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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schwanz wedelt.«
    Tobombajews Sprüche verpufften in dieser Situation; zu ernst war die Entscheidung, die man jetzt treffen mußte. Meteljew und Krasnikow strafften sich wieder.
    »Ich nehme den Auftrag an«, sagte Krasnikow laut.
    »Ich nehme den Auftrag an«, sagte auch Meteljew.
    »Danke.« Tjunin nickte den jungen Offizieren zu. Dann blickte er auf seine Armbanduhr und wandte sich an Tobombajew. »Können wir in einer Stunde sehen, was die Genossen Krasnikow und Meteljew gelernt haben?«
    »Zu jeder Zeit, Genosse General.« Tobombajew erhob sich aus seinem Sessel. Major Tschuba legte die beiden Akten vor Tjunin auf den Tisch und schlug die Seite mit den persönlichen Beurteilungen auf. »Sie brauchen vier Kukli?«
    »Für jeden zwei …« Tjunin beugte sich über die Schriftstücke, überlas sie schnell und nickte. Die Zensuren genügten ihm, auf Details legte er keinen Wert. Auf einen Blick erkannte man, daß Krasnikow und Meteljew die besten Männer waren.
    Tschuba machte eine leichte Kopfbewegung zur Tür. Die beiden jungen Leutnants verstanden, grüßten und verließen das Casino. Der Major folgte ihnen kurz darauf. Auch Tobombajew meldete sich ab, um selbst die Gewähr zu übernehmen, daß alles zu Tjunins Zufriedenheit ablief.
    Die ganze Zeit über, bis die Stunde abgelaufen war, erzählte Tjunin den anderen Offizieren fröhliche Geschichten aus dem weltweiten Einsatz der GRU. Die Genossen lachten kräftig, um Tjunin einen Gefallen zu tun und seine Erzählungen lustig zu finden. Und sie erhoben sich alle wie auf Kommando, als Tjunin sich aus seinem Sessel hochstemmte.
    Major Tschuba kehrte von den Vorbereitungen zurück und nahm an der Tür Haltung an:
    »Genosse General, alle sind auf ihrem Posten.«
    »Dann wollen wir mal sehen, was Meteljew und Krasnikow können.«
    Draußen vor dem Casino wartete wieder ein GAZ-69 mit einem Unteroffizier als Fahrer. Tjunin stieg mit Tschuba in den Wagen, die anderen Offiziere blieben zurück. Tobombajew hatte befohlen: Nur der General, ich und Tschuba.
    »Wo ist der Genosse Oberst?« fragte Tjunin.
    »Auf dem Übungsfeld, Genosse General«, antwortete Tschuba. »Es ist angeordnet, daß alle in der Kaserne bleiben. Auch die Offiziere in ihren Quartieren.«
    Tjunin nickte zufrieden, nahm sich vor, in die Personalakte von Tobombajew ein dickes Lob zu schreiben, und fuhr dann schnell davon in das hügelige Buschgelände.
    Am Waldrand, nach einer Fahrt querfeldein, die nur ein Fahrzeug mit Vierradantrieb schaffen konnte, empfing Tobombajew die beiden Männer. Ein schweres Fernglas hatte er um den Hals hängen, das er sofort abstreifte und Tjunin entgegenhielt. Hinter ihm, vorzüglich getarnt durch Zweige und mit Blättern gespickte dünne Netze, führte eine feste Holzleiter auf den Sitz eines Hochstandes.
    »Wenn ich eine rote Leuchtkugel abschieße, geht es los«, sagte Tobombajew aufgeräumt. »Ihnen voraus klettere ich auf die Plattform, um Ihnen zu helfen, Genosse General.«
    »Sehe ich schon so knöchern aus, daß ich zwischen die Sprossen rutschen könnte?« rief Tjunin und stapfte zur Leiter. Gewandt wie keiner es ihm zugetraut hätte, kletterte er hinauf, stellte sich oben an die Brüstung des Hochsitzes und hob das Fernglas an die Augen. Tobombajew folgte, Tschuba blieb unten am Gerüst stehen.
    »Sehen Sie die vier Kukli?« fragte der Oberst.
    »Nein, Nikita Romanowitsch.«
    »Sehr gut, so soll es sein.«
    »Was sind das für Männer?«
    »Der Anführer einer Straßenräuberbande aus der Gegend von Buchara, ein Frauenmörder aus Kiew, ein Giftmörder aus Astrachan und ein Saustück, das rund um Tallin innerhalb von zwei Jahren fünf Mädchen mißbraucht und getötet hat; Kinder zwischen sieben und zehn Jahren.« Tobombajew zeigte in die Weite der einsamen Landschaft. Nichts deutete darauf hin, daß dort zwei Offiziere begonnen hatten, Jagd auf vier zum Tode verurteilte Menschen zu machen. »In amerikanische Uniformen habe ich sie stecken lassen, das reizt besonders«, erklärte der Oberst weiter. »Bewaffnet sind sie auch …«
    »Nikita Romanowitsch!« Tjunin fuhr herum. Entsetzen lag in seinem Blick. »Was fällt Ihnen ein?!«
    »Eine Prüfung unter den Bedingungen des Ernstfalls wollten Sie sehen, Genosse General. Im Ernstfall hat auch der Feind Waffen. Krasnikow und Meteljew wissen, daß aus den bisherigen Übungen Ernst geworden ist.«
    »Die Kukli könnten also siegen?«
    »Möglich ist es.« Tobombajew zuckte mit den Schultern. »Dann waren Krasnikow und

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