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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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langgeht. Während des ganzen nächsten Tages baute ich meine Strategie um: ich machte mir die Haltung zu eigen, daß diese Mädchen in der Bar alles bloß Weibsbilder sind, daß sie nichts wert sind und daß sie nur darauf aus sind, daß man ihnen einen Drink spendiert, daß sie einem aber nicht das geringste dafür geben; diesen nichtsnutzigen Weibsbildern gegenüber werde ich mich nicht wie ein Gentleman verhalten und so weiter. Ich lernte das, bis es automatisch wurde.
    Am Abend war ich dann bereit, es auszuprobieren. Ich gehe wie gewöhnlich in die Bar, und sofort sagt mein Freund: »He, Dick! Wart ab, bis du das Mädchen siehst, das ich heut abend habe. Sie mußte sich umziehen gehen, aber sie kommt gleich zurück.«
    »Yeah, yeah«, sage ich unbeeindruckt und setze mich an einen anderen Tisch, um mir die Show anzusehen. Als die Show gerade anfängt, kommt das Mädchen meines Freundes herein, und ich denke: »Ist mir doch scheißegal, wie hübsch sie ist; sie bringt ihn ja doch nur dazu, ihr Drinks zu spendieren, und geben wird sie ihm nichts! «
    Nach der ersten Nummer sagt mein Freund: »He, Dick! Ich möchte dir Ann vorstellen. Ann, das ist ein guter Freund von mir, Dick Feynman.«
    Ich sage »hallo« und sehe mir weiter die Show an.
    Ein paar Augenblicke später sagt Ann zu mir: »Warum kommst du nicht rüber an unseren Tisch?«
    Ich denke bei mir: »So 'n Weibsbild: Er gibt ihr Drinks aus, und sie lädt jemand anderen ein, an den Tisch zu kommen.« Ich sage: »Ich sehe gut von hier.«
    Ein Weilchen später kommt ein Leutnant von dem Standort in der Nähe herein, er trägt eine schmucke Uniform. Es dauert nicht lange, und wir sehen, daß Ann am anderen Ende der Bar bei dem Leutnant sitzt!
    Später am Abend sitze ich an der Bar, Ann tanzt mit dem Leutnant, und als er mir den Rücken zuwendet und sie mich ansieht, lächelt sie mich ganz freundlich an. Ich denke wieder: »So ein Weibsbild! Jetzt macht sie das sogar mit dem Leutnant! «
    Dann kommt mir eine gute Idee: Ich schaue sie so lange nicht an, bis auch der Leutnant mich sehen kann, und dann lächle ich ihr zu, so daß der Leutnant weiß, was vorgeht. Ihr Trick hat also nicht lange funktioniert.
    Ein paar Minuten später ist sie nicht mehr bei dem Leutnant, sondern bittet den Barkeeper um ihren Mantel und ihre Handtasche und sagt laut, so daß es jeder hört: »Ich geh' ein bißchen spazieren. Hat jemand Lust mitzugehen?«
    Ich denke mir: »Du kannst weiter nein sagen und sie nicht landen lassen, aber du kannst das nicht ewig machen, sonst kommst du nicht weiter. Irgendwann mußt du mitziehen.« So sage ich cool: »Ich geh mit.« Wir gehen also hinaus. Wir spazieren ein paar Häuserblocks weit die Straße hinunter und sehen ein Cafe, und sie sagt: »Ich hab eine Idee - wir holen uns Kaffee und Sandwiches und gehen zu mir und essen etwas.«
    Die Idee hört sich recht gut an, wir gehen also in das Cafe, und sie bestellt drei Kaffee und drei Sandwiches, und ich bezahle.
    Als wir aus dem Cafe hinausgehen, überlege ich: »Irgendwas stimmt da nicht: zu viele Sandwiches!«
    Auf dem Weg zu ihrem Motel sagt sie: »Weißt du, ich habe gar keine Zeit, die Sandwiches mit dir zu essen, denn nachher kommt noch ein Leutnant rüber zu mir...«
    Ich denke bei mir: »Siehste, verhauen. Der Conferencier hat mir beigebracht, was ich tun soll, und ich hab's verhauen. Ich habe ihr für 1,10 Dollar Sandwiches gekauft und vorher nichts von ihr verlangt, und jetzt weiß ich, daß ich nichts bekommen werde! Ich muß das wiedergutmachen, und sei's nur, um die Ehre meines Lehrers zu retten.«
    Ich bleibe plötzlich stehen und sage zu ihr: »Du ... bist ja schlimmer als 'ne HURE!«
    »Wie meinst'n das?«
    »Du hast mich dazu gebracht, diese Sandwiches zu kaufen, und was kriege ich dafür? NICHTS! «
    »Du Knauser!« sagt sie. »Wenn du das so siehst, dann geb ich dir das Geld für die Sandwiches zurück! «
    Ich ließ es darauf ankommen: »Dann her damit.«
    Sie war erstaunt. Sie langte in ihr Portemonnaie, holte das bißchen Geld heraus, das sie bei sich hatte, und gab es mir. Ich nahm einen Kaffee und mein Sandwich und ging.
    Nachdem ich gegessen hatte, ging ich in die Bar zurück, um dem Conferencier Bericht zu erstatten. Ich erklärte alles und sagte ihm, es täte mir leid, daß ich es verhauen hätte, aber ich hätte versucht, es wiedergutzumachen.
    Er sagte ruhig: »Das ist o. k., Dick; das geht in Ordnung. Da du ihr am Ende ja nichts spendiert hast, wird sie heute nacht mit

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