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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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den ge­wief­tes­ten Ein­bre­cher­kö­nig in den Schat­ten«, ant­wor­te­te ich. »Wenn es ihm an Geld fehlt, bricht er ein­fach in Fort Knox ein und stiehlt das Gold. Das ist ein­fa­cher, als in Ih­ren Tre­sor oder in den Prüf­stand ein­zu­drin­gen.«
    »Da ha­ben Sie recht«, seufz­te Mi­ke. »Und ich neh­me an, das­sel­be gilt auch für mi­li­tä­ri­sche und po­li­ti­sche Ge­heim­nis­se.«
    »Ge­nau. Er hät­te al­les er­fah­ren kön­nen, was es hier auf Hen­der­won Is­land zu wis­sen gibt, und hat sich die In­for­ma­tio­nen viel­leicht auch ver­schafft. Nein, Mi­ke, der Ent­füh­rer ist kein Gangs­ter, we­nigs­tens kei­ner im üb­li­chen Sin­ne. Vor al­len Din­gen ist er kein Ein­zel­gän­ger.«
    »Son­dern …?«
    »Hin­ter ihm steht ei­ne wis­sen­schaft­lich-tech­ni­sche Macht ers­ten Ran­ges. Ei­ner der großen Ge­heim­diens­te die­ses Pla­ne­ten!«
    Und wäh­rend Mi­ke Tor­pentouf mich fas­sungs­los an­starr­te, fiel mir end­lich ein, was ich an dem Brief so selt­sam fand, daß mei­ne Au­gen im­mer wie­der zu ihm hin­ge­zo­gen wur­den. Es hing mit der For­mu­lie­rung zu­sam­men, die der Un­be­kann­te ver­wen­det hat­te. Es gab für mich kei­nen Zwei­fel dar­an, daß Tor­pentoufs Mäd­chen ei­ner in­ter­na­tio­na­len In­tri­ge zum Op­fer ge­fal­len wa­ren. Der Mann, den wir such­ten, kam aus den Rei­hen der Ge­heim­agen­ten ir­gend­ei­ner ir­di­schen Groß­macht.
    Als sol­cher hät­te er schrei­ben müs­sen: Ih­re Töch­ter be­fin­den sich in un­se­rer Ge­walt. Wir wol­len von Ih­nen we­der Geld noch po­li­ti­sche oder tech­ni­sche Ge­heim­nis­se. Was wir wol­len …
    Statt des­sen hat­te er nur von sich selbst in der ers­ten Per­son ge­spro­chen. Was muß­te das für ein Ge­schöpf sein, das sich mit der häß­li­chen Auf­ga­be, drei vier­ein­halb Jah­re al­te Mäd­chen zu ent­füh­ren, der­ma­ßen iden­ti­fi­zier­te, daß es ganz al­lein von sich selbst als dem Ur­he­ber des nie­der­träch­ti­gen An­schlags sprach …?
     
     

3.
     
    Mi­ke Tor­pentouf war ge­gan­gen, nach­dem wir ihm ver­si­chert hat­ten, daß wir uns ers­tens um die An­ge­le­gen­heit al­len Erns­tes küm­mern und zwei­tens zu nie­mand an­de­rem da­von spre­chen wür­den. Nach­dem Mi­ke uns ver­las­sen hat­te, blie­ben der Klei­ne und ich ei­ne Zeit­lang schwei­gend sit­zen und hin­gen un­se­ren Ge­dan­ken nach. Schließ­lich sag­te Han­ni­bal:
    »Ich ha­be sein Be­wußt­sein ab­ge­tas­tet.« Es klang fast wie das Ein­ge­ständ­nis ei­ner Sün­de, die er be­gan­gen hat­te. »Un­nö­tig zu sa­gen, daß da al­les in Ord­nung ist.«
    Ich hat­te ge­wußt, daß er es tun wür­de, und des­we­gen dar­auf ver­zich­tet, in den Ge­dan­ken des Freun­des zu stö­bern. Mi­ke Tor­pentouf wuß­te, daß Han­ni­bal und ich te­le­pa­thi­sche Fä­hig­kei­ten be­sa­ßen. Er hät­te sich nie­mals zu uns ge­wagt, um uns von sei­nem Leid zu er­zäh­len, wenn er die Ab­sicht ge­habt hät­te, der Welt et­was vorzu­ma­chen.
    Nein, an Mi­ke Tor­pentoufs Auf­rich­tig­keit hat­te ich kei­nen Atem­zug lang ge­zwei­felt. Wohl aber fing ich an, an et­was an­de­rem zu zwei­feln, je län­ger ich dar­über nach­dach­te. Dar­an näm­lich, ob es mir ge­lin­gen wür­de, das Ver­spre­chen zu hal­ten, das ich Mi­ke vor we­ni­gen Mi­nu­ten ge­ge­ben hat­te. Nie­mand soll­te von dem wah­ren An­laß sei­nes Kum­mers er­fah­ren. Das Ge­heim­nis soll­te un­ter uns blei­ben. Uns: Ja­ni­ne, Mi­ke, Han­ni­bal und mir.
    War das ein ver­nünf­ti­ger Aus­gangs­punkt für un­ser Vor­ha­ben, die Dril­lin­ge wohl­be­hal­ten wie­der zu­rück­zu­brin­gen? Wohl kaum. Hin­ter dem un­be­kann­ten Ent­füh­rer stand die un­ge­heu­re Macht ei­nes frem­den Ge­heim­diens­tes. Ihm stan­den Mit­tel zur Ver­fü­gung, die sich ein Pri­vat­mann – und Pri­vat­män­ner wür­den wir sein, wenn wir uns an das Ver­spre­chen hiel­ten, das ich Mi­ke ge­ge­ben hat­te! – un­mög­lich ver­schaf­fen konn­te. Wenn nun der Ent­füh­rer in sei­ner nächs­ten Nach­richt Mi­ke da­zu auf­for­der­te, an Bord ei­nes Schif­fes zu kom­men, das drau­ßen im Pa­zi­fik vor­über­ge­hend An­ker ge­wor­fen

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