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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Techniken für den Nahrungsmittelanbau, die Entwicklung von Maschinen für den Anbau von Nahrungsmitteln und für andere Zwecke, und die Tatsache, daß diese ganze Maschinerie die Konzentration von Kapital erfordert. Was wichtig ist, sind nicht die Lebensmittel , sondern es ist die Fähigkeit, sie zu erzeugen. Heute ist mir klar, daß diese Leute keine Wissenschaft trieben; sie verstanden sie nicht. Sie hatten keine Ahnung von Technologie; sie verstanden die Zeit nicht, in der sie lebten.
    Die Konferenz machte mich so nervös, daß eine Bekannte aus New York mich beruhigen mußte. »Guck mal«, sagte sie, »du zitterst ja! Du bist völlig durchgedreht! Nun mach mal halblang und nimm nicht alles so ernst. Gewinn ein bißchen Abstand und sieh dir die Sache in Ruhe an.« Ich dachte über die Konferenz nach und kam zu dem Schluß, sie sei zwar eine verrückte Veranstaltung, aber so schlimm nun auch wieder nicht. Aber wenn mich noch mal jemand auffordern sollte, an so etwas teilzunehmen, würde ich ganz schnell das Weite suchen - soll heißen: Kommt nicht in Frage! Nein! Auf gar keinen Fall! Und dabei bekomme ich noch heute Einladungen zu solchen Veranstaltungen.
    Als es soweit war, die Konferenz abschließend zu bewerten, sagten die anderen, wieviel sie davon profitiert hätten, was für ein Erfolg es gewesen sei und so weiter. Als sie mich fragten, sagte ich: »Diese Konferenz war schlimmer als ein Rorschach-Test: Da ist ein sinnloser Tintenklecks, und die anderen fragen einen, was man zu sehen glaubt, aber wenn man es ihnen erzählt, fangen sie an, mit einem zu streiten!«
    Und was noch schlimmer war, am Ende der Konferenz sollte ein weiteres Treffen stattfinden, aber diesmal mit Publikum , und da besitzt der Kerl, der für unsere Gruppe verantwortlich war, doch die Frechheit zu sagen, da wir so viel erarbeitet hätten, werde keine Zeit für eine öffentliche Diskussion sein, deshalb würden wir der Öffentlichkeit all das, was wir erarbeitet hätten, einfach nur mitteilen. Ich bekam Stielaugen: Ich fand nicht, daß wir auch nur das geringste erarbeitet hatten!
    Als wir schließlich die Frage erörterten, ob es uns gelungen sei, zu einem Dialog zwischen Leuten aus verschiedenen Disziplinen zu kommen - unser zweites Grund-»Problem« -, sagte ich, mir sei etwas Interessantes aufgefallen. Jeder von uns habe davon gesprochen, was er , von seinem Standpunkt aus, unter der »Ethik der Gleichheit« verstehe, ohne dem Standpunkt der anderen die geringste Aufmerksamkeit zu widmen. So habe zum Beispiel der Historiker behauptet, ethische Probleme seien dadurch zu verstehen, daß man ihre Entstehung und Entwicklung historisch betrachte; der Anwalt für internationales Recht habe darauf hingewiesen, man müsse sehen, wie die Menschen in unterschiedlichen Situationen tatsächlich handeln und zu Vereinbarungen kommen; der Jesuit habe sich andauernd auf die »Fragmentierung des Wissens« bezogen; und ich als Wissenschaftler hätte vorgeschlagen, wir sollten das Problem in Analogie zu Galileis experimentellen Techniken isolieren; und so weiter. »Meiner Meinung nach«, sagte ich, »hat zwischen uns überhaupt kein Dialog stattgefunden. Statt dessen gab es zwischen uns nichts als Chaos!«
    Natürlich wurde ich von allen Seiten angegriffen: »Glauben Sie nicht, daß aus Chaos Ordnung entstehen kann?«
    »Hm, also, als allgemeines Prinzip oder...« Ich wußte nicht, was ich mit einer Frage wie »Kann aus Chaos Ordnung entstehen?« anfangen sollte. Ja, nein, na und?
    Es waren eine Menge Dummköpfe aif dieser Konferenz - Wichtigtuer -, und Dummköpfe, die sich wichtig machen, bringen mich auf die Palme. Gewöhnliche Dummköpfe sind ja erträglich; man kann mit ihnen reden und versuchen, ihnen herauszuhelfen. Aber wichtigtuerische Dummköpfe - Leute, die Dummköpfe sind und das vertuschen, die anderen mit diesem ganzen Hokuspokus imponieren wollen - DIE KANN ICH NICHT AUS STEHEN! Ein gewöhnlicher Dummkopf ist ja kein Schwindler; ein redlicher Dummkopf ist in Ordnung. Aber ein unredlicher Dummkopf ist was Scheußliches! Und genau damit hatte ich's auf der Konferenz zu tun, mit einem Haufen von Wichtigtuern, und darüber regte ich mich fürchterlich auf. Ich habe keine Lust, mich noch mal so zu ärgern, deshalb werde ich nie wieder an interdisziplinären Konferenzen teilnehmen.
    Eine Fußnote: Während der Konferenz wohnte ich im Seminar für Jüdische Theologie, an dem junge - ich glaube orthodoxe - Rabbiner studierten. Da ich aus einer

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