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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie ein Kissen, damit die Suppe nicht kalt würde. Sie schliefen.
    Sie hatte den Kopf auf seine Schulter gelegt. Fast zärtlich berührten ihre Lippen seinen Hals.
    Sie lächelte glücklich im Schlaf. O meravigliosa dolcezza! Auf Zehenspitzen verließ Donna Rachele das Zimmer.
    Am Morgen des 18. Februar war die Verbindung zum Befehlsstand Oberst Stuckens unterbrochen. Der Zufallstreffer eines indischen Granatwerfers hatte die Kabel völlig zerrissen. Von den Höhen 444 und 569 gingen die Gurkha langsam zurück. Schon in den frühen Morgenstunden räumten sie die Felsen und sickerten einzeln oder in Gruppen zu ihren Ausgangsstellungen durch, verfolgt von dem wütenden MG-Feuer und den Nebelwerfern der deutschen Fallschirmjäger. Der dritte Ansturm General Freybergs gegen den Monte Cassino war fehlgeschlagen. Trotz Zermalmung des Klosters, trotz restloser Vernichtung der Stadt Cassino, trotz eines unvorstellbaren Hagels von Bomben und Granaten auf die deutschen Bergstellungen brach der Angriff kläglich zusammen. Die Welt horchte auf … selbst die Presse der Alliierten war sprachlos und bescheinigte, daß es den deutschen Fallschirmjägern gelungen sei, ein Inferno zu überleben und als ein verlorener Haufen, festgekrallt in die Felsen, einer ganzen Armee standzuhalten. ›Die grünen Teufel‹, so nannten sie die einsamen, ausgebluteten, hohlwangigen Kompanien, die am Monte Cassino noch einmal zeigten, zu welchen Leiden ein Mensch fähig ist.
    Major v. Sporken kam in den Keller, in dem Hauptmann Gottschalk hauste und mit Leutnant Weimann gerade eine Portion Schnaps aufteilte, die mit dem letzten Essenträger in der Nacht in das Kloster gekommen war. In eine Reihe Kochgeschirre wurde gewissenhaft die gleiche Menge gegossen, abgemessen mit dem Deckel. Jedes Kochgeschirr gehörte einer Gruppe.
    »Bei Ihnen riecht's wie in einer Budike«, stellte v. Sporken fest. Er setzte sich auf eine Munikiste und roch an einem Kochgeschirr.
    »Korn«, stellte er fest. »Sogenannter Münsterländer. Mit Zuckercouleur gefärbt.«
    »Möchten Sie ein Gläschen, Herr Major?« Gottschalk schob ihm den Becher seiner Feldflasche zu. v. Sporken winkte ab. »Danke. Nein. Ich wollte keinen Fusel von Ihnen, lieber Gottschalk, sondern einen Mann.« – »Einen Mann?«
    »Meine Leitungen zur Division und zu allen anderen Stellen sind völlig zerfetzt. Ehe ich die Störungssucher losschicken kann und ehe sie mir im Feuer die Leitungen flicken, kann wer weiß was geschehen sein! Ich brauche einen Melder … einen Freiwilligen, der es wagt, sich bei Tag zum Divisionsgefechtsstand durchzuschlagen. Früher war das ein Spaziergang – da war die Division schon tiefste Etappe. Aber Stucken liegt unterhalb des Berges zur Albaneta hin, mitten im amerikanischen Panzerstreugebiet. Der Mann, den Sie losschicken, muß Nerven haben, Gottschalk. Und vor allem unverheiratet! Die Sache ist eine Art Todeskommando, darüber sind wir uns im klaren.«
    »Theo Klein«, meinte Leutnant Weimann, ohne zu zögern.
    »Ich überlasse es ganz Ihren Leuten, Gottschalk.« v. Sporken erhob sich. »Der Mann soll sich in einer Stunde bei mir melden.« Er hielt die Hand hin. »So, und jetzt geben Sie mir mal einen Schluck von dem Zeugs!«
    Er trank den Becher in einem Zug leer und stapfte durch die Trümmer seinem Gefechtsstand zu.
    Eine Stunde später meldete sich der Unteroffizier Heinrich Küppers.
    Dieser Meldung ging ein wilder Kampf voraus. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte sich Theo Klein sofort gemeldet. »Vielleicht gibt's im Tal was zu organisieren«, hatte er zu Küppers gesagt. »Und wenn es Muckefuck ist – gebrauchen können wir alles!«
    Er war wie vor den Kopf geschlagen, als sich Küppers auch meldete. Theo Klein sah Hauptmann Gottschalk treuherzig an. »Der Herr Unteroffizier ist verheiratet!« sagte er. »Es sollen sich nur Ledige melden.«
    »Ich bin geschieden und damit ledig«, argumentierte Küppers.
    »Er hat ein Kind!« schrie Klein.
    »Das Sorgerecht hat meine Frau zugesprochen bekommen.«
    »Knobeln!« brüllte Theo Klein.
    Und sie knobelten. Leutnant Weimann saß als Zeuge dabei. Es war eine Szene wie in einem mittelalterlichen Lager, in dem zwei Landsknechte um ihre Köpfe würfeln. Beim dritten Gang gewann Heinrich Küppers … grollend begab sich Klein an sein MG zurück und trank vor Wut den letzten Kaffee aus dem Kochgeschirr.
    Major v. Sporken betrachtete den zerschundenen Unteroffizier in der zerrissenen Kombination mit den eingefallenen

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