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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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etwa Autos auf der Straße für »Mengen«), die beinah o. k waren, an denen aber immer irgend etwas nicht stimmte. Die Definitionen waren nicht sorgfältig. Alles war etwas unklar - die Leute, die das geschrieben hatten, waren nicht helle genug, um zu verstehen, was Genauigkeit heißt. Sie täuschten es nur vor. Sie lehrten etwas, was sie selbst nicht verstanden und was eigentlich für Kinder dieses Alters nutzlos war.
    Ich begriff, worum es ihnen ging. Viele Leute dachten, nach dem Sputnik seien wir hinter den Russen zurück, und einige Mathematiker wurden um Rat gefragt, wie man unter Verwendung der recht interessanten modernen mathematischen Begriffe Mathematik unterrichten könne. Die Kinder fanden Mathematik langweilig, und es ging darum, sie ihnen interessanter zu machen.
    Dazu ein Beispiel: Es war etwa von verschiedenen Zahlenbasen die Rede - Fünf, Sechs und so weiter -, um die Möglichkeiten aufzuzeigen. Für ein Kind, das Basis Zehn verstünde, wäre das interessant - etwas, das seinen Geist anregt. Aber was sie in diesen Büchern daraus gemacht hatten, war, daß jedes Kind eine andere Basis lernen mußte! Und dann kam der übliche Horror: »Überführe diese Zahlen, die als Funktionen von Basis Sieben dargestellt sind, in Funktionen von Basis Fünf.« Überführungen von einer Basis in eine andere sind etwas völlig Nutzloses. Wenn man's kann, ist es vielleicht unterhaltend; kann man es nicht , mag man's getrost vergessen. Es hat überhaupt keinen Sinn.
    Jedenfalls schaue ich mir diese Bücher an, alle diese Bücher, und in keinem steht irgend etwas darüber, wie die Arithmetik in der Wissenschaft verwendet wird. Wenn überhaupt Beispiele für die Verwendung der Arithmetik gegeben werden (am häufigsten steht da dieser abstrakte neumodische Unsinn), drehen sie sich um Dinge wie den Kauf von Briefmarken.
    Schließlich komme ich zu einem Buch, in dem es heißt: »In der Wissenschaft wird in vielfältiger Weise von der Mathematik Gebrauch gemacht. Wir geben dir ein Beispiel dafür aus der Astronomie, der Wissenschaft von den Sternen.« Ich blättere um, und da steht: »Rote Sterne haben eine Temperatur von viertausend Grad, gelbe Sterne haben eine Temperatur von fünftausend Grad...« - so weit, so gut. Dann geht es weiter: »Grüne Sterne haben eine Temperatur von siebentausend Grad, blaue Sterne haben eine Temperatur von zehntausend Grad und violette Sterne eine Temperatur von ... (und es folgen irgendwelche hohen Zahlen).« Es gibt keine grünen oder violetten Sterne, aber die Zahlen für die anderen sind einigermaßen korrekt. Es stimmt ungefähr - aber damit fängt der Ärger schon an! Und so war es mit allem: Alles war von jemandem geschrieben worden, der keine Ahnung hatte, wovon er sprach, und darum war es ein klein bißchen falsch, und zwar immer! Und wie wir einen guten Unterricht halten sollen, wenn wir Bücher von Leuten benutzen, die nicht ganz begreifen, worüber sie reden, entzieht sich meinem Verständnis. Ich weiß nicht, warum, aber die Bücher sind miserabel; DURCHWEGS MISERABEL!
    Trotzdem, ich bin froh über dieses Buch, denn es ist das erste Beispiel für die Anwendung der Arithmetik in der Wissenschaft. Ich bin ein bißchen traurig, als ich das über die Sterntemperaturen lese, aber nicht sehr , denn mehr oder weniger stimmt es ja - es steckt bloß ein kleiner Fehler darin. Dann kommt die Liste mit Aufgaben. Da heißt es: »John und sein Vater gehen nach draußen, um die Sterne zu betrachten. John sieht zwei blaue Sterne und einen roten Stern. Sein Vater sieht einen grünen Stern, einen violetten Stern und zwei gelbe Sterne. Wie hoch ist die Gesamttemperatur der Sterne, die John und sein Vater sehen?« - und ich explodierte vor Ärger.
    Meine Frau sprach von dem Vulkan unten im Keller. Aber es waren keine vereinzelten Ausbrüche meinerseits: es war andauernd so. Eine Absurdität nach der anderen! Es hat überhaupt keinen Sinn, die Temperaturen von zwei Sternen zu addieren. Niemand tut das je, es sei denn vielleicht, um die Durchschnittstemperatur aller Sterne zu ermitteln, aber nicht , um ihre Gesamttemperatur herauszufinden! Es war schlimm! Das Ganze war nur ein Spiel, urn einen etwas addieren zu lassen, und sie verstanden nicht, worüber sie sprachen. Es war, wie wenn man Sätze mit ein paar Satzfehlern liest, und mit einem Mal ist ein ganzer Satz verkehrtherum gedruckt. So ähnlich verhielt es sich hier mit der Mathematik. Einfach hoffnungslos!
    Dann nahm ich zum erstenmal an einer

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