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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ich seit Rom nicht mehr ge­se­hen hat­te. Er kom­men­tier­te Re­lings Ver­hal­ten mit den Wor­ten:
    »Manch­mal er­ken­nen reue­voll auch die Mäch­ti­gen die­ser Welt, daß sie in der Be­hand­lung ih­rer Mit­menschen einen Schritt zu weit ge­gan­gen sind.«
    Wor­auf­hin der Al­te die aus­ge­streck­te Hand, mit der er mich be­grü­ßen woll­te, so­fort zu­rück­zog, sich scharf um­wand­te und Han­ni­bal an­bell­te:
    »Und manch­mal ent­de­cken die Vor­lau­ten die­ser Welt schmerz­haft, daß sie ihr ver­damm­tes Mund­werk ein­mal zu oft ge­öff­net ha­ben!«
    Hier war di­cke Luft! Ich nahm mir vor, mich in acht zu neh­men. Re­ling wies wort­los auf einen Ses­sel. Ich mach­te es mir nicht son­der­lich be­quem. Die At­mo­sphä­re roch nicht nach Be­quem­lich­keit.
    »Wir sind so­weit, Kon­nat«, be­gann der Al­te. »Man wird Sie in den nächs­ten Stun­den auch äu­ßer­lich in Oberst­leut­nant Wang Tse Liao ver­wan­deln. So­bald die Me­ta­mor­pho­se ab­ge­schlos­sen ist, möch­te ich, daß Sie sich auf den Weg nach Hsin­chin ma­chen. Man er­war­tet Sie dort.«
    Ich schloß einen Atem­zug lang die Au­gen und rief mir das Ge­lern­te ins Ge­dächt­nis zu­rück. Der ech­te Oberst­leut­nant Wang Tse Liao wuß­te noch nichts von sei­nem Schick­sal, aber er wür­de in we­ni­gen Stun­den bei ei­nem Hub­schrau­ber­flug über der chi­ne­si­schen Küs­te in der Ko­rea-Bucht vor­ge­la­ger­ten In­seln ab­stür­zen. Der Ab­sturz wür­de ei­ni­ger­ma­ßen glimpf­lich ver­lau­fen. Wang Tse Liao kam mit ein paar Prel­lun­gen und Ab­schür­fun­gen da­von. Auch sein Pi­lot wür­de den Ab­sturz über­le­ben, al­ler­dings vor­läu­fig von ihm ge­trennt wer­den. Denn wäh­rend es Wang Tse Liao ge­lang, das Schlauch­boot des Hub­schrau­bers flottz­u­ma­chen, wur­de der Pi­lot von ei­ner Wel­le fort­ge­spült und er­reich­te schwim­mend das Ufer in un­mit­tel­ba­rer Nä­he der Stadt Hsin­chin. Wang da­ge­gen kam mit dem Schlauch­boot nur bis zu ei­ner Klip­pe. Dort wur­de das Schlauch­boot be­schä­digt, und um nicht mit ihm un­ter­zu­ge­hen, muß­te er auf das Riff hin­auf­klet­tern – oh­ne son­der­li­che Be­sorg­nis, denn er wuß­te, daß man bald nach ihm Aus­schau hal­ten wür­de.
    All das soll­te erst noch ge­sche­hen, aber mir stan­den die Er­eig­nis­se so deut­lich vor Au­gen, als hät­te ich sie be­reits hin­ter mir. Sie wa­ren das Er­geb­nis der zwei­tä­gi­gen Be­hand­lung. We­he mir, wenn die Ak­ti­on un­se­rer Son­der­agen­ten nicht bis ins letz­te De­tail so ab­lief, wie es mir ein­ge­trich­tert wor­den war: Ich wür­de mich un­wei­ger­lich ver­ra­ten!
    Re­lings Stim­me drang in mei­ne Ge­dan­ken.
    »Sie wis­sen, daß die­se Auf­ga­be un­gleich schwe­rer ist als Ihr Ein­satz in Rom. Dies­mal ha­ben Sie es mit Men­schen zu tun, de­ren Men­ta­li­tät ei­ne völ­lig an­de­re ist als die un­se­re. Man hat Sie nur zum Teil dar­auf prä­pa­rie­ren kön­nen. Der Rest bleibt Ih­rem Ein­falls­reich­tum über­las­sen. Sie wis­sen eben­so, daß die Ab­wehr im Fal­le Ih­rer Ent­de­ckung wahr­schein­lich nicht viel für Sie tun kann. Wir be­hal­ten Sie im Au­ge, und so­bald et­was schief­geht, sind wir be­reit, für Sie ein­zu­sprin­gen. Aber un­se­rer Hand­lungs­frei­heit sind dort Gren­zen ge­setzt, wo das po­li­tisch-mi­li­tä­ri­sche Gleich­ge­wicht zwi­schen den Macht­blö­cken ge­stört wird.«
    Ich nick­te er­ge­ben. All das wuß­te ich. Er brauch­te es nicht zu wie­der­ho­len. Oder sag­te er es gar nicht um mei­net­wil­len? War es et­was, das er von sich gab, nur um die ei­ge­ne Un­ru­he zu un­ter­drücken?
    »Um Sie auch in an­de­rer Hin­sicht auf dem lau­fen­den zu hal­ten«, fuhr er fort: »Der un­be­kann­te Geg­ner hat mit Tor­pentouf noch nicht wie­der Kon­takt auf­ge­nom­men. Soll­te dies je­doch wäh­rend Ih­rer Ab­we­sen­heit ge­sche­hen, wird man Sie so­fort ab­be­ru­fen.«
    Ich schwieg noch im­mer. Nach ei­ner Wei­le frag­te Re­ling:
    »Ist al­les klar?«
    »Al­les, Sir!«
    Er stand auf und reich­te mir die Hand. Dies­mal kam ich tat­säch­lich in den Ge­nuß des Hän­de­drucks, da es der Klei­ne auf­grund Re­lings ein­dring­li­cher War­nung

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