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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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möglich ist … nur zwinge mich nicht, Herr über dein Leben und deinen Tod zu sein.
    »Er geistert immer noch bei euch herum, der große Unbekannte?« fragte Jugorow mit gequältem Spott. »Niemand hat ihn gesehen, keiner weiß von seiner Existenz; nur in euren Hirnen lebt er, fast schon eine Sagengestalt ist er … Waljanka, laßt ihn nicht zu einem neuen russischen Märchen werden, zu einem neuen Stenka Rasin …«
    »Du glaubst nicht, daß es ihn gibt?«
    »Wir sollten hier nicht glauben, sondern sehen. Wenn Krasnikow ihn vor mich hinstellt – oder legt, was wahrscheinlicher ist –, dann werde ich sagen: Ihr hattet recht, ich habe mich geirrt. Aber bis dahin …« Er lächelte schmerzlich. »Waljanka, gute Nacht. Schlaf gut. Ich werde dich heute vermissen. Es ist so schön, dich schlafen zu sehen. Manchmal spitzt du die Lippen, als würdest du im Traum küssen …«
    »Dich, Igorenka, nur dich. Morgen wird es wieder so sein wie unser ganzes Leben lang.«
    Er blickte Walja nach, mit einem langen, wehmütigen Blick, und als sie um die Ecke der Lagergasse in Richtung Hospital verschwunden war, schloß er hinter sich die Haustür ab, ging hinüber in die Wohnung der ›Zwillinge‹, setzte sich in das mit den elektronischen Geräten bestückte Zimmer und schaltete das Funkgerät ein, das Meteljew immer beim Gespräch mit General Tjunin benutzte. Es war der modernste, technisch vollkommenste Sender und Empfänger, den Jugorow je gesehen hatte. Er schob den Einschalthebel herum, eine kleine rote Kontrollleuchte schimmerte auf, eine Mattscheibe zeigte grünlich flimmernd, von einem Computer gesteuert, die Frequenz an.
    Jugorow stülpte den Kopfhörer über seine Ohren, tippte eine Frequenzzahl in den Computer, über die Mattscheibe zitterten Zahlen und dann stand, automatisch gefunden, die gewünschte Wellenlänge vor ihm. Sendung.
    Jugorow tippte auf die Taste. Wechselgespräch, wie bei einem Telefon über Satellit. Ein Wunder ist die Technik, auch wenn man sie nicht begreift, sondern nur benutzt.
    »Adler an Wolf … Adler an Wolf …«, sagte Jugorow in sein Mikrofon hinein. »Hier Adler … hier Adler …«
    Im Kopfhörer klopfte und knackte es, ein Rattern wie ein Maschinengewehr, dann wieder nur ein wogendes Rauschen. Und plötzlich war eine Stimme, sehr fern, aber deutlich zu verstehen.
    »Hier ist Wolf …«
    »Vadim Viktorowitsch?« fragte Jugorow vorsichtig.
    »Nein, Jefim. Vadim ist schon unterwegs, er wird geholt. Ah, da ist er schon. Ich übergebe.« Und dann Filarets ruhige Stimme: »Adler?«
    »Ja. Igor Michailowitsch.«
    »Von wo rufen Sie an?«
    »Von einem phantastischen Sender der GRU.«
    »Sind Sie betrunken?«
    »Keineswegs. Ich sitze hier im Zimmer von Meteljew und fühle mich wohl.«
    »Und wo sind Krasnikow und Meteljew?«
    »Meteljew liegt bis zur Austrocknung der Sümpfe, also für immer, tief im Moor – und Krasnikow ist unterwegs, um mich zu suchen. Herauslocken will er mich, indem er allein herumfährt.«
    »Ihre letzte Sprengung war ein Meisterwerk, Adler. Mitten ins Herz traf sie. Gratuliere. Bis nach Moskau hat man den Knall gehört; dort sitzt man jetzt mit dicken Köpfen herum und macht sich wirklich Gedanken. Was Sie mit dem armen Niktin gemacht haben, war perfide, aber eine Glanzleistung. Wer jedoch hat Nasarow getötet?«
    »Eine schwer zu beantwortende Frage. Keiner weiß es. Ich tippe auf Meteljew. Er hat auch die beiden Posten vor dem Geiselzelt erschossen. Mit einer verdammt guten und bisher fast unbekannten Spezialpistole.«
    »Sie haben Meteljew erschossen? Ihr Prinzip war doch …«
    »Es ist noch immer so, Vadim Viktorowitsch. Ein Mann aus dem Dorf hat ihn erschossen. Trofimow.«
    »Der finstere Satan vom Schwarzen Haus?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Hab ihn nur einmal gesehen, beim letztenmal, als ich in Lebedewka war. Mir genügte das. Aber eine zauberhafte Tochter soll er haben.«
    »Soja. Sie könnte aus einem Märchenbuch kommen.«
    »Vorsicht, Adler! Weiber sind der Helden Totenengel … denken Sie immer daran.«
    »Gedanken verwehen im Wind, wenn das Herz spricht. Ich weiß es, denn ich liebe Walja Borisowna.«
    »Wer ist denn das?«
    »Die Ärztin des Lagers, die Tochter von Schemjakin.«
    »Dem Leiter des Abschnitts Tobolsk-Tjumen?! Adler, Sie machen mir Angst. Diese Liebe ist Irrsinn, die können Sie sich nicht leisten. Da wächst eine Mauer vor Ihnen auf, die Sie nie mehr durchbrechen können. Sie werden immer daran denken: Walja gerät in Gefahr.«
    »Das denke

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