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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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drückten, kein Feuer sei. Ich sagte: »Elektrizität ist kein Feuer. Das ist kein chemischer Prozeß wie das Feuer.«
    »So?« sagten sie.
    »Natürlich gibt es zwischen den Atomen in einem Feuer Elektrizität.«
    »Aha!« sagten sie.
    »Und so auch in jeder anderen Erscheinung, die in der Welt vorkommt.« Ich schlug sogar eine praktische Lösung vor, um den Funken zu beseitigen. »Wenn's das ist, was euch stört, könnt ihr einen Kondensator an den Schalter anschließen, so daß der Strom an- und abgeschaltet wird, ohne daß dabei irgendwo ein Funke entsteht.« Aber aus irgendeinem Grund gefiel ihnen diese Vorstellung auch nicht.
    Es war wirklich ein Jammer. Junge Leute, die langsam das Leben kennenlernen, und das nur, um besser den Talmud interpretieren zu können. Man muß sich das mal vorstellen! Leute, die in der heutigen Zeit studieren, um dann hinaus in die Gesellschaft zu gehen und etwas zu tun - um Rabbiner zu werden -, und die Wissenschaft halten sie nur deshalb für interessant, weil ihre altertümlichen, provinzlerischen, mittelalterlichen Probleme durch ein paar neue Phänomene ein bißchen durcheinandergebracht werden.
    Es passierte damals noch etwas anderes, das erwähnenswert ist. Eine der Fragen, die die Rabbiner-Studenten und ich etwas ausführlicher diskutierten, war, warum es in Studienfächern, etwa in der Theoretischen Physik, einen höheren Anteil Juden gibt als in der Bevölkerung ganz allgemein. Die Rabbiner-Studenten meinten, das liege daran, daß in der Geschichte der Juden die Gelehrsamkeit geachtet wurde: Sie achten ihre Rabbiner, die echte Lehrer sind, und sie schätzen Bildung. Die Juden geben diese Tradition in ihren Familien beständig weiter. Und wenn ein Junge ein guter Schüler ist, dann ist das ebenso gut - wenn nicht sogar besser -, wie wenn er ein guter Football-Spieler wäre.
    Am gleichen Nachmittag wurde ich daran erinnert, wie wahr das ist. Ich war bei einem der Studenten zu Hause eingeladen, und er stellte mich seiner Mutter vor, die gerade aus Washington zurückgekommen war. Sie klatschte begeistert in die Hände und sagte: »Oh! Mein Tag ist erfüllt. Ich bin heute einem General und einem Professor begegnet!« Mir wurde klar, daß es nicht viele Leute gibt, die es für ebenso wichtig und erfreulich halten, einen Professor kennenzulernen wie einen General. Es muß also etwas dran sein an dem, was die Studenten sagten.
Bücher nach ihrem Einband beurteilt
    Nach dem Krieg wurden Physiker häufig aufgefordert, nach Washington zu gehen und für verschiedene Regierungsstellen, vor allem aber für das Militär als Berater tätig zu sein. Nachdem die Wissenschaftler diese Bomben gebaut hatten, die so wichtig waren, fand das Militär wohl, sie seien zu irgend etwas zu gebrauchen.
    Einmal wurde ich aufgefordert, einem Ausschuß behilflich zu sein, der verschiedene Waffen für die Armee bewerten sollte, und ich schickte ihnen einen Brief, in dem ich erklärte, ich sei nur Fachmann für Theoretische Physik und verstünde nichts von Waffen für die Armee.
    Die Armee antwortete, man habe die Erfahrung gemacht, daß Fachleute für Theoretische Physik sehr viel zur Entscheidungsfindung beitragen könnten, und deshalb solle ich es mir noch einmal überlegen.
    Ich schrieb zurück, daß ich wirklich nichts davon verstünde und bezweifelte, daß ich ihnen helfen könne.
    Schließlich erhielt ich einen Brief von dem für die Armee zuständigen Staatssekretär, der einen Kompromißvorschlag machte: Ich sollte zur ersten Sitzung kommen, zuhören und schauen, ob ich einen Beitrag leisten könne oder nicht. Dann könne ich entscheiden, ob ich weiter teilnehmen wolle.
    Ich sagte natürlich zu. Was blieb mir anderes übrig?
    Ich fuhr nach Washington, und als erstes ging ich zu einer Cocktailparty, um alle Leute kennenzulernen. Es waren Generäle und andere wichtige Leute von der Armee da, und alles unterhielt sich. Es war recht angenehm.
    Ein Mensch in Uniform kam an und erzählte mir, die Armee sei froh, daß das Militär von Physikern beraten werde, denn es gebe eine Menge Probleme. Eines der Probleme war, daß Panzer den Treibstoff sehr schnell verbrauchen und deshalb nicht sehr weit fahren können. Deshalb stellte sich die Frage, wie man sie unterwegs auftanken könne. Sein Gedanke war nun, ob ich, da Physiker doch Energie aus Uran gewinnen, nicht einen Weg finden könne, Siliziumdioxid - Sand, Dreck - als Treibstoff zu verwenden. Wenn das ginge, dann brauchte der Panzer nur eine kleine

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