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Shutter Island

Titel: Shutter Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Wort ist. Als freies Paar in einer freien Welt.«
    »Also türmen sie. Runter von der Insel.«
    »Könnten jetzt schon in einem Fats-Domino-Konzert sitzen.«
    Teddy blieb am hinteren Ende des Wohnheims vor der orangeroten Mauer stehen. »Aber aus welchem Grund sollten sie nicht die Spürhunde rufen?«
    »Haben sie ja getan«, sagte Chuck. »Alles nach Vorschrift. Irgendwen mussten sie holen, und wenn einer von so einem Ort flieht, sind wir halt zuständig. Aber wenn vertuscht werden soll, dass Angestellte beteiligt sind, dann sind wir bloß hier, um ihre Version der Geschichte glaubwürdiger zu machen. Sie können behaupten, sie hätten alle Vorschriften befolgt.«
    »Na gut, aber warum sollten sie Sheehan decken?«
    Chuck stützte sich mit einem Fuß an der Mauer ab. Er zündete sich eine Zigarette an. »Keine Ahnung. Hab ich mir noch nicht überlegt.«
    »Wenn Sheehan Rachel hier rausgeholt hat, muss er vorher ein paar Leute geschmiert haben.«
    »Auf jeden Fall.«
    »Mehr als ein paar.«
    »Vor allem die Pfleger. Und ein oder zwei Wärter.«
    »Und einen von der Fähre. Vielleicht sogar noch mehr.«
    »Es sei denn, er hat gar nicht die Fähre genommen. Kann ja selbst ein Boot haben.«
    Teddy dachte kurz nach. »Hat Geld an den Füßen. Park Avenue, hat Cawley gesagt.«
    »Na, da hast du’s. Ein eigenes Boot.«
    Teddy schaute zum dünnen Draht oben auf der Mauer hoch. Die Luft wurde langsam drückend wie eine gegen Glas gepresste Blase.
    »Wirft genauso viele Fragen auf, wie es beantwortet«, sagte Teddy nach einer Weile.
    »Hm?«
    »Was sollen die Buchstaben in Rachel Solandos Zimmer?«
    »Na ja, sie ist schließlich verrückt.«
    »Warum zeigen sie sie uns dann? Ich meine, wenn hier was vertuscht wird, warum machen sie es uns dann nicht einfach, damit wir unsere Berichte schreiben und wieder gehen können. Warum sagen sie nicht: Der Wärter ist eingeschlafen. Oder: Das Fensterschloss war verrostet, das war uns entgangen.«
    Chuck legte die Hand an die Mauer. »Vielleicht fühlten sie sich einsam. Alle. Brauchten Kontakt zur Welt draußen.«
    »Na, klar. Sie erfinden eine Geschichte, damit wir herkommen? Damit sie ein neues Gesprächsthema haben? Das klingt einleuchtend.«
    Chuck drehte sich zur Klinik um. »Spaß beiseite …«
    Teddy drehte sich ebenfalls um. Beide betrachteten das Gebäude. »Hm …«
    »Ich werd langsam nervös, Teddy.«

5
    »DAS WURDE DAMALS schon ›großzügiger Wohnbereich‹ genannt«, erklärte Cawley und führte sie über das Parkett des Foyers zu den beiden Eichentüren mit Messingknäufen, groß wie Ananas. »Im Ernst. Meine Frau hat auf dem Dachboden nicht abgeschickte Briefe des ersten Eigentümers, Colonel Spivey, gefunden. Seitenlang ergeht er sich über den großzügigen Wohnbereich, den er gerade baut.«
    Cawley zog an einer der Ananas, die Tür öffnete sich.
    Chuck pfiff anerkennend. Teddy und Dolores hatten eine Wohnung auf der Buttonwood gehabt, um deren Größe sie alle Freunde beneidet hatten – der Korridor war so lang wie ein Fußballfeld –, dennoch hätte ihr Apartment zweimal in diesen Raum gepasst.
    Der Boden war aus Marmor, hier und dort lag ein dunkler Orientteppich. Der Kamin war mehr als mannshoch. Allein die Vorhänge – drei Meter violetter Samt pro Fenster, und zwar an neun Fenstern – mussten mehr gekostet haben, als Teddy im Jahr verdiente. Vielleicht sogar mehr als in zwei Jahren. Ein Billardtisch stand in einer Ecke unter dem Ölgemälde eines Mannes in der blauen Uniform der Unionsarmee, dem Bild einer Frau in einem weißen Rüschenkleid und einem dritten Werk, das den Mann und die Frau zusammen zeigte, einen Hund zu ihren Füßen und hinter ihnen ebenjener mächtige Kamin.
    »Der Colonel?«, fragte Teddy.
    Cawley folgte seinem Blick und nickte. »Wurde kurz nach Fertigstellung der Gemälde seines Postens enthoben. Wir haben sie zusammen mit dem Billardtisch, den Teppichen und den meisten Stühlen im Keller gefunden. Den Keller sollten Sie sich mal ansehen, Marshal. Da könnte man einen Poloplatz draus machen.«
    Teddy roch Pfeifentabak und drehte sich um, Chuck ebenfalls. Beide hatten gemerkt, dass noch ein anderer Mann im Raum war. Er saß, den Rücken ihnen zugekehrt, in einem Ohrensessel vor dem Kamin, hatte einen Fuß aufs Knie gestützt und ein geöffnetes Buch dagegengelehnt.
    Cawley führte Teddy und Chuck zum Kamin und wies auf die im Kreis aufgestellten Sessel. Dann ging er zum Barschrank. »Was trinken die Herren?«
    »Roggenwhisky, falls

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