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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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matt er­leuch­te­ter Stol­len wei­ter in das In­ne­re des Insel­fel­sens.
    Am Ufer kau­er­te ei­ne klei­ne Ge­stalt. Ich er­kann­te Han­ni­bal. Er mus­ter­te mich miß­trau­isch durch die Schei­be des Tau­cher­helms. Ich sah, wie er sich um­wand­te, und hör­te ihn schrei­en:
    »He, ist der Ge­fan­ge­ne noch an Ort und Stel­le?«
    Aus dem Stol­len kam Ant­wort.
    »Er ist hier, Sir!«
    Der Klei­ne streck­te mir die Hand ent­ge­gen und half mir beim An­land­klet­tern.
    »Man kann nie vor­sich­tig ge­nug sein«, knurr­te er. »Du siehst ge­nau­so aus wie der Kerl, den wir da hin­ten ein­ge­sperrt ha­ben.«
    Ich ver­stand sei­ne Be­sorg­nis und die stil­le Auf­for­de­rung.
    »Okay, sieh mich an!« of­fe­rier­te ich, und ei­ne Se­kun­de spä­ter spür­te ich, wie sich sein Be­wußt­sein in das mei­ne bohr­te.
    Er grins­te.
    »Nichts für un­gut, Großer! Wenn man so oft die Ge­sich­ter wech­selt wie du, muß man ei­ni­ges in Kauf neh­men, nicht wahr?«
    Er half mir beim Ab­strei­fen der Tau­cher­mon­tur. Dar­un­ter kam das zer­schlis­se­ne Ge­wand des großasia­ti­schen Ge­heim­diens­tes zum Vor­schein. Han­ni­bal mus­ter­te mich von al­len Sei­ten, dann stieß er einen an­er­ken­nen­den, halb­lau­ten Pfiff aus.
    »Sie ha­ben dich tüch­tig her­ge­nom­men, wie?«
    »Ich den­ke lie­ber nicht mehr dar­an«, knurr­te ich. »Wie war das mit Wang?«
    »Ich kam zwei Stun­den nach sei­nem Ab­sturz hier an. Al­les plan­mä­ßig. Der Pi­lot wur­de vor knapp vier Stun­den in der Nä­he von Chengt­zu­tu­an an Land ge­spült. Man hat min­des­tens zwei Stun­den ge­braucht, um ihn zum Spre­chen zu brin­gen. Mit dem Ein­tref­fen der ers­ten Such­fahr­zeu­ge muß je­den Au­gen­blick ge­rech­net wer­den.«
    Hof­fent­lich hat sich das U-Boot recht­zei­tig ab­ge­setzt, schoß es mir durch den Sinn.
    »Und der Ge­fan­ge­ne?« er­kun­dig­te ich mich.
    »Ist bei Be­wußt­sein. Man hat ihm ge­sagt, was wir vor­ha­ben. Aber er glaubt es noch nicht ganz.«
    Ich nick­te. Ewald Hrdlicka hat­ten wir hyp­no­ti­sie­ren müs­sen, um ihn zu hin­dern, an für uns un­ge­eig­ne­ter Stel­le von sei­nem Miß­ge­schick zu spre­chen und da­durch die GWA, auf die der Ver­dacht über kurz oder lang fal­len wür­de, in Miß­kre­dit zu brin­gen. Hier je­doch, im Macht­be­reich des großasia­ti­schen Ge­heim­diens­tes, war ei­ne an­de­re Hand­lungs­wei­se ge­bo­ten. Al­lein da­durch, daß Wang Tse Liao dem Feind in die Hand ge­fal­len war, galt sei­ne Eh­re als schwer ge­schä­digt. Selbst wenn er sich in die­sem Au­gen­blick hät­te be­frei­en und sei­nem Vor­ge­setz­ten von un­se­rem Vor­ha­ben hät­te be­rich­ten kön­nen, wä­re ihm ein er­heb­li­cher Ge­sichts­ver­lust nicht er­spart ge­blie­ben. In die­sem Fall konn­ten wir un­se­re Vor­be­rei­tun­gen un­ter den Au­gen des Ge­fan­ge­nen tref­fen. Denn nach­dem wir ihn frei­ge­las­sen hat­ten, wür­de er sich lie­ber die Zun­ge ab­bei­ßen, als über das Aben­teu­er zu be­rich­ten, das er so­eben durch­ge­stan­den hat­te. Sei­ne ein­zi­ge Hoff­nung be­stand dar­in, daß der kurz­zei­ti­ge Aus­tausch des Oberst­leut­nants Wang Tse Liao ge­gen einen Agen­ten ei­nes feind­li­chen Ge­heim­diens­tes nie­mals ans Ta­ges­licht kam. Das war chi­ne­si­sche Men­ta­li­tät. Da­mit muß­ten wir rech­nen.
    Han­ni­bal führ­te mich in den Stol­len. Die klei­ne Fel­sen­in­sel war ein oft genütz­ter Stütz­punkt der Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr. Wir un­ter­hiel­ten hier kei­ne stän­di­ge Be­sat­zung, aber we­nigs­tens drei­mal im Jahr dran­gen un­se­re Leu­te bis hier­her vor, um Be­ob­ach­tun­gen auf dem na­he­ge­le­ge­nen Fest­land an­zu­stel­len – be­son­ders dann, wenn die Chi­ne­sen einen ih­rer ge­wal­ti­gen Rauch­ge­ne­ra­to­ren in Be­trieb setz­ten, der ver­hin­dern soll­te, daß un­se­re Sa­tel­li­ten er­kann­ten, was da auf der stra­te­gisch wich­ti­gen Halb­in­sel Liao­tung vor­ging. Die nord­chi­ne­si­schen Grenz­pro­vin­zen hat­ten seit der Jahr­tau­send­wen­de im­mer mehr an Be­deu­tung ge­won­nen. Zwi­schen dem Großasia­ti­schen Staa­ten­block und der So­wje­tu­ni­on be­stan­den

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