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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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akzeptieren, der, so seltsam er auch erscheinen mochte, doch nichts weiter war als ein Beispiel perfekter Telepathie, erblickte er in dem Phänomen nur eine Manifestation schwärzester Magie. Nie werde ich den Entsetzensschrei vergessen, den er ausstieß, als ihm die mehr oder weniger deutlichen Porträts seiner längst in alle Welt verstreuten Brüder aus dem Wasser entgegenstarrten, und ebensowenig das glockenhelle Lachen, mit dem Ayesha seine Bestürzung quittierte. Auch Leo schien das Ganze nicht recht geheuer; er fuhr sich mit den Fingern durch seine blonden Locken und flüsterte mir zu, daß ihn grusele.
    Nachdem wir uns etwa eine Stunde lang – mit Ausnahme Jobs, der sich bereits früher entfernte – auf diese Weise unterhalten hatten, teilten die Stummen Ayesha durch Zeichen mit, daß Billali auf eine Audienz warte. Als er hereingekrochen war, was er wieder überaus unbeholfen tat, verkündete er, daß alles zum Tanz bereit sei. Ob es der Herrscherin und den weißen Fremdlingen beliebe, daran teilzunehmen? Gleich darauf erhoben wir uns, und nachdem Ayesha einen dunklen Mantel über ihr weißes Gewand geworfen hatte (es war übrigens das gleiche, das sie getragen hatte, als ich sie am Feuer ihre Verwünschungen ausstoßen sah), brachen wir auf. Der Tanz sollte im Freien stattfinden, auf dem glatten Felsplateau vor der großen Höhle, und dorthin begaben wir uns. Etwa fünfzehn Schritte vom Höhleneingang waren drei Stühle für uns bereitgestellt, auf denen wir Platz nahmen und warteten, denn von den Tänzern war noch nichts zu sehen. Da der Mond noch nicht aufgegangen war, herrschte nahezu völlige Finsternis, und so fragten wir uns, wie wir wohl imstande sein würden, den Tanz zu sehen.
    »Das wirst du gleich verstehen«, sagte Ayesha leise lachend, als Leo sie danach fragte; und so war es in der Tat. Kaum hatte sie dies geäußert, als aus allen Richtungen dunkle Gestalten herbeieilten, von denen jede eine riesige brennende Fackel zu tragen schien, deren Flammen einen Meter oder noch höher über die Träger emporschlugen. An die fünfzig dieser Gestalten stürzten heran, und mit ihren flackernden Lasten sahen sie aus wie der Hölle entsprungene Teufel. Leo entdeckte als erster, was diese Fackeln in Wahrheit waren.
    »Großer Gott!« rief er laut, »das sind brennende Leichen!«
    Ich starrte und starrte, und es stimmte wirklich – die Fackeln, welche das Schauspiel beleuchten sollten, waren menschliche Mumien aus den Höhlen!
    Weiter rannten die Träger der brennenden Leichen, zu einer etwa zwanzig Schritte von uns gelegenen Stelle, wo sie ihre gräßliche Last zu einem riesigen Scheiterhaufen zusammenwarfen. Himmel! Wie sie prasselten und flackerten! Kein Teerfaß hätte so brennen können wie diese Mumien. Doch dies war noch nicht alles. Plötzlich sah ich, wie ein großer Bursche einen brennenden menschlichen Arm, der sich von seinem Körper gelöst hatte, packte und damit ins Dunkel stürzte. Dann blieb er stehen, und eine Feuersäule schoß hoch empor und erhellte das Dunkel und die Lampe, der sie entsprang. Diese Lampe war die an einen Pfahl gebundene Mumie einer Frau, deren Haar er angezündet hatte. Er lief weiter und setzte eine zweite in Brand und sodann eine dritte und vierte, bis wir schließlich auf allen drei Seiten von einem großen Ring hell lodernder Leiber umgeben waren, welche die Essenz, mit der sie einbalsamiert worden waren, so leicht entzündlich gemacht hatte, daß ihnen die Flammen buchstäblich in langen Zungen aus den Mündern und Ohren hervorschossen.
    Nero beleuchtete seine Gärten mit lebendigen, in Teer getauchten Christen, und wir wurden nun – vermutlich zum erstenmal seit seiner Zeit – Zeugen eines ähnlichen Schauspiels, wenn auch zum Glück unsere Lampen nicht lebendig waren.
    Obwohl dieses grauenhafte Element fehlte, übersteigt dennoch die Aufgabe, das sich uns bietende unheimliche und entsetzliche Schauspiel zu schildern, dermaßen meine armseligen Kräfte, daß ich den Versuch kaum wage. Es war etwas überaus Furchtbares und, dennoch höchst Faszinierendes daran, daß man die Toten aus ferner Vorzeit dazu verwendete, die Orgien der Lebenden zu beleuchten; ja fast schien es wie eine Satire, auf die Lebenden sowohl wie auf die Toten. Cäsars Staub – oder war es der Alexanders? – mag ein Spundloch füllen, doch diesen toten Cäsaren der Vergangenheit war es bestimmt, einem wilden Fetischtanz zu leuchten. So tief mögen dereinst vielleicht auch wir sinken, so

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