Sicherheitsfaktor III
einen gewissen Zustand zu versetzen …«
Ich fiel ihm ins Wort.
»Man hat mir nichts davon gesagt, aber ich habe es mir denken können«, beruhigte ich ihn. »Wie wird die Prozedur abgewickelt?«
Er war erleichtert.
»In der einfachsten Art und Weise, Sir, fürchte ich: mechanisch.«
»Das heißt, man wird mich durchwalken, wie?«
»Ja. Aber es ist Ihnen gestattet, zuvor ein Medikament einzunehmen, das auch zur Standardausrüstung der aktiven Mitglieder des großasiatischen Geheimdienstes gehört. Es ist ein vorzügli cher Schmerzstiller.«
Selbstverständlich nahm ich das Angebot an. Ich bin kein Ma sochist. Im Gegenteil: Ich bin im höchsten Maße schmerzempfindlich. Schon als Junge hatte ich Mühe, nicht schlapp zu machen, wenn man mir Blut entnahm. Das Medikament, das man mir gab, machte mich innerhalb weniger Augenblicke völlig groggy. Ich schleppte mich mehr, als daß ich ging, in das kleine Bordlazarett, wo ich von zwei stämmigen Besatzungsmitgliedern empfangen wurde, die Knüppel aus solidem Plastikmaterial und Halbmasken trugen. Die ersteren, um mich damit zu bearbeiten, und die letzteren, damit ich sie später nicht wiedererkannte. Das war alte GWA-Praxis. Manchmal mußte im Zusammenhang mit einem Einsatz ein Untergeordneter weisungsgemäß rauh mit mir verfahren. Es bestand die Gefahr, daß ich daraus ein unterbewußtes Ressentiment gegen den unfreiwilligen Übeltäter entwickelte. Um den Untergeordneten gegen diese Gefahr zu schützen, vermummte man ihn so, daß mir die Möglichkeit genommen war, ihn später wiederzuerkennen.
Man erspare mir die Schilderung des folgenden. Ich wurde regelrecht verprügelt. Daß ich zwischendurch wütend wurde und mich gegen die hageldicht fallenden Schläge zu wehren begann, verstärkte nur die Wirkung der Knüppel. Aus mehreren Platzwunden blutend und mit dem Gefühl, ich hätte nicht nur einen, sondern gleich ein Dutzend Hubschrauberabstürze hinter mir, wurde ich schließlich aus dem Lazarett geführt. Man behandelte meine Wunden mit reinem Seewasser – das einzige Mittel, das Wang Tse Liao auf seiner abgelegenen Klippe zur Verfügung gestanden hatte. Ich bekam die Standardmontur der großasiatischen Abwehrkräfte übergestreift, die natürlich genau da Risse und Löcher besaß, wo auch meine Haut am deutlichsten abgeschürft und aufgeplatzt war.
Die Wirkung des Medikaments begann zu erlöschen, und je mehr sie zurückging, desto deutlicher fühlte ich, wie übel mir mitgespielt worden war. Aber bevor ich dazu kam, einen ehrlichen Zorn zu entwickeln, begannen die Alarmleuchten zu blinken. Das Ziel war erreicht. Für mich war es an der Zeit, mich abzusetzen.
8.
Das Boot ruhte auf dem Grund der Korea-Bucht, in nicht mehr als 25 Faden Tiefe. Es war licht ringsum. Ich sah die Felsmasse, die vor mir in die Höhe ragte. Der Absorptionsfilter verschluckte die Luftblasen, die aus der Sauerstoffapparatur aufstiegen. Mit nicht mehr Geräusch, als ein Fisch beim Schwimmen verursachte, bewegte ich mich durch das klare, helle Wasser.
Vor mir, in der pflanzenüberwucherten Felswand, gähnte eine finstere Öffnung. Ich glitt hinein und gelangte in einen röhrenartigen Stollen, der sich allmählich nach oben neigte. Zeitweise war es pechschwarz ringsum, dann sah ich vor mir ein Licht schimmern, Sekunden später durchstieß ich die Wasseroberfläche. Ich befand mich in einem kleinen, ovalen, ringsum von Felsen eingeschlossenen Raum. Unter der kuppelförmigen Decke brannte eine grelle Lampe. In meiner Blickrichtung wurde der Rand des Bassins, in dem ich schwamm, von einer kaum zwei Meter breiten Felsleiste gebildet. Dahinter führte ein
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