Shy Black – Detektiv mit allen Sinnen (Romantica-Novellenreihe) (German Edition)
schwarzglänzenden Lauf erblickte, den Moses auf ihn gerichtet hielt. Er richtete die Waffe in Höhe seiner Oberschenkel auf Shy, verdeckt vor seinen Passagieren, die hinter ihm saßen, sodass diese zunächst nichts davon mitbekamen.
„Was, zum Teufel, soll das?“, zischte Shy ihm zu. Erstaunen, Wut und Enttäuschung zeichneten sich in seinem Gesichtsausdruck ab.
„Sorry, mein Junge, aber du bleibst draußen. Lass deine Waffe besser stecken. Das geht nicht gegen dich persönlich, aber ich habe eine alte Schuld zu begleichen. Montoya hat mir Geld geliehen, als es mit der Flugschule bergab ging und meine Hypotheken fällig waren. Er half mir wieder auf die Beine. Sonst hätte ich vor einem Jahr alles verloren.“ In der Drohung steckte gleichzeitig eine Entschuldigung.
„Hör zu, vergessen wir die ganze Sache. Montoya sitzt im Knast!“, bat Shy eindringlich. Er konnte es nicht glauben, dass sein Freund und Lehrer sich gegen ihn stellte.
Moses schüttelte fast verzweifelt den Kopf. „Das wird er nicht für lange, das weißt du genau. Solche Typen haben Spitzenanwälte und ´ne Menge Kohle.“
„Was hast du vor?“
„Ich bring die Lady zu Montoyas Leuten, mehr nicht. Ich selbst werde niemandem Schaden zufügen, wenn ihr alle tut, was ich sage.“ Eine gewisse Hilflosigkeit klang in seiner rauen Stimme durch.
Die ganze Unterhaltung war so leise vonstatten- gegangen, dass sie fast vom Propellergeräusch übertönt wurde.
Irvine wunderte sich derweil auf dem Rücksitz, dass Shy immer noch nicht eingestiegen war und sich anscheinend mit dem schwarzen Piloten unterhielt. Shy blickte ihn warnend an. Da begriff sein Freund, dass er sich besser ruhig verhalten sollte und legte – zu Nora gewandt – seinen rechten Zeigefinger auf die Lippen, um ihr anzudeuten, ruhig zu bleiben. Die Exfrau seines ehemaligen Chefs schaute ihn überrascht und zweifelnd an. Sie schüttelte leicht den Kopf zum Zeichen, dass sie nicht verstand, was er meinte.
Hoffentlich macht sie jetzt keine Dummheiten!, dachte Irvine. Gleichzeitig kam ihm eine Idee. Vorsichtig zog er die zweite Automatik aus seinem Gürtel, die Shy ihm in dem Motel zugeworfen hatte. Zu schießen traute er sich nicht, aber vielleicht reichte die Drohung dazu aus?
Moses ließ den Propeller aufheulen. Im selben Augenblick hielt ihm der junge Mann auf dem Rücksitz von hinten eine Waffe an die Schläfe. Der Pilot erstarrte. Shy reagierte sofort. Er sprang ins Cockpit und riss Moses die Pistole aus der Hand. Mit wenigen Handgriffen schaltete er den Motor ab und zog den überrumpelten Fluglehrer am Kragen seines Overalls aus der Maschine. Draußen verpasste er ihm einen schwungvollen Kinnhaken, der Moses‘ Kopf gegen das Blech des Flugzeugbugs schleuderte.
„Das ist für deinen elenden Verrat, mein Freund“, meinte er dazu und rieb sich die schmerzende rechte Faust, deren Knöchel sich rot verfärbt hatten. Moses prüfte dagegen, ob seine Zähne im Unterkiefer noch alle fest saßen, und sah ziemlich geknickt aus. Er konnte eine Menge einstecken und auch austeilen, wagte es aber dennoch nicht, sich zu wehren, geschweige denn, Shy in die Augen zu blicken. Vermutlich hätte er an dessen Stelle ganz genauso gehandelt.
Irvine und Nora krochen nacheinander aus dem Flugzeug. Irvine richtete immer noch die Waffe auf Moses. Seltsamerweise fühlte er sich ziemlich gut damit. Seine Hand zitterte nicht einmal mehr, was ihn selbst am meisten verwunderte.
„Wehe, du rührst dich von der Stelle!“, fauchte er den massigen Schwarzen wie ein kleines Kätzchen eine Bulldogge an. Shy musste lächeln bei dieser Szene, dann griff er nach seinem Handy und rief Detective Woods an. Jetzt musste er ihm sagen, wo sie sich befanden.
* * *
Drei Wochen später.
Der Detective rief nach einigen Tagen nochmal in Los Angeles an und informierte Shy Black über den Hergang der Verhandlungen. Montoya saß in der Klemme, auch wenn sein Anwalt bereits Revision angekündigt hatte. Zuviele Zeugen hatten gegen ihn ausgesagt. Richard, Nora, sogar Moses und Ryan, einer der Leibwächter. Deren Aussagen sollten reichen, um den Mafioso für viele Jahre wegzusperren. Shy und Irvine brauchten daher selbst nicht mehr zurück nach Las Vegas, um dort vor Gericht auszusagen. Woods rechnete auch nicht mit einer Wiederaufnahme.
Dabei wäre das eine gute Gelegenheit gewesen, sich wieder zu sehen, denn nach ihrer Rückkehr nach Los Angeles hatten sich die Wege der beiden ungleichen Männer getrennt. Nora hingegen
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