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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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stimmte darin überein, daß sie es waren, aber wenn man sich hinsetzte und mit ihnen redete, brachten sie nichts Sinnvolles heraus! Besonders ein Bursche, der größte Schwindler von allen, war immer komisch angezogen; er trug eine riesige schwarze Melone. Auf die Fragen, die man ihm stellte, gab er unverständliche Antworten, und wenn man versuchte, mehr über das herauszufinden, was er sagte, indem man ihn nach einigen Worten fragte, die er verwendet hatte, wechselte er ganz schnell das Thema! Das einzige, was er schließlich zu der Ausstellung über Kunst und Technologie beitrug, war ein Selbstporträt.
    Andere Künstler, mit denen ich mich unterhielt, sagten Dinge, die zuerst keinen Sinn machten, aber sie gaben sich sehr viel Mühe, mir ihre Gedanken auseinanderzusetzen. Einmal fuhr ich im Rahmen dieses Programms mit Robert Irwin irgendwohin. Die Reise dauerte zwei Tage, und nach vielem Hin und Her verstand ich schließlich, was er mir zu erklären versuchte, und fand es recht interessant und erstaunlich.
    Dann gab es Künstler, die absolut keine Ahnung von der wirklichen Welt hatten. Sie hielten Wissenschafter für irgendwelche großen Zauberer, die alles können und Sachen sagen wie: »Ich möchte ein dreidimensionales Bild machen, und die Figur soll im Raum schweben und leuchten und flimmern.« Sie machten sich die Welt so zurecht, wie sie sie haben wollten, und hatten keine Ahnung, was machbar ist und was nicht.
    Schließlich fand eine Ausstellung statt, und ich wurde gebeten, in der Jury zu sitzen, die die Kunstwerke begutachten sollte. Obwohl es ein paar gute Sachen gab, zu denen die Künstler durch die Besuche bei den Firmen angeregt worden waren, fand ich, daß die meisten Werke, die etwas taugten, Dinge waren, die in letzter Minute aus Verzweiflung eingereicht wurden und eigentlich nichts mit Technologie zu tun hatten. Die anderen Mitglieder der Jury waren sämtlich anderer Meinung, und ich hatte keinen leichten Stand. Ich bin kein guter Kunstkritiker und hätte im Grunde nicht in der Jury sein dürfen.
    Am Landeskunstmuseum gab es jemanden namens Maurice Tuchman, der wirklich wußte, wovon er sprach, wenn es um Kunst ging. Er wußte, daß am Caltech eine Ausstellung stattgefunden hatte, in der nur meine Arbeiten gezeigt worden waren. »Wissen Sie was«, sagte er, »Sie werden nie wieder zeichnen.«
    »Wie bitte? Das ist ja lächerlich! Wieso soll ich nie wieder ...«
    »Weil Sie eine Ausstellung hatten, in der nur Ihre Bilder gezeigt wurden, und Sie sind bloß ein Amateur.«
    Obwohl ich auch danach noch gezeichnet habe, habe ich mir nie mehr solche Mühe gegeben, nie mehr mit der gleichen Energie und Intensität gearbeitet wie vorher. Ich habe auch danach nie wieder eine Zeichnung verkauft. Er war ein kluger Bursche, und ich habe eine Menge von ihm gelernt. Ich hätte noch viel mehr lernen können, wenn ich nicht so stur wäre!
Ist Elektrizität Feuer?
    In den frühen fünfziger Jahren litt ich vorübergehend unter einer Krankheit, die einen in den mittleren Lebensjahren befällt: Ich pflegte philosophische Vorträge über die Wissenschaft zu halten - daß Wissenschaft die Neugierde befriedigt, daß sie einem eine neue Weltsicht vermittelt, wie sie dem Menschen die Fähigkeit gibt, etwas zu verändern, daß sie ihm Macht verleiht - und daß sich, angesichts der jüngst entwickelten Atombombe, die Frage stellt, ob es gut ist, dem Menschen eine solche Macht zu verleihen. Ich dachte auch über das Verhältnis von Wissenschaft und Religion nach, und ungefähr zu der Zeit wurde ich zu einer Konferenz nach New York eingeladen, auf der »die Ethik der Gleichheit« erörtert werden sollte.
    Es hatte bereits, irgendwo auf Long Island, eine Konferenz zu diesem Thema stattgefunden, an der ältere Leute teilgenommen hatten, und diesmal sollten jüngere Leute kommen und die Positionspapiere diskutieren, die man auf der ersten Konferenz ausgearbeitet hatte.
    Bevor ich dort hinfuhr, wurde mir ein Rundschreiben, eine Liste mit Büchern zugesandt, »die Sie vielleicht interessieren«, und man bat mich, Bücher einzuschicken, von denen ich meinte, daß andere sie lesen sollten; man würde diese Bücher in die Bibliothek stellen, so daß sie für andere Teilnehmer zugänglich seien.
    Da kommt also diese wunderbare Liste mit Büchern. Ich gehe die erste Seite durch: Ich habe nicht eines von den Büchern gelesen, und mir wird unbehaglich zumute - ich gehöre wohl nicht dazu. Ich schaue mir die zweite Seite an: Auch von den

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