Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
ordentlichen Anzug hereinkam, aber immer bereit war, eine Menge Geld für die Mädchen auszugeben.
Schließlich erzählte ich ihnen, daß mir etwas aufgefallen sei: »Ich bin einigermaßen intelligent«, sagte ich, »aber vielleicht nur, was die Physik angeht. Aber in der Bar da sind eine Menge intelligenter Leute - Leute aus dem Ölgeschäft, Leute aus dem Bergbau, wichtige Geschäftsleute und so weiter -, und die ganze Zeit spendieren sie den Mädchen Drinks, und sie bekommen nichts dafür!« (Zu dem Zeitpunkt hatte ich geschlossen, daß auch sonst niemand etwas von all diesen Drinks hatte.) »Wie geht das zu«, fragte ich, »daß ein intelligenten Typ so ein gottverdammter Narr sein kann, wenn er in eine Bar kommt?«
Der Conferencier sagte: »Darüber weiß ich genau Bescheid. Ich weiß genau, wie das alles funktioniert. Ich werde es dir beibringen, so daß du danach in einer Bar wie der auch etwas von einem Mädchen kriegen kannst. Aber ehe ich es dir beibringe, muß ich beweisen, daß ich wirklich weiß, wovon ich rede. Um das zu tun, wird Gloria einen Mann dazu bringen, dir einen Champagner-Cocktail auszugeben.«
Ich sagte: »O. k.«, obwohl ich dachte: »Wie zum Teufel wollen die das anstellen? «
Der Conferencier fuhr fort: »Du mußt jetzt genau das tun, was wir dir sagen. Morgen abend solltest du dich ein Stück weit entfernt von Gloria in die Bar setzen, und wenn sie dir ein Zeichen gibt, brauchst du nur hinzugehen.«
»Ja«, sagte Gloria. »Das geht ganz leicht.«
Am nächsten Abend gehe ich in die Bar und setze mich in die Ecke, wo ich Gloria von weitem im Auge behalten kann. Nach einer Weile sitzt natürlich jemand bei ihr, und ein Weilchen später ist der Kerl happy, und Gloria zwinkert mir zu. Ich stehe auf und schlendere lässig vorbei. Gerade als ich vorbeikomme, dreht Gloria sich um und sagt richtig freundlich und heiter: »Oh, hallo, Dick! Seit wann bist du wieder in der Stadt? Wo warst du?«
In diesem Moment dreht sich der andere um, um zu sehen, wer dieser »Dick« ist, und ich kann in seinen Augen etwas sehen, das ich vollkommen verstehe, weil ich selbst so oft in dieser Lage gewesen bin.
Erster Blick: »Aha, es gibt Konkurrenz. Er wird sie mir wegnehmen, nachdem ich ihr einen Drink spendiert habe! Was passiert jetzt?«
Zweiter Blick: »Nein, es ist nur ein flüchtiger Bekannter. Sie scheinen sich von früher zu kennen.« All das konnte ich sehen. Ich konnte es von seinem Gesicht ablesen. Ich wußte genau, was er durchmachte.
Gloria wendet sich an ihn und sagt: »Jim, ich möchte dir einen alten Freund von mir vorstellen, Dick Feynman.«
Nächster Blick: »Ich weiß, was ich tue; ich werde zu diesem Kerl freundlich sein, damit sie mich noch mehr mag.«
Jim dreht sich zu mir herum und sagt: »Hallo, Dick. Wie wär's mit einem Drink?«
»Ja, gern!« sage ich.
»Was nimmst du?«
»Dasselbe wie sie.«
»Barkeeper, noch einen Champagner-Cocktail bitte.«
Es war also leicht; es ging ohne Problem. In der gleichen Nacht ging ich, nachdem die Bar geschlossen hatte, wieder hinüber zu dem Motel, in dem der Conferencier und Gloria wohnten. Sie amüsierten sich und lachten und freuten sich, wie gut es geklappt hatte. »Also gut«, sagte ich, »ich bin absolut davon überzeugt, daß ihr beide genau wißt, wovon ihr redet. Was willst du mir jetzt beibringen?«
»O. k.«, sagte er. »Das ganze Prinzip ist folgendes: Der Mann möchte ein Gentleman sein. Er möchte nicht für unhöflich, grob oder etwa für einen Knauser gehalten werden. Solange das Mädchen die Motive des Typen so gut kennt, ist es leicht, ihn dahin zu steuern, wo sie ihn haben will. »Deshalb«, fuhr er fort, »darfst du unter keinen Umständen ein Gentleman sein! Du mußt die Mädchen geringschätzig behandeln. Außerdem ist die allererste Regel, du darfst einem Mädchen nichts spendieren - nicht einmal ein Päckchen Zigaretten -, bevor du sie nicht gefragt hast, ob sie mir dir schläft, und du davon überzeugt bist, daß sie es auch tun wird und nicht lügt.«
»Hm... du meinst... du willst nicht... hm ... du fragst sie einfach?«
»O. k.«, sagte er, »ich weiß, dies ist deine erste Lektion, und wahrscheinlich ist es schwierig für dich, so unverblümt zu sein. Wenn du willst, kannst du ihr also was spendieren - aber nur was ganz Kleines -, bevor du sie fragst. Aber du mußt dir darüber im klaren sein, daß es dadurch nur schwieriger wird.«
Also, mir muß nur jemand das Prinzip sagen, und dann sehe ich schon, wo's
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