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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Götter erschlagen. Nun ja, so ist es stets gewesen; aber, mein Holly, bist du meiner vielleicht bereits müde, daß du so schweigsam dasitzest? Oder fürchtest du, ich könnte dich meine Philosophie lehren? – Denn glaube mir, ich habe eine Philosophie! Was wäre ein Lehrer ohne seine eigene Philosophie?
    Und falls du mich ärgerst, hüte dich um so mehr, denn dann werde ich sie dich lehren; du sollst mein Schüler sein, und wir beide werden einen neuen Glauben gründen, der alle anderen verdrängt. Treuloser, du! Vor einer halben Stunde erst lagst du vor mir auf den Knien – eine Haltung, die dir gar nicht gut ansteht, Holly – und schworst, mich zu lieben. Was wollen wir nun tun? – Halt, ich hab's. Ich werde kommen und nach diesem Jüngling, dem Löwen, sehen, wie der alte Billali ihn zu nennen pflegt, nach ihm, der so krank ist. Das Fieber muß ihn indessen verlassen haben, doch wenn er im Sterben liegt, so werde ich ihn heilen. Keine Angst, mein Holly, ich werde keine Magie anwenden.
    Sagte ich dir nicht, daß es keine Magie gibt, sondern nur Verstehen und das Wissen, die Kräfte der Natur anzuwenden? Gehe jetzt, und sobald ich die Medizin bereitet habe, werde ich dir folgen * .«
    So ging ich denn und traf Job und Ustane in größter Sorge an. Sie erklärten mir, daß Leo in den letzten Zügen liege und daß sie überall nach mir gesucht hätten. Ich eilte an Leos Lager und warf einen Blick auf ihn – kein Zweifel, er lag im Sterben. Er war bewußtlos und sein Atem ging schwer, doch seine Lippen zuckten, und hin und wieder durchlief ein Schauder seinen Körper. Ich verstand genug von der ärztlichen Kunst, um zu sehen, daß es in einer: Stunde keine menschliche Hilfe mehr für ihn geben würde – vielleicht sogar schon in den nächsten fünf Minuten! Wie verwünschte ich meine Selbstsucht und Torheit, die mich an Ayeshas Seite hatte verweilen lassen, während mein lieber Junge mit dem Tode rang! Ach, wie leicht kann doch der Glanz von Weiberaugen selbst die Besten unter uns auf den Pfad des Bösen führen! Was für ein jämmerlicher Wicht war ich doch! Ich hatte in der Tat während der letzten halben Stunde Leos kaum gedacht, jenes Menschen – man bedenke! –, der seit zwanzig Jahren mein treuester Gefährte, der Mittelpunkt meines Daseins gewesen. Und nun war es vielleicht zu spät!
    Die Hände ringend, blickte ich um mich. Ustane saß neben dem Lager, und in ihren Augen glomm düstere Verzweiflung. Job hockte gotterbärmlich schluchzend in der Ecke. Als er meinen Blick auf sich ruhen fühlte, ging er hinaus, um sich auf dem Gang seinem Kummer hinzugeben. Die einzige Hoffnung lag offensichtlich in Ayesha. Sie, nur sie allein konnte ihn retten – es sei denn, sie war eine Betrügerin, was ich indes nicht glauben konnte. Ich beschloß, zu ihr zu eilen und sie zu beschwören, sofort zu kommen. Als ich mich dazu anschickte, stürzte jedoch Job mit buchstäblich in die Höhe gesträubten Haaren in die Kammer.
    »O Gott steh uns bei, Sir!« stieß er ängstlich flüsternd hervor, »ein Leichnam kommt durch den Gang geschritten!«
    Einen Augenblick war ich verdutzt, doch dann fiel mir ein, daß er Ayesha gesehen haben mußte; in ihrem leichentuchähnlichen Gewand und infolge ihres seltsamen, schwebenden Ganges hatte er sie wohl für einen Geist gehalten. Im gleichen Augenblick löste sich auch schon die Frage, denn Ayesha trat ein. Job wandte sich um, sah ihre verhüllte Gestalt, sprang mit dem Entsetzensschrei »Da kommt es!« in die Ecke und drückte sein Gesicht an die Wand, während Ustane sogleich erriet, wer vor ihr stand, und sich der Länge nach zu Boden warf.
    »Du kommst gerade noch zur rechten Zeit, Ayesha«, sagte ich, »denn mein Junge liegt im Sterben.«
    »So«, erwiderte sie leise. »Wenn er noch nicht tot ist, ist es nicht zu spät, denn ich kann ihn ins Leben zurückrufen, mein Holly. Ist jener Mann dort dein Diener, und pflegen auf diese Weise in deinem Lande Diener Fremde zu begrüßen?«
    »Er fürchtet sich vor deinem Gewand – es ähnelt einem Totenhemd«, erwiderte ich. Sie lachte.
    »Und das Mädchen? Ach ja, ich weiß. Sie ist es, von der du mir erzählt hast. Nun, befiehl beiden, uns zu verlassen, und dann will ich nach deinem kranken Löwen sehen. Ich möchte nicht, daß Untergebene Zeugen meiner Weisheit werden.«
    Ich gebot Ustane auf arabisch und Job auf englisch, die Kammer zu verlassen; ein Befehl, den der letztere nur allzu gern und schnell befolgte, denn er konnte seine

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