Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
ob Halluzinationen, wie Träume, durch das beeinflußt werden, was man bereits im Kopf hat - durch Erlebnisse, die man während des Tages oder früher hatte, oder durch Dinge, die man sehen möchte. Ich glaube, ich hatte deshalb ein außerkörperliches Erlebnis, weil wir, kurz bevor ich in den Tank stieg, gerade über solche Erlebnisse gesprochen hatten. Und eine Halluzination, die damit zu tun hatte, wie Erinnerungen im Gehirn gespeichert werden, hatte ich wohl deshalb, weil ich die ganze Woche über dieses Problem nachgedacht hatte.
Mit den Leuten, die ich bei den Lillys traf, hatte ich heftige Debatten über die Realität von Erfahrungen. Sie argumentierten, in der experimentellen Wissenschaft gelte dann etwas als real, wenn das Experiment wiederholt werden könne. Wenn also viele Leute immer wieder goldene Kugeln sähen, die zu ihnen sprechen, müßten die Kugeln real sein. Ich vertrat demgegenüber den Standpunkt, wahrscheinlich sei, bevor man in den Tank steige, ein wenig über die goldenen Kugeln gesprochen worden, und wenn dann der Betreffende, der sich geistig bereits mit goldenen Kugeln beschäftigte, als er in den Tank stieg, halluziniere und etwas sehe, was den Kugeln ungefähr entspreche - vielleicht blaue Kugeln oder etwas Ähnliches -, glaube er, daß er die Erfahrung wiederhole. Ich fand, ich konnte den Unterschied zwischen der Übereinstimmung von Leuten, die innerlich darauf eingestellt sind, und der Übereinstimmung, die man bei experimenteller Arbeit erreicht, verstehen. Es ist recht amüsant, daß der Unterschied so leicht zu sehen - aber so schwer zu definieren ist!
Ich glaube, daß es bei Halluzinationen nichts gibt, was den inneren psychologischen Zustand desjenigen, der die Halluzination hat, von außen beeinflußt. Trotzdem gibt es viele Leute, die eine Menge Erfahrungen gemacht haben und glauben, Halluzinationen enthielten ein Stück Realität. Dieselbe allgemeine Vorstellung mag dafür verantwortlich sein, daß Traumdeuter einen gewissen Erfolg haben. Manche Psychoanalytiker beispielsweise deuten Träume, indem sie von der Bedeutung verschiedener Symbole sprechen. Es ist ja nicht ganz ausgeschlossen, daß diese Symbole daraufhin tatsächlich in Träumen auftauchen. Ich glaube also, daß die Deutung von Halluzinationen oder Träumen vermutlich ein Prozeß ist, der sich selbst reproduziert: man wird damit im allgemeinen mehr oder minder Erfolg haben, vor allem wenn man vorher eingehend darüber spricht.
Gewöhnlich brauchte ich ungefähr eine Viertelstunde, um eine Halluzination in Gang zu bringen, aber ein paarmal, als ich vorher etwas Marihuana rauchte, ging es sehr schnell. Doch fünfzehn Minuten waren für mich rasch genug.
Oft passierte es, daß, wenn die Halluzination sich einstellte, etwas kam, was man als »Abfall« bezeichnen könnte: einfach chaotische Bilder - völlig wirres Zeug. Ich versuchte mir einiges davon einzuprägen, um es später besser beschreiben zu können, aber es war besonders schwierig, das zu behalten. Ich glaube, ich kam in die Nähe dessen, was während des Einschlafens vor sich geht: Es gibt offenbar logische Verbindungen, aber wenn man versucht, sich daran zu erinnern, was einen auf das gebracht hat, woran man gerade denkt, kann man es nicht. Tatsächlich vergißt man bald, was es ist , an das man sich zu erinnern versucht. Ich kann mich nur an solche Dinge erinnern wie ein weißes Schild mit einem Pickel drauf, in Chicago, und dann verschwindet es. Immer nur solches Zeug.
Mr. Lilly hatte mehrere verschiedene Tanks, und wir machten eine Reihe unterschiedlicher Experimente. An den Halluzinationen änderte das wenig, und ich gewann die Überzeugung, daß der Tank überflüssig sei. Da ich nun wußte, wie es ging, wurde mir klar, daß man sich nur ruhig hinsetzen muß - wozu brauchte man dieses ganze Drum und Dran?
Und als ich dann nach Hause kam, machte ich das Licht aus, setzte mich im Wohnzimmer in einen bequemen Sessel und versuchte und versuchte es - und schaffte es nicht. Es ist mir nie gelungen, außerhalb der Tanks eine Halluzination zu bekommen. Natürlich hätte es mir gefallen , wenn ich es zu Hause fertiggebracht hätte, und ich zweifle nicht, daß man meditieren und es schaffen könnte, wenn man üben würde, aber ich habe nicht geübt.
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