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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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klassischer K.o. warf den Major zurück in das Kissen – und setzte mit geradezu seliger Miene seine Giftnadelspritze an Nasarows Oberschenkel. Er ließ die Nadel herausschießen, durch den Verband hindurch, zog die Decke über den Ohnmächtigen und steckte das Mordinstrument in die Tasche zurück.
    Mit einem langen Blick betrachtete Meteljew den nun langsam und rettungslos sterbenden Nasarow, nahm eine stramme Haltung ein, grüßte militärisch und sagte im dienstlichen Ton:
    »Es war nötig, Genosse Major. Eine gute Reise!« Dann warf Meteljew sich herum, rannte aus dem Zimmer, aus der Kommandantur, über den Platz zum Wagen und hechtete auf den Fahrersitz. Krasnikow wartete und blickte ihn von der Seite an.
    »Alles erledigt?« fragte er etwas heiser.
    »Alles, Victor Ifanowitsch.«
    »Das war Leichtsinn im Quadrat …«
    Meteljew gab Gas, der Transporter machte einen Satz nach vorn, hinten im Laderaum fielen die Geiseln übereinander und schrien entsetzt, und der Wagen raste davon zur Abzweigung nach Lebedewka.
    »Nichts konnte passieren«, sagte Meteljew zufrieden. »Haben wir das nicht geübt? Wie heißt der schöne Spruch, den man uns immer an den Kopf warf: Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir … Hier war das Leben!« Er lachte und beugte sich über das Lenkrad. »Was sagte Nasarow noch: ›Endlich kommen Sie. Endlich …‹ Stell dir das vor, das sagte er. Endlich … Und ich habe geantwortet: ›Ganz Ihrer Ansicht, Genosse Major!‹ – Man kann sogar mit Humor dabeisein …«
    Krasnikow schwieg. Sie hatten es beide gelernt, das bedenkenlose Töten, aber in diesem Augenblick spürte selbst Krasnikow einen Anflug von Entsetzen.
    Mit Höchstgeschwindigkeit rasten sie durch die Nacht, vorbei an den ›Zehn Sängern‹.
    Sie sahen nicht, wie im Schatten der zehn hohen Birken ein Mann kauerte, zu ihnen hinstarrte und dann per Sprechfunk meldete:
    »Sie kommen … sie haben die Geiseln wirklich bei sich …«
    Im Hintergrund leuchteten noch glutrote Flecken am Nachthimmel.
    Zwei Werst von Nowo Gorodjina entfernt warteten Korolew und Goldanski zusammen mit fünf anderen vermummten Männern auf den kleinen Lastwagen. Im Schwarzen Haus war alles vorbereitet; dort schlug sich Schagin, der Pope, mit dem alten Trofimow herum, der wie ein Raubtier in seinem Haus herumlief und unentwegt drohte, jeden zu erschießen, der ihn scheel anzusehen wage – und sei es auch nur aus den Augenwinkeln heraus. Schagin versuchte, ihn zu besänftigen, und als der Alte weiter tobte, schmetterte der Pope einen Schemel gegen die Wand und schrie: »Die Schnauze hältst du jetzt, Gamsat Wladimowitsch, oder wir beide nehmen ein Stuhlbein und unterhalten uns damit.«
    »Und so einer segnet mich am Sonntag!« brüllte Trofimow zum letztenmal. »Hat Gott denn keine Augen?« Dann saß er am Tisch, stierte vor sich hin, soff Wodka, aß dicke Scheiben Speck dazu, rülpste und wartete wie alle anderen auf die Geiseln.
    Meteljew mußte plötzlich bremsen, hinten fielen die Geiseln wieder fluchend übereinander, als er auf der Straße die Sperre aus Balken und einem alten Fuhrwerk sah. Gleichzeitig tauchten aus der Dunkelheit von beiden Seiten vermummte Gestalten auf, rissen die Türen der Fahrerkabine auf, zerrten Krasnikow und Meteljew vom Sitz, ließen sie auf die Straße fallen, und bevor sie anwenden konnten, was sie gelernt hatten – nämlich ein blitzschnelles Abrollen bei gleichzeitigem Ziehen der Waffen –, waren die Vermummten über ihnen, fesselten sie, schnürten Augenbinden um ihre Köpfe, schoben sie in große Kartoffelsäcke und rissen die Plane auf.
    »Schnell, rein mit ihnen!« rief eine dumpfe Stimme. »Ihr Krümelscheißer, holt sie rein …«
    Meteljew und Krasnikow wurden hochgehoben, Beljakow und drei andere Männer zerrten sie in den Wagen, dann fiel die Plane wieder zu. Einer der Vermummten – Goldanski war's – übernahm das Steuer, und dann raste der Transporter weiter zum Dorf, durch Lebedewka hindurch zur Abzweigung und über die sumpfigen Wege zum Schwarzen Haus. Bevor man die glitschige Straße hinunterfuhr, hielt Goldanski noch einmal, und Rudenko kletterte hinten auf die Ladefläche. Dort empfing ihn lauter Jubel, er wurde umarmt und geküßt, die Frauen weinten vor Glück und Freude über die Erlösung aus aller Angst – bis Beljakow fragte:
    »Wo bringt ihr uns hin?«
    »In das beste Versteck, wo euch wirklich keiner findet: ins Schwarze Haus.«
    Einen Augenblick war es still im Wagen, nur das

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