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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Schlaf doch bei deinen Hunden!«
    »Erst war es Soja, jetzt sind es Laika und Taiga, auf die du eifersüchtig bist … Wie sich die Akzente verschieben.«
    »Ein Rätsel ist's, wie man ein Ekel wie dich lieben kann!« Sie hielt den Jeep an, mitten in einem kurzen Waldstück war's und sah Jugorow mit blitzenden Augen an. »Gehen wir ein Stück in den Wald?«
    »Walja! Versprochen hab ich Laika und Taiga …«
    »Jetzt erst recht!« Sie sprang aus dem Wagen und lief voraus unter die Bäume. Sehr stolz und siegessicher ging sie, und Jugorow folgte ihr – wer hätte das nicht getan!
    Nach diesem Aufenthalt erreichten sie in kurzer Zeit die erste Sperre des Militärlagers und wurden angehalten. Ein Feldwebel zeigte auf Walja, nickte dazu, dann auf Jugorow und schüttelte den Kopf.
    »Ein taubstummer Soldat!« sagte Jugorow und klopfte sich auf die Schenkel. »Das gab es früher nicht. Aber – genau besehen – praktisch ist's. Er hört kein Schießen, kein Granatenkrachen. Weniger Ängstliche gibt es dadurch, wenn's zum Kampf kommt.«
    »Die Genossin Ärztin – ja!« brüllte der Feldwebel. »Sie – nein.«
    »Walja, er kann sprechen! Welch ein Glück!«
    »Der Genosse Jugorow ist in meiner Begleitung«, sagte Walja.
    »Das sieht man! Trotzdem: Kein Fremder darf ins Lager.«
    »Jugorow ist kein Fremder.«
    »Zivilist ist er.«
    »Der alte Gesang.« Jugorow winkte ab. »Ein Stinksack ist der, der keine Uniform trägt. Du hast es nicht geglaubt, Walja.«
    »Verständigen Sie den Kommandeur!« rief Walja herrisch. »Sagen Sie Major Nasarow: Auch die Ärztin trägt keine Uniform.«
    Der Feldwebel zuckte mit den Schultern, nahm sein Funkgerät und meldete sich bei der Kommandantur. Eine Weile dauerte es, bis man Nasarow gefunden hatte, aber dann ging es schnell. Der Feldwebel nahm schon vor Nasarows Stimme stramme Haltung an, hörte betreten zu und nickte dann. »Jawohl, Genosse Major!« brüllte er in das Gerät. »Gebe ich weiter!«
    Er stellte den Funk ab, wandte sich um zum Jeep und sagte mit einem unterdrückten Feixen:
    »Passieren kann die Genossin Ärztin. Jugorow erst nach einer Leibesvisitation. Hier auf der Stelle. Befehl von Major Nasarow. Ziehen Sie sich aus, Jugorow!«
    »Nasarow ist ein Mann mit Ideen.« Jugorow hob resignierend die Hände. »Drehen Sie sich um, Genossin Ärztin. Ein nackter Mann wird für Sie wohl nichts Neues sein, aber ich schäme mich … bin ein schamhafter Mensch … schon immer war ich das.«
    »Du willst dich doch nicht ausziehen?« fragte sie betroffen. »Hier …«
    »Bitte umdrehen, Genossin, sonst werde ich rot.«
    »Laß diesen Blödsinn! Du ziehst dich nicht aus!«
    »Ohne Kontrolle kein Passieren!« rief der Feldwebel. »Degradiert werde ich, sagt der Major, wenn ich Sie doch durchlasse.«
    »Wie will er sehen, daß ich mich ausgezogen habe? Sitzt er auf einem Baum mit einem Fernglas?«
    »Genosse, Ihre Unterhose soll ich mitbringen. Als Beweis.«
    »Und wenn ich keine Unterhose trage?«
    »Na so was!« Der Feldwebel grinste breit. »Wer glaubt das denn?«
    »Was Nasarow auch macht, er tut es gründlich!« sagte Jugorow. »Allein mußt du ins Lager fahren. Mich auszuziehen wäre peinlich.« Er beugte sich zu Walja und flüsterte ihr ins Ohr: »Zu spitz sind deine Fingernägel … und auch die Zähne. Wie von einer Katze überfallen seh ich aus!« Und laut: »Feldwebel, ich warte bei Ihnen, und wir vertreiben uns die Zeit mit Witzen. Ha, kenne ich viele … nichts für Frauenohren … Walja, viel Glück. Grüß Nasarow von mir.«
    Er stieg aus dem Jeep, vergrub die Hände in die Hosentaschen und grinste den Feldwebel an. »Der erste Witz, mein Freund: Kommt ein Genosse zum Doktor und klagt: ›Oh, Doktor, oh, ich kann nicht mehr pinkeln!‹ – ›Wie alt bist du,Genosse?‹ fragt der Arzt. – ›Siebzig …‹ – ›Was wundert's dich?‹ ruft der Arzt. ›Dann ist schon alles aus dir raus …‹«
    Walja gab Gas und raste davon, doch trotz des heulenden Motors hörte sie das brüllende Lachen von Jugorow und dem Feldwebel.
    Wer hätte es anders erwartet: Nasarow stand vor der Kommandantur, als Walja in das Militärlager fuhr.
    Einiges hatte sich verändert in der kurzen Zeit: feste Unterkünfte waren entstanden. Baracken anstelle der Zelte. Mit allen Soldaten baute Nasarow seine eigene Garnison auf, winterfest. Überall wurde gehämmert, gesägt und geschraubt. Auch Nasarow wußte, daß ihm keine lange Zeit mehr blieb. Ganz plötzlich würde der große Regen kommen und

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