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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ausgetretenen Pfad gehen mußte. Es ist fast ein Kinderspiel, dachte er. Räuber und Schutzmann, wie wir es immer spielten. Nur nicht sehen lassen, nur nicht kriegen lassen, immer schön Deckung nehmen und die Augen offenhalten. Major v. Sporken wird sich wundern, wenn ich ihm schildere, wie leicht so ein Meldegang ist, wenn man nicht dusselig durch die Feindeinsicht spaziert.
    In diesem Augenblick bog er um die Felsnase des Saumpfades und stand dem auf der Erde hockenden und kauenden Corporal Tandi Meheranhi gegenüber.
    Für Sekunden waren sie beide starr. Sie stierten sich an wie Wesen einer fremden Welt, der Inder und der Deutsche. Er hat einen graugelben Turban, durchfuhr es Küppers. Darunter ein braunes, schmales Gesicht mit einem wuscheligen schwarzen Bart. Und er frißt an einer Stange. Seine MPi liegt neben ihm auf einem Stein. Er erfaßte das mit einem Blick und duckte sich. Tandi Meheranhi sah die plötzlich auftauchende Gestalt vor sich gegen den blauen Himmel. Eine weit um den Körper schlotternde Uniform, Schnürstiefel, ein unrasiertes, schmutziges, lehmgraues Gesicht, darüber ein runder, randloser Stahlhelm mit einem dünnen Tarnnetz. Ein deutscher Fallschirmjäger! Ein grüner Teufel! – Meheranhi schnellte empor.
    Es war nur eine Sekunde des Zögerns auf beiden Seiten, ein verwundertes Blinzeln, ein Wimpernschlag der Überraschung. Dann sprang Küppers wie eine Katze auf den Inder und schlug ihm mit der Handkante gegen die Halsschlagader. Es war ein unhörbarer Schlag, geübt in der Nahkampfschule an Sandsäcken und Stoffpuppen. Bopp, hört es sich an. So, als wenn man auf einem Holzklotz einem Huhn den Kopf abschlägt. Meheranhi schwankte. Seine Augen wurden glasig. Er riß den Mund auf, er wollte schreien, aber der Schlag gegen die Halsschlagader nahm seinem Gehirn das Blut. Er griff um sich und knackte ein. Noch einmal schlug Küppers zu … trocken, genau gezielt, diesmal mit der geballten Faust unter das bärtige, spitze Kinn. Sei es, daß der Bart den Schlag hemmte oder der fallende Körper ihm auswich … Tandi sank auf die Knie und riß mehr aus Instinkt als bewußt seinen Kris, das dolchartige Messer, aus dem Gürtel.
    Heinrich Küppers sah den Stahl in der Morgensonne blitzen, er warf sich mit der vollen Wucht seines Körpers auf den Inder, drückte den Zuckenden auf die Erde, lag über ihm und drehte ihm das Messer aus der Hand. Dann hob er den Dolch über seinen Kopf, beugte den Oberkörper etwas zurück und stieß die spitze Waffe Meheranhi in die Brust.
    Mit großen, braunen, starren Augen sah Tandi seinen Gegner an. Es war ein Blick des Erstaunens, der Blick eines Tieres, das nicht begreift, was mit ihm geschieht. Er tastete mit der rechten Hand nach dem Griff des Kris und versuchte, ihn aus der Brust zu ziehen; er röchelte dabei und spuckte blutigen Schaum aus. Heinrich Küppers stand schwer atmend vor ihm. In seinen Ohren sang das Blut, er spreizte die Finger, als ekele er sich vor der gegenseitigen Berührung seiner Glieder. Zum erstenmal hatte er einen Menschen getötet. Nicht mit dem Gewehr, aus weiter Entfernung schießend, sondern mit seiner Hand, mit seinen Fingern, einen Menschen, der warm unter ihm lag und ihn jetzt mit dem ganzen Aufschrei des Unglücks in seinen Augen ansah. Meheranhi zog an dem Kris, er spuckte Blut, er wollte schreien … Nur das nicht, nicht schreien, nur nicht schreien wie ein Tier, durchjagte es Küppers. Er schloß die Augen, ein Schauer durchlief seinen Körper, ein Würgen erstickte ihn fast, ein Würgen des grenzenlosen Ekels vor sich, der Welt, den Menschen, vor allem. Er hob den Fuß und setzte ihn auf das Gesicht Tandis. Mit der dicken Gummisohle seiner Springerstiefel drückte er den Kopf Meheranhis in die Steine, mit dem anderen Fuß stellte er sich auf den Arm, der nach dem Kris tastete. Der Körper unter ihm zuckte wild, es war, als schlüge er mit den Beinen um sich … Küppers sah es nicht. Mit geschlossenen Augen, fast ohnmächtig vor Ekel, stand er auf dem blutigen Gesicht Tandis und wartete, bis der Körper still lag und Meheranhi gestorben war.
    Er sah nicht mehr hin, als er sich abwandte und weiterging. Man hatte keinen Laut gehört, getreu der Nahkampfschule, einen Gegner mit allen Mitteln lautlos zu töten. Der Weg ins Tal war frei. Die Meldungen Major v. Sporkens würden ihr Ziel erreichen.
    Schwankend ging Küppers weiter.
    Er hat mich angesehen … mit großen, braunen Augen. Ungläubig, sprachlos … und ich habe meinen

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