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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Meteljew.
    »Sehr mutig!« rief Krasnikow und drückte Jugorow die Hand. »Hineingegangen wäre ich nicht.«
    »Nicht eine Kopeke habe ich für Sie gegeben, als Sie die Tür aufmachten!« sagte Meteljew anerkennend. »Wie konnte das nur gutgehen?«
    »Der Stärkere muß man sein, Genosse, und es auch zeigen!« antwortete Jugorow doppeldeutig. »Überall ist's so … Und Glück muß man haben, wie beim Roulette.«
    »Sie lieben solche Spielchen?«
    »Nur soweit es notwendig ist.«
    »Und wenn Sie verlieren?«
    »Man muß auch das ertragen.«
    »Ganz nahe waren Sie daran, zerfleischt zu werden.«
    »Das war das Risiko.« Jugorow lächelte Krasnikow an. »Das ganze Leben ist ein Risiko … Kommen Sie mit? Ein Bier muß ich jetzt haben; einen ganzen Eimer voll.«
    »Trinken wir auf Ihr Glück, Jugorow!« rief Meteljew.
    »Auf Ihren Mut«, sagte Krasnikow. »Ja, gehen wir …«
    »Und einen Schluck auf die Hunde! Alle hier reden von einem neuen Attentat. Wir können sicher sein, glaub' ich. An dieser Meute kommt keiner mehr vorbei.«
    Fünf Tage noch, dachte er, als sie hinübergingen zur Kantine. Fünf Tage … dann werden meine Schönen nicht einmal bellen, wenn sie mich riechen oder sehen. Wer ihr auch seid, Krasnikow und Meteljew, KGB, GRU oder sonstwas – dieses sibirische Roulette gewinne ich.
    Drei Tage lang hatte Walja gezögert, hatte sich vor diesem schweren Gang gescheut – nun war er nicht mehr wegzuschieben. Gesagt werden mußte es Svetlana Victorowna: Sei tapfer, überwind es … Lew Andrejewitsch, dein Mann … er ist verschwunden. Warum, wohin weiß keiner. Tot muß er sein, sein Pferd kam allein zurück.
    »Kommst du mit?« fragte Walja, in ihrem Jeep sitzend. Bei den Hunden traf sie Jugorow an, wo sonst? Von Noskow hatte sie es erfahren, daß er hier war.
    »Komm ich vorbei am Zwinger, was sehe ich?« war ihr von Noskow mit einem schiefen Lächeln berichtet worden. »Igor Michailowitsch sitzt auf einem Holzklotz, die Biester um sich herum, sitzt einfach da und erzählt ihnen das Märchen vom wilden Jäger und der Schneeprinzessin … Hält man's für möglich? Erzählt den Hunden Märchen! Übergeschnappt muß er sein, wir haben's alle bisher nur nicht bemerkt …«
    »Mitkommen? Wohin?«
    Jugorow streichelte Laika und Taiga. Eifersüchtig starrten die beiden Hunde sich an. Wehe, wenn bei einem das Streicheln unterblieb! Ihre Weibchenliebe mußte erwidert werden. Ist's beim Menschen anders?
    »Zu den Geiseln, zu der Masuka«, antwortete Walja. »Masuks Frau muß es endlich wissen.«
    »Nasarow wird mich nicht hineinlassen.«
    »In meiner Begleitung doch.«
    »Überschätz ihn nicht. Dankbarkeit ist bei Nasarow sehr begrenzt.«
    »Das könnten wir jetzt nachprüfen. Steig ein, Igor.«
    »Nicht so eilig. Erst muß ich Laika und Taiga um Erlaubnis fragen.« Er beugte sich hinunter zu den beiden Hündinnen und tätschelte ihre schönen Köpfe. »Gestattet ihr, daß ich mit Walja, einem Menschenweibchen, einen Ausflug mache? Wird nichts passieren, meine Liebsten, ist heller Tag und auf der Straße bleiben wir …«
    Er wartete, und erst als ihm Taiga und Laika gemeinsam die Hand leckten, stand er auf und verließ den Zwinger.
    »Sie erlauben es«, sagte er. »Sie sind sehr tolerant; viel toleranter als eine Walja Borisowna.«
    Er kletterte in den Jeep, aber Walja startete den Motor noch nicht. »Soll das so weitergehen?« fragte sie verschlossen. »Wird das ein Wahnsinn mit Methode?«
    »Oh, du kennst Shakespeare? Der hat das auch gesagt.«
    »Woher kennst du ihn denn?« Walja sah ihn verwundert an. Ein Traktorfahrer, der Shakespeares Dramen kennt? Jugorow lachte. Ein Fehler, dachte er. So leicht kann man Fehler machen.
    »Fahr los!« rief er fröhlich, um sie abzulenken von dieser Frage. »Nasarow wird die genähte Wunde platzen, wenn er mich sieht.«
    Walja ließ den Motor an und vergaß tatsächlich ihre Frage. Jugorow redete den ganzen Weg entlang, hielt einen Vortrag über Hundepsychologie und die Pläne, wie er das Lager mit der Meute bewachen würde.
    »Ab elf Uhr abends bis morgens sechs darf niemand mehr sein Quartier verlassen«, sagte er. »Kurz nach elf lasse ich die Hunde frei. Dann können wir ganz ruhig schlafen.«
    »Der Oberleithund!« Sie sah ihn von der Seite an. »Schlafe ich jetzt mit einem Rudelchef?«
    »Ich werde bellen, wenn du zu mir kommst … die Lefzen hochziehen … Ob es mir gelingt, mit dem Schwanz zu wedeln?«
    »Ein Wort noch, und du fliegst aus dem Jeep!« schrie sie.

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