Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
dir schlafen.«
»Was?«
»So ist es«, sagt er zuversichtlich; »sie wird heute nacht mir dir schlafen. Ich weiß es.«
»Aber sie ist ja nicht mal hier! Sie ist bei sich mit dem Leu-«
»Das geht klar.«
Es wird zwei Uhr, die Bar macht zu, und Ann ist nicht aufgetaucht. Ich frage den Conferencier und seine Frau, ob ich wieder mit zu ihnen kommen kann. Sie sagen ja.
Gerade als wir aus der Bar treten, kommt Ann und läuft über die Straße auf mich zu. Sie hakt mich unter und sagt: »Komm, gehen wir zu mir.«
Der Conferencier hatte recht. Das war eine tolle Lektion!
Als ich im Herbst wieder in Cornell war, tanzte ich mit der Schwester eines Doktoranden, die aus Virginia zu Besuch war. Sie war sehr nett, und plötzlich hatte ich diesen Einfall: »Laß uns in eine Bar gehen und etwas trinken«, sagte ich.
Auf dem Weg zur Bar nahm ich meinen Mut zusammen, um die Lehre des Conferenciers an einem normalen Mädchen auszuprobieren. Schließlich kommt man sich nicht so übel vor, wenn man ein Barmädchen geringschätzig behandelt, das einen dazu zu bringen versucht, ihm einen Drink auszugeben - aber ein nettes, normales Mädchen aus dem Süden?
Wir gingen in die Bar, und bevor ich mich hinsetzte, sagte ich: »Hör mal, bevor ich dir einen Drink spendiere, möchte ich eins wissen: Schläfst du heute nacht mit mir?«
»Ja.«
Es funktionierte also auch bei einem normalen Mädchen! Aber so wirksam die Lehre auch war, danach habe ich sie eigentlich nicht mehr angewendet. Es machte mir keinen Spaß, es so zu machen. Aber es war interessant zu wissen, daß es Dinge gab, die ganz anders funktionierten, als ich es von meiner Erziehung her gewöhnt war.
Glückszahlen
Eines Tages saß ich in Princeton im Aufenthaltsraum und hörte, wie ein paar Mathematiker über die Reihe für e x sprachen, die mit l + x + x /2! + x /3! beginnt! Man bekommt jeden Term, indem man den vorhergehenden Term mit x multipliziert und durch die nächste Zahl dividiert. Um zum Beispiel den nächsten Term nach x 4 /4! zu bekommen, multipliziert man diesen Term mit x und dividiert ihn durch 5. Es ist ganz einfach.
Als Kind war ich von den Reihen begeistert und hatte mit ihnen gespielt. Ich hatte e mit dieser Reihe berechnet und gesehen, wie rasch die neuen Terme sehr klein wurden.
Ich murmelte irgend etwas, von wegen es sei sehr leicht, mit Hilfe dieser Reihe e in jede Potenz zu erheben (man setzt einfach für x die Potenz ein).
»Ach ja?« sagten sie. »Was ergibt denn e hoch 3,3?« fragte irgendein Witzbold - ich glaube, es war Tukey.
Ich sage: »Das ist leicht. Das ergibt 27,11.«
Tukey weiß, daß es nicht so leicht ist, das alles im Kopf auszurechnen. »He! Wie hast du denn das gemacht?«
Ein anderer Typ sagt: »Du kennst doch Feynman, der tut doch nur so. Das stimmt gar nicht wirklich.«
Sie holen eine Logarithmentafel, und währenddessen füge ich noch ein paar Zahlen hinzu: »27,1126«, sage ich.
Sie finden es auf der Tafel. »Es stimmt! Aber wie hast du das gemacht? «
»Ich habe einfach die Summe der Reihe gebildet.«
»Niemand kann so schnell die Summe der Reihe bilden. Du mußt einfach zufällig gewußt haben, was herauskommt. Wie ist es mit e hoch 3?«
»Also schaut mal«, sage ich. »Das ist harte Arbeit! Einmal am Tag reicht!«
»Ha! Schwindel!« sagen sie erfreut.
»Na schön«, sage ich, »das gibt 20,085.«
Sie schauen im Buch nach, während ich noch ein paar Zahlen hinzufüge. Jetzt sind sie alle aufgeregt, weil ich wieder einen Treffer habe.
Da stehen diese großen Mathematiker und zerbrechen sich den Kopf, wie es möglich ist, daß ich e in jede Potenz erheben kann! Einer von ihnen meint: »Es ist einfach nicht drin , daß er einsetzt und die Summe bildet - das ist zu schwierig. Da ist irgendein Trick dabei. Du könntest das nicht mit jeder beliebigen Zahl wie zum Beispiel e hoch 1,4.«
Ich sage: »Es ist harte Arbeit, aber weil du's bist, o. k. Das ergibt 4,05.«
Während sie nachsehen, füge ich einige Ziffern hinzu und sage: »Und das ist die letzte für heute!« und gehe hinaus.
Folgendes war passiert: Ich kannte zufällig drei Zahlen: den Logarithmus von 10 zur Basis e (den man braucht, um Zahlen von der Basis 10 in die Basis e umzurechnen), der 2,3026 ist (daher wußte ich, daß e hoch 2,3 sehr nah an 10 liegt), und von der Radioaktivität her (mittlere Lebensdauer und Halbwertszeit) kannte ich den Logarithmus von 2 zur Basis e, der 0,69315 ist (auf diese Weise wußte ich auch, daß e hoch 0,7 fast gleich
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