Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
Idee gekommen, daß meine Bilder das verdienten.
»Ein paar von meinen besseren Zeichnungen sind verkauft, und es wäre mir unangenehm, wenn ich die Leute anrufen müßte«, sagte ich.
»Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Mr. Feynman«, beruhigte er mich. »Sie müssen sie nicht anrufen. Wir werden alles arrangieren und die Ausstellung offiziell und korrekt durchführen.«
Ich gab ihm eine Liste mit den Namen der Leute, die meine Zeichnungen gekauft hatten, und bald darauf wurden sie von ihm angerufen: »Unseres Wissens haben Sie einen Ofey.«
»O, ja!«
»Wir planen eine Ausstellung mit Ofeys, und wir hätten gern gewußt, ob Sie bereit wären, uns das Bild zu leihen.«
Natürlich waren die Leute entzückt.
Die Ausstellung fand im Untergeschoß des Athenaeum, des Fakultätsclubs am Caltech, statt. Alles war, wie's sich gehört: Alle Bilder hatten Titel, und bei all jenen, die von ihren Besitzern zur Verfügung gestellt worden waren, war dies gebührend vermerkt: etwa »Leihgabe von Mr. Gianonni«.
Eine Zeichnung war ein Porträt des hübschen blonden Modells aus dem Zeichenkurs, das ursprünglich eine Schattierungsstudie hatte werden sollen: Ich hatte in Höhe ihrer Beine, ein bißchen zur Seite, eine Lampe aufgestellt und den Lichtkegel aufwärts gerichtet. Als sie saß, hatte ich versucht, die Schatten so wiederzugeben, wie sie waren - ihre Nase zum Beispiel warf einen ziemlich unnatürlichen Schatten auf ihr Gesicht -, damit sie nicht so ungünstig wirkten. Ich hatte auch ihren Oberkörper gezeichnet, so daß man ihre Brüste sehen konnte und die Schatten, die sie warfen. Ich gab die Zeichnung mit den anderen in die Ausstellung und nannte sie »Madame Curie bei der Beobachtung der Radiumstrahlen«. Die Botschaft, die ich vermitteln wollte, war, daß sich niemand Madame Curie als Frau vorstellt, als weibliches Wesen mit schönem Haar, nackten Brüsten und so weiter. Man denkt immer nur an die Sache mit dem Radium.
Ein prominenter Industriedesigner namens Henry Dreyfuss lud nach der Ausstellungseröffnung verschiedene Leute zu einem Empfang in sein Haus ein - die Dame, die Geld zur Förderung der Kunst gespendet hat, den Präsidenten des Caltech mit seiner Frau und andere.
Einer von diesen Kunstliebhabern kam zu mir und fing eine Unterhaltung an: »Sagen Sie, Professor Feynman, zeichnen Sie eigentlich nach Photographien oder haben Sie Modelle?«
»Ich zeichne stets direkt nach Modellen.«
»Ja, und wie haben Sie Madame Curie dazu gebracht, für Sie Modell zu sitzen?«
Etwa zu der Zeit hatte das Los Angeles County Museum of Art einen ähnlichen Gedanken wie ich, nämlich daß Künstler von einem Verständnis der Wissenschaft weit entfernt seien. Meine Überlegung war, daß Künstler die grundlegende Allgemeinheit und Schönheit der Natur und ihre Gesetze nicht verstehen (und deshalb in ihrer Kunst auch nicht darstellen können). Die Überlegung des Museums war, daß Künstler mehr über Technologie wissen sollten: Sie sollten eine größere Vertrautheit im Umgang mit Maschinen und anderen Anwendungen der Wissenschaft gewinnen.
Das Kunstmuseum stellte ein Programm auf die Beine, bei dem es darum ging, daß einige der wirklich guten zeitgenössischen Künstler verschiedene Firmen aufsuchten, die Zeit und Geld für das Projekt zur Verfügung stellten. Der Künstler sollte die Firmen besuchen und ein bißchen herumschnuppern, bis sie etwas Interessantes sahen, das sie in ihrer Arbeit verwenden konnten. Das Museum war der Meinung, es könnte hilfreich sein, wenn jemand, der etwas von Technologie verstand, von Zeit zu Zeit als eine Art Mittelsmann zu den Künstlern fungierte, wenn sie die Firmen besuchten. Da sie wußten, daß ich den Leuten manches recht gut erklären konnte und im Hinblick auf Kunst nicht völlig ahnungslos war (ich glaube, sie wußten sogar, daß ich versuchte, zeichnen zu lernen) - jedenfalls, sie baten mich, das zu übernehmen, und ich sagte zu.
Es machte Riesenspaß, zusammen mit den Künstlern die Firmen zu besuchen. Bezeichnenderweise lief das etwa so ab: Jemand zeigte uns eine Röhre, die in wunderschönen blauen, verschlungenen Mustern Funken von sich gab. Die Künstler waren ganz begeistert und fragten mich, wie sie das in einer Ausstellung verwenden könnten. Welches waren die notwendigen Bedingungen dafür, daß es funktionierte?
Die Künstler waren sehr interessante Leute. Ein paar von ihnen waren absolute Schwindler: Sie behaupteten, Künstler zu sein, und alle Welt
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