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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die uns Monate zurückwerfen …« Kulpakow richtete sich auf, schnaufte erregt und suchte nach seinem Kognakglas. Es lag unter der Karte. Er schob sie weg, riß das Glas an seinen Mund und schüttete den Alkohol in sich hinein, als hänge sein Weiterleben davon ab. »Fällt Ihnen nichts dabei auf?«
    »Ja. Anscheinend hat die Überwachung nicht geklappt, Valentin Valentinowitsch. Die Sicherheitsmaßnahmen müssen Löcher gehabt haben.«
    »Weiß man, wo sie losschlagen?« rief Kulpakow erregt. »Können Sie zweitausendfünfhundertfünfzig Kilometer überwachen, Meter für Meter? Seit zehn Jahren arbeiten über einhundertfünfzig Forschungsinstitute an diesem gigantischen Plan. Millionen Hektar fruchtbarsten Bodens sollen bewässert werden. Zehn Jahre lang war es still; die Menschen schienen einzusehen, daß wir in der Lage sind, das Gesicht der Erde zu verändern. In Tausenden von Versammlungen haben bestens ausgebildete Informanten die Bevölkerung von dem Plan unterrichtet und alle Vorteile aufgezählt. Zehn Jahre lang sind Forschungsarbeiten vorangetrieben worden, bis es jetzt hieß: Wir fangen an! Und plötzlich kommt es zum Widerstand!!« Kulpakows Zeigefinger hüpfte von einem roten Kreis zum anderen. Tjunin rückte an seinem Kneifer; er sah noch nicht, was Kulpakow so erregte. »Warum wandert die Sabotage von Süden nach Norden? Kontinuierlich, zielstrebig, gewissermaßen von Station zu Station.«
    »Jedes Feuer frißt sich vom Anfang an durch. Es ist wie bei einem Steppenbrand.«
    »Nein, das nicht, Anatoli. Das hier ist der genau gezeichnete Weg einer, wie es aussieht, organisierten Einheit. Vom Endpunkt bis zum Anfang des Sib-Aral-Kanals zieht sie an der geplanten Trasse entlang und vernichtet, was schon begonnen wurde. Ein wildes Wolfsrudel, so scheint es. Und wo es auftritt, fangen plötzlich auch die Menschen der Umgebung, die Einheimischen, zu rebellieren an und verprügeln und verjagen unsere Instrukteure. Begreifen Sie das? Ein ganzes Milizkommando wurde überfallen, weggeschleppt, nackt ausgezogen und auf stachelige Kakteen gesetzt. Wo ist das jemals vorgekommen? Wer hetzt diese Menschen auf? Wer immer es auch sei: Er steht jetzt vor unserer Tür. Ich wiederhole es: Wir werden um Monate zurückgeworfen, wenn nicht mehr geschieht als bisher. In Nowo Gorodjina ist jetzt ein ganzes Bataillon eingetroffen – es wird gegen Schatten kämpfen.«
    »Zu bedauern sind Sie, Valentin Valentinowitsch. Wirklich, ich leide mit Ihnen«, meinte Tjunin ehrlich ergriffen.
    »Das ist alles, was Sie sagen?« keuchte Kulpakow. »Bedauern …?«
    »Wenn ich Ihnen helfen könnte, täte ich es. Aber wie?«
    »Der KGB verfügt über hervorragende Männer. Aber – man muß es leider zugeben – die GRU bildet eine Sondertruppe aus, die uns fehlt.«
    »Drücken Sie sich klar aus, Valentin: Ich soll Ihnen einen Kommandotrupp leihen!«
    »Anatoli Borisowitsch, ich danke Ihnen!«
    »Zu früh, Valentin, zu früh! Das will genau besprochen sein. Sie wissen, das ist nicht mein Ressort. Ihre Abteilung …«
    »Erklären Sie mir nicht, welche Aufgaben meine Abteilung zu bewältigen hat«, sagte Kulpakow etwas gequält. »Das weiß ich seit siebzehn Jahren. Nur …« – er sah seinen alten Kriegskameraden mit zusammengekniffenen Augen an – »ganz unter uns, Anatoli: Ich komme nicht weiter. Nur Ihnen kann ich das gestehen. Nur Ihnen, dem Freund. Meine Leute scheinen hirnlos zu sein … was kann man dagegen tun? Wo sie alles überwachen, geschieht nichts, und wo man denkt: Hier ist für genügend Sicherheit gesorgt, da gehen die Bomben hoch. Ein Jagdkommando in Regimentsstärke ist hinter den Saboteuren her. Sie laufen ins Leere oder gegen Gummiwände, wenn es sich um Verhöre von Verdächtigen oder Mitwissern handelt. Ich kann Ihnen die Protokolle zeigen … nichts als heiße Luft! Und wir sind bei den Verhören – das wissen Sie, Anatoli – bestimmt nicht zimperlich. Nur einmal hatten wir einen ganz kleinen Erfolg: Bei Turgai spürten wir einen Mann auf, der fast genau der Beschreibung entsprach, die uns ein Rinderhirte lieferte. Dieser, ein etwas einfältiger Mensch, war in der Nähe, als man die Bohrstation von Turgai sprengte, und beschrieb uns den Täter ziemlich genau. Der Kerl muß es tatsächlich gewesen sein, denn als er unsere Patrouille bemerkte – drei Jeeps mit zwölf KGB-Männern –, da flüchtete er. Mit einem Motorrad! In die Wälder …« Kulpakow schnaufte wie ein Flußpferd, der Gedanke an diese Niederlage

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