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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Meteljew nicht gut genug für den geplanten Einsatz …« Von einer Ablage nahm er eine Signalpistole und streckte sie in die Luft. »Befehlen Sie, Genosse General!«
    Tjunin nickte stumm, die Leuchtrakete zischte in den Himmel und schwebte dann, strahlend rot, zur Erde zurück. Das Zeichen zum Sterben; unbekannt, wen es traf.
    Das starke Fernglas vor den Augen, tastete Tjunin das Gelände ab. Wenig sah er … einmal etwas Dahinhuschen – er glaubte eine amerikanische Uniform auszumachen – dann bellte irgendwo ein Schuß auf, dem vier andere folgten, aber festumrissene Gestalten erkannte man keine.
    »Da!« sagte Tobombajew plötzlich und streckte den Arm aus. »Da ist einer von uns. In der Mulde neben dem krummen Busch … sehen Sie ihn, Genosse General?«
    Tjunin sah nichts, aber er nickte. Tobombajew begann, vor Spannung auf den Füßen hin und her zu treten. »Jetzt schleicht er auf den linken, kleinen Hügel zu … da muß jemand in Deckung liegen … ha, wie ein Wiesel bewegt er sich vorwärts …«
    Tjunin sah im Fernglas noch immer nichts von dem, was Tobombajew mit dem bloßen Auge entdeckte. Mißmutig senkte er das Fernglas. »Was war denn das, das Schießen?«
    »Man wird es hinterher erfahren, Genosse General.«
    »Lautlos habe ich gesagt, Nikita Romanowitsch. Völlig lautlos. Schießen können auch andere, was soll da die Spezialausbildung?! Schnell und lautlos, das brauche ich!«
    »Das Schießen wird nachher untersucht werden.« Tobombajew beugte sich über die Brüstung des Hochstandes und rief hinunter. »Tschuba, haben Sie das gehört? Die Idioten schießen!«
    »Welche Idioten?« rief Major Tschuba hinauf.
    »Meteljew und Krasnikow.«
    »Unmöglich! Die haben keine Schußwaffen bei sich.«
    Zufrieden beugte sich Tobombajew zurück und strahlte den mißmutigen Tjunin an.
    »Haben Sie das gehört? Geschossen haben können nur die Kukli.«
    »Dann hatten sie ein Ziel, und einer der beiden Offiziere ist tot.«
    »Warten wir es ab, Genosse General. Napoleon hat mehr geschossen und wurde doch vor Moskau besiegt …«
    »Ich wünschte, Ihre Sprüche blieben Ihnen im Hals stecken, Nikita Romanowitsch. Sehen Sie noch etwas?«
    Tobombajew spähte in die Gegend. Wie unberührt lag sie in der Herbstsonne, ein friedliches Land. Und doch umschlichen sich dort sechs Menschen auf Leben oder Tod.
    Neun Zigaretten rauchten Tjunin und Tobombajew auf dem Hochsitz, bis mitten im Gelände eine grüne Leuchtkugel hochzischte. Nikita Romanowitsch nickte zufrieden und sah Tjunin begeistert an.
    »Einer ist schon fertig!« rief er triumphierend. »Ob Krasnikow oder Meteljew, das wird sich zeigen.«
    »Wie ich schon sagte: Einen der Offiziere hat es erwischt. Gleich zu Anfang.«
    »Sie kannten ihr Risiko. Er war eben nicht gut genug. Ein Betriebsunfall …«
    Sie wollten schon den Hochsitz verlassen, als eine zweite grüne Leuchtkugel Tobombajew fast von den Beinen riß. »Ein Bravo für sie!« schrie er begeistert und benahm sich wie bei einem Fußballspiel, wenn ein Tor gefallen war. »Geschafft haben es beide! Und was hab' ich gesagt? Unsichtbar, lautlos, schnell. Hervorragende Männer, Genosse General.«
    Sie stiegen die Leiter hinunter, schwangen sich in den Geländewagen und fuhren zu einer Lichtung, die Tobombajew als Treffpunkt angegeben hatte. Leutnant Krasnikow war schon da, sein kleiner Jeep parkte an den Bäumen. Vor ihm lag, wie es Brauch bei den Jägern ist, die ›Strecke‹: zwei Menschenleiber, mit dem Gesicht nach unten, auf die Erde. Er stand stramm, als Tjunin aus dem Wagen sprang und auf ihn zukam. Von weitem hörte man neuen Motorenlärm … Meteljew kam mit dem Beweis seiner guten Ausbildung.
    Einen kurzen Blick warf Tjunin auf die in amerikanische Uniformen gekleideten Toten und wendete sich dann ab. Der eine, blutüberströmt, hatte einen tödlichen Stich in den Nacken bekommen, der andere trug einen Nylonstrick um den Hals … erwürgt.
    »Zufrieden bin ich, Genosse Oberst«, sagte Tjunin mit rauher Stimme und stapfte zu seinem Wagen zurück. Sich auch noch Meteljews Tote anzusehen, war nicht notwendig. »Nikita Romanowitsch, ich möchte die Offiziere im Casino sprechen. Allein. Fahren wir!«
    Meteljew erschien mit seinem kleinen Jeep in dem Augenblick, als Tjunin davonfuhr. Er hielt neben Krasnikow an und sah dem Wagen nach. Hinter ihm lagen, wie erlegte Tiere, seine beiden toten Kukli übereinander. Enttäuscht stieg er aus.
    »Er fährt einfach weg!« sagte er zu Krasnikow, suchte nach einer

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