Sicherheitsfaktor III
hatte? Wie wollten wir dem Schiff folgen? Wer gab uns das Recht, ein seetüchtiges Fahrzeug einfach zu beschlagnahmen?
Ich sah auf und merkte, daß der Kleine mich gespannt anblickte.
»Ich habe selbstverständlich nicht in deinen Gedanken gelauscht«, sagte er ernst. »Und trotzdem behaupte ich, genau zu wissen, was du eben überlegt hast.«
»Du bist eben ein schlaues Kind«, versuchte ich zu witzeln. »Also – was war es?«
»Wir zwei alleine schaffen das nicht«, sagte er ernst.
»Nein«, stellte ich ihn auf die Probe: »Mike muß aktiv mithelfen.«
Sein Blick verriet keinerlei Ehrfurcht vor meiner übergroßen Intelligenz.
»Das meine ich nicht«, brummte er. »Wir gehen da gegen ein Ding an, das viel zu groß für uns ist. Wir müssen den Alten einweihen!«
Er sah mich aufmerksam an und schien eine sofortige Ablehnung seines Vorschlags zu erwarten. Ich erwiderte seinen Blick, und sogleich funkelte in seinen Augen die Befriedigung darüber, daß er meine Gedanken richtig erahnt hatte.
»Du hast recht«, gab ich zu. »Für diese Sache wird mehr gebraucht als wir zwei zu bieten haben. Ich setze mich noch heute nacht mit Reling in Verbindung. Torpentouf darf nichts davon erfahren!«
»Und warum nicht?«
»Es ist möglich, daß er gezwungen wird, mit dem unbekannten Gegner zu kooperieren. Dazu muß er sich, wenigstens vorübergehend, in die Gewalt des Gegners begeben. Es kann sein, daß er ausgefragt wird – mit modernen Verhörmethoden. Wenn er dabei gesteht, daß Reling von der Entführung weiß, geht es unter Umständen den Mädchen an den Kragen.«
»Klar«, antwortete Hannibal mit solch überheblicher Selbstverständlichkeit, als hätte er die Frage nur ausgesprochen, um mich auf die Probe zu stellen.
Und dann fügte er noch etwas hinzu, das mich völlig überraschte, weil ich noch keine Zeit gehabt hatte, mir darüber Gedanken zu machen.
»Bis Reling zu reagieren beginnt, können wir hier ein wenig Vorarbeit leisten. Ich bin nämlich überzeugt, daß der Feind einen Verbindungsmann auf Henderwon Island hat. Ohne diesen Kontakt hätte er unmöglich das Siegel aus dem Tresor entwenden und nachher im Prüfraum wieder deponieren können. Ich bin sogar sicher, daß dieser Verbindungsmann an ziemlich hoher Stelle sitzt.«
Mike Torpentouf hatte das freundlichste Gesicht aufgesetzt, das er in diesen Tagen der seelischen Qual zustandebrachte. Er trug volle Uniform, wir dagegen waren im Südsee-Urlauberzivil erschienen.
»Es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen zugleich«, wandte sich Mike an die Gruppe von etwa fünfzehn Männern und Frauen, die sich eingefunden hatte, um uns zu sehen, »Ihnen meine Freunde vorzustellen: Brigadegeneral Thor Konnat und Major Hannibal Utan, zwei GWA-Männer, von denen Sie sicherlich schon gehört haben.«
Aufgeregtes Gemurmel bewies, daß er mit dieser Vermutung recht hatte. Ich sah mich um, ließ den Blick über die Reihe von Torpentoufs engsten Mitarbeitern fliegen, und erhaschte einen andächtigen Augenaufschlag von einer statuesken Blondine, die – einem alten Klischee zufolge – viel zu gut aussah, als daß sie genug Gehirn hätte besitzen können, um in Torpentoufs Security Administration eine wichtige Rolle zu spielen. Da sieht man wie der, wie einen Klischees aufs Glatteis führen!
Mike Torpentouf sprach noch eine Reihe salbungsvoller Wor te, dann durften wir uns alle setzen. Es wurden Cocktails serviert, Hannibal berichtete in Telegrammfassung von einigen unserer jüngsten Einsätze, und schließlich durften die Leute, die Torpentoufs Einladung gefolgt waren, sich uns vorstellen zu lassen, Fragen an uns richten. Ich wurde sofort von der Blondine mit Beschlag belegt, was mir
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