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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ge­merkt, daß die drei Tor­pentouf-Mäd­chen, die sonst zu den pünkt­lichs­ten Kin­der­gar­ten­schü­lern zähl­ten, fehl­ten. Aber eben we­gen der Frei­wil­lig­keit des Be­suchs hat­ten sie nicht ge­wagt, sich an Mrs. Tor­pentouf zu wen­den und zu fra­gen, wo die Kin­der ge­blie­ben sei­en.
    »Was ha­ben Sie seit­dem un­ter­nom­men, Mi­ke?« er­kun­dig­te ich mich.
    »We­nig«, ant­wor­te­te er trau­rig. »Le­sen Sie den Brief, Thor, und Sie wis­sen, daß mir die Hän­de ge­bun­den sind. Ich ging den Weg ab, den die Kin­der nah­men, konn­te je­doch kei­ne Spu­ren fin­den. Noch am Don­ners­tag er­hielt ich die Nach­richt, daß Sie Sonn­tag kom­men wür­den. Da faß­te ich den Ent­schluß, ganz ein­fach auf Sie zu war­ten und mir Ih­ren Rat an­zu­hö­ren.«
    Von je­dem an­de­ren hät­te ich die­ses An­lie­gen als Zu­mu­tung emp­fun­den. Ich war hier, um mich zu ent­span­nen, nicht, um den Pri­vat­de­tek­tiv zu spie­len. Aber ers­tens war Mi­ke ein gu­ter Freund, und zwei­tens war sei­ne Ver­zweif­lung so echt und tief, daß ich gar nicht an­ders konn­te: Ich muß­te ver­su­chen, ihm zu hel­fen.
    »Nie­mand weiß, daß die Kin­der ent­führt wor­den sind?« forsch­te ich wei­ter.
    »Nie­mand – au­ßer dem Ent­füh­rer, Ja­ni­ne und mir … und nun Ih­nen bei­den.«
    »Aber ir­gend­wie muß­ten Sie doch er­klä­ren …«
    »Ich ha­be je­der­mann ge­sagt, daß wir die Kin­der nach Hau­se ge­schickt ha­ben, zu Ver­wand­ten«, fiel er mir ins Wort.
    Vor mir auf dem Tisch lag der omi­nöse Brief. Ich hat­te ihn schon fünf­mal ge­le­sen, aber im­mer wie­der kehr­ten mei­ne Au­gen zu ihm zu­rück.
    »Sie fan­den den Stem­pel im Prüf­stand?« ver­ge­wis­ser­te ich mich.
    »Na­tür­lich. Er lag oben auf der Kon­so­le, auf der die Meß­er­geb­nis­se an­ge­zeigt wer­den.« Er fuhr sich mit der Hand durch das schüt­tere Haar. Es war ei­ne zer­fah­re­ne Ges­te, die sei­ne hilflo­se Ver­zweif­lung um so deut­li­cher mach­te. »Gleich nach­dem ich weiß, wie es den drei Mäd­chen geht, möch­te ich nichts drin­gen­der er­fah­ren, als wie es dem Kerl ge­lun­gen ist, das Sie­gel aus dem Tre­sor zu neh­men und spä­ter im Prüf­stand zu de­po­nie­ren. Ich weiß nicht, was schwie­ri­ger ist: in den Tre­sor ein­zu­bre­chen oder un­be­merkt in den Prüf­stand zu ge­lan­gen. Für einen Un­be­fug­ten ist nach mensch­li­chem Er­mes­sen bei­des un­mög­lich.« Er seufz­te, starr­te vor sich hin und füg­te hin­zu: »Aber trotz­dem hat er es ge­schafft.«
    Mir kam ei­ne Idee.
    »Sie müs­sen sich ir­gend­ei­ne Vor­stel­lung von dem Ent­füh­rer ge­macht ha­ben, Mi­ke«, sag­te ich. »Wie sieht er aus? Wo­her kommt er, und wel­che Zie­le ver­folgt er?«
    Mi­ke Tor­pentouf hob die Schul­tern und streck­te mit ei­ner ver­le­ge­nen Ges­te die Hän­de aus.
    »Ich weiß es nicht«, ant­wor­te­te er dumpf. »Wahr­schein­lich ist es ir­gend­ein ge­ris­se­ner Gangs­ter, der die Mäd­chen be­nut­zen will, um mich zu er­pres­sen.«
    »Aber er sagt, daß es ihm we­der um Geld noch um po­li­ti­sche oder tech­ni­sche Ge­heim­nis­se geht!«
    »Wer ent­führt, der lügt auch!« knurr­te Mi­ke zor­nig. »Ir­gend­wann flat­tert mir ei­ne Nach­richt ins Haus, in der steht, daß ich fünf­hun­dert­tau­send Dol­lar in klei­nen, un­mar­kier­ten Schei­nen an der nächs­ten Fried­hofs­mau­er hin­ter­le­gen soll.«
    Ich warf Han­ni­bal einen fra­gen­den Blick zu. Der Klei­ne schüt­tel­te sach­te den Kopf. Ich brauch­te nicht in sein Be­wußt­sein ein­zu­drin­gen, um zu wis­sen, daß wir bei­de der glei­chen An­sicht wa­ren.
    »Sie täu­schen sich wahr­schein­lich«, sag­te ich zu Mi­ke Tor pentouf. »Der Mann ist, so­weit ich es be­ur­tei­len kann, we­der hin ter Geld noch hin­ter ir­gend­wel­chen ge­hei­men In­for­ma­tio­nen her.«
    Mei­ne Hy­po­the­se er­weck­te sei­ne Neu­gier­de. Das war ein gu­tes Zei­chen. Als völ­lig Ver­zwei­fel­ter war er zu nichts nüt­ze. Ein klei­ner Le­bens­fun­ke muß­te noch in ihm glü­hen, das war wich­tig.
    »Wie kom­men Sie dar­auf, Thor?« woll­te er wis­sen.
    »Ein Mann, der es ver­steht, die Si­cher­heits­vor­rich­tun­gen der GWA zu durch­drin­gen, stellt selbst

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