Sicherheitsfaktor III
den gewieftesten Einbrecherkönig in den Schatten«, antwortete ich. »Wenn es ihm an Geld fehlt, bricht er einfach in Fort Knox ein und stiehlt das Gold. Das ist einfacher, als in Ihren Tresor oder in den Prüfstand einzudringen.«
»Da haben Sie recht«, seufzte Mike. »Und ich nehme an, dasselbe gilt auch für militärische und politische Geheimnisse.«
»Genau. Er hätte alles erfahren können, was es hier auf Henderwon Island zu wissen gibt, und hat sich die Informationen vielleicht auch verschafft. Nein, Mike, der Entführer ist kein Gangster, wenigstens keiner im üblichen Sinne. Vor allen Dingen ist er kein Einzelgänger.«
»Sondern …?«
»Hinter ihm steht eine wissenschaftlich-technische Macht ersten Ranges. Einer der großen Geheimdienste dieses Planeten!«
Und während Mike Torpentouf mich fassungslos anstarrte, fiel mir endlich ein, was ich an dem Brief so seltsam fand, daß meine Augen immer wieder zu ihm hingezogen wurden. Es hing mit der Formulierung zusammen, die der Unbekannte verwendet hatte. Es gab für mich keinen Zweifel daran, daß Torpentoufs Mädchen einer internationalen Intrige zum Opfer gefallen waren. Der Mann, den wir suchten, kam aus den Reihen der Geheimagenten irgendeiner irdischen Großmacht.
Als solcher hätte er schreiben müssen: Ihre Töchter befinden sich in unserer Gewalt. Wir wollen von Ihnen weder Geld noch politische oder technische Geheimnisse. Was wir wollen …
Statt dessen hatte er nur von sich selbst in der ersten Person gesprochen. Was mußte das für ein Geschöpf sein, das sich mit der häßlichen Aufgabe, drei viereinhalb Jahre alte Mädchen zu entführen, dermaßen identifizierte, daß es ganz allein von sich selbst als dem Urheber des niederträchtigen Anschlags sprach …?
3.
Mike Torpentouf war gegangen, nachdem wir ihm versichert hatten, daß wir uns erstens um die Angelegenheit allen Ernstes kümmern und zweitens zu niemand anderem davon sprechen würden. Nachdem Mike uns verlassen hatte, blieben der Kleine und ich eine Zeitlang schweigend sitzen und hingen unseren Gedanken nach. Schließlich sagte Hannibal:
»Ich habe sein Bewußtsein abgetastet.« Es klang fast wie das Eingeständnis einer Sünde, die er begangen hatte. »Unnötig zu sagen, daß da alles in Ordnung ist.«
Ich hatte gewußt, daß er es tun würde, und deswegen darauf verzichtet, in den Gedanken des Freundes zu stöbern. Mike Torpentouf wußte, daß Hannibal und ich telepathische Fähigkeiten besaßen. Er hätte sich niemals zu uns gewagt, um uns von seinem Leid zu erzählen, wenn er die Absicht gehabt hätte, der Welt etwas vorzumachen.
Nein, an Mike Torpentoufs Aufrichtigkeit hatte ich keinen Atemzug lang gezweifelt. Wohl aber fing ich an, an etwas anderem zu zweifeln, je länger ich darüber nachdachte. Daran nämlich, ob es mir gelingen würde, das Versprechen zu halten, das ich Mike vor wenigen Minuten gegeben hatte. Niemand sollte von dem wahren Anlaß seines Kummers erfahren. Das Geheimnis sollte unter uns bleiben. Uns: Janine, Mike, Hannibal und mir.
War das ein vernünftiger Ausgangspunkt für unser Vorhaben, die Drillinge wohlbehalten wieder zurückzubringen? Wohl kaum. Hinter dem unbekannten Entführer stand die ungeheure Macht eines fremden Geheimdienstes. Ihm standen Mittel zur Verfügung, die sich ein Privatmann – und Privatmänner würden wir sein, wenn wir uns an das Versprechen hielten, das ich Mike gegeben hatte! – unmöglich verschaffen konnte. Wenn nun der Entführer in seiner nächsten Nachricht Mike dazu aufforderte, an Bord eines Schiffes zu kommen, das draußen im Pazifik vorübergehend Anker geworfen
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