natürlich suchen wir.«
    »Gründlich?«
    Naehring lehnte sich zurück und warf Cawley einen sonderbaren kurzen Blick zu, sodass Teddy sich fragte, wer von beiden tatsächlich der Vorgesetzte war.
    Cawley bemerkte Teddys Verwirrung und errötete leicht. »Dr. Naehring fungiert unter anderem als Verbindungsglied zu unserem Kuratorium. Ich habe ihn heute Abend in dieser Funktion hergebeten, um sich Ihrer vorher geäußerten Bitten anzunehmen.«
    »Was denn für Bitten?«
    Mit einem Streichholz brachte Naehring seine Pfeife wieder zum Glühen. »Wir werden Ihnen die Personalakten unserer ärztlichen Mitarbeiter nicht zur Verfügung stellen.«
    »Die von Sheehan«, sagte Teddy.
    »Überhaupt keine.«
    »Das heißt, Sie ziehen uns die Eier lang.«
    »Dieser Ausdruck ist mir nicht bekannt.«
    »Dann sollten Sie mehr reisen.«
    »Marshal, führen Sie Ihre Ermittlung fort, und wir werden Ihnen helfen, wo wir können, aber –«
    »Nein.«
    »Wie bitte?« Jetzt beugte sich auch Cawley vor. Alle vier saßen mit hochgezogenen Schultern und vorgestreckten Köpfen da.
    »Nein«, wiederholte Teddy. »Diese Ermittlung ist beendet. Mit der ersten Fähre kehren wir in die Stadt zurück. Wir werden unsere Berichte

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