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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Weitzer
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wird manchmal sogar als »positiv« erlebt. (»Mein Schmerz ist in Bewegung geraten, das ist gut.«) Diese Reaktion erfolgt allerdings nach der therapeutischen Sitzung - oft sogar erst Tage später. Wichtig ist aber, dass der Patient die Behandlung selbst als angenehm erlebt.

    Wohlfühlen und angenehmes Bewegen wird nicht durch Instruktionen, durch Druck, Zielvorgaben und Wertungen erreicht, sondern dadurch, dass der Patient lernt, sich dabei an seinen eigenen Empfindungen zu orientieren. Der Therapeut ist behilflich durch seine Art zu informieren. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass die Übungsanleitungen zum großen Teil aus Fragen bestehen, die das subjektive Erleben, die Körperwahrnehmung betreffen. Dadurch schafft man Situationen, in der sich ein Mensch mit seiner Muskelaktivität auseinandersetzt und sich darüber bewusstwerden kann, wie sich unterschiedliche Spannungen anfühlen. Zum therapeutischen Geschick gehört dabei, durch das Gespräch mit dem Patienten sowie durch die Beobachtung seiner Reaktionen Hinweise auf sein Erleben zu erhalten, um diese dann für den weiteren Behandlungsprozess verwenden zu können.
    Hier wird also der Weg des »Anordnens der Übung durch den Experten, der sich dabei an objektiven Vorgaben aus der Außensicht orientiert« verlassen. Vielmehr wird der Therapeut zum Begleiter auf dem gemeinsamen Weg, der Fragen stellt, Vorschläge macht, sodass der Weg entstehen kann, während man ihn geht. Der Verlauf einer Behandlungssitzung steht also nie von vornherein fest. Die Entscheidung für das »Wie« trifft letztendlich der Patient auf der Basis seines Erlebens. Er ist verantwortlich dafür, sich wohlzufühlen.
    Sehen wir uns näher an, worauf sich die therapeutischen Fragen beziehen und welche Informationen sie dem Patienten liefern, die ihm dabei helfen, sich seiner Muskelaktivität bewusstzuwerden. Da sind einmal allgemeine Fragen, die auffordern, sich zu spüren, und aktiv nach Lösungen zu suchen, sich wohler zu fühlen (»Wie könnte es noch bequemer sein?«). Dann gibt es konkrete Fragen nach Körperempfindungen (»Wo erleben Sie die größte Spannung und wie würden Sie sie beschreiben?«; »Wie schwer ist Ihr rechter Arm?«). Hier erlebt man oft, dass dies völlig ungewohnte Fragen für einen Menschen
sind. Sie nehmen diese Empfindungen nicht (mehr) bewusst wahr oder finden keine Worte dafür. Mit dieser Unsicherheit muss man natürlich als Therapeut umgehen lernen. Um Druck und neue Spannung zu vermeiden, muss er klarstellen, dass es bei allen Fragen nicht darum geht, sie sofort »richtig« beantworten zu können. Sie dienen hauptsächlich dazu, sie auch dem unbewussten System zu stellen, indem man ihr spürend nachgeht. Das System wird auf jeden Fall eine Antwort finden, die sich vielleicht erst später im bewussten Erleben zeigt. Außerdem sind die verbalen und körperlichen Antworten wichtige Informationen für den Therapeuten und sein weiteres Handeln.
    Andere Fragen betreffen die Veränderungen des Erlebens nach einer bewussten Anspannung oder Bewegung. Dabei gibt es neben allgemeinen Fragen auch konkrete, die sich ebenfalls aus Beobachtungen des Therapeuten ergeben. Sie betreffen beispielsweise bestimmte Teile des Körpers (»Wie fühlt sich der Kopf an, während die Arme rollen?«) oder den Vergleich Vorher - Nachher (»Spüren Sie während der Pause nach, wie sich der rechte Arm nun anfühlt … anders als vorher?«). Dadurch sollen Spannungsveränderungen und Zusammenhänge bewusstwerden. Für die Schmerztherapie besonders bedeutsam hat sich die Frage nach dem Vergleich der linken mit der rechten Körperhälfte (»Fühlt sich ein Arm schwerer an als der andere«; »rollt ein Arm leichter?«) erwiesen. Da an der Steuerung der Skelettmuskulatur auch die Großhirnrinde beteiligt ist, kommt Muskelspannung stets auch hier zum Ausdruck, und zwar als Ungleichgewicht zwischen links und rechts. Dies liegt daran, dass die Großhirnrinde in zwei Hirnhälften unterteilt ist, welche die Informationen unterschiedlich verarbeiten und unterschiedlich funktionieren. Sie sind auch, was die Bewegungssteuerung anbelangt, jeweils für die gegenüberliegende Körperhälfte zuständig. Da sie unterschiedlich mit dem emotionalen Gehirn (dem limbischen System) in Verbindung stehen, wirken sich Spannungen
und

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