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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Pfütze und stellte sie vor Pahlberg hin.
    »Bitte. Nehmen Sie das mit. Wir wollen in der Herde der dem Leitstier nachrennenden Rinder eine Ausnahme sein.«
    Dr. Pahlberg sah hinab auf die Zeltplane. »Was ist das, James?« fragte er leise.
    »Frag nicht – nimm es mit und freue dich. Du kannst es gebrauchen. Wir haben genug davon.«
    Sie sahen sich an. Plötzlich sagten sie James und Erich, und es war so selbstverständlich und natürlich wie nichts auf dieser Welt.
    »Mach's gut, Erich.« Bolton klopfte Pahlberg auf die nasse Schulter. »Wenn der Mist vorbei ist und wir leben noch – ich wohne in Boston, 43, Lincoln Street. Ist im Süden, Erich. Ein Zimmer mit einem Bett ist immer frei. Auch Joan würde sich freuen.«
    »Joan ist deine Frau?«
    »Ja.« Bolton griff in die Tasche. Er holte eine Photographie hervor. Er schützte sie mit dem Mantel vor dem Regen und zeigte sie Pahlberg. Eine junge, sehr schlanke, hübsche Frau mit kurzen Locken und schelmischen Augen. Sie trug dreiviertellange, enge Hosen und einen Pulli. »Gefällt sie dir, Erich?«
    »Sehr, James. Du bist glücklich mit ihr?«
    »Wie ein kleiner Junge zu Weihnachten. Ich habe sie ein Jahr nicht mehr gesehen. Sie wird krank vor Sehnsucht.«
    Dr. Pahlberg griff in seinen Mantel. Er zeigte das Bild Renates. In Rote-Kreuz-Tracht, Sportschuhen, ein mildes Lächeln auf den Lippen. »Meine Braut, James.«
    »Nett. Ohne die Uniform wäre sie mir lieber. Ihr wollt heiraten?«
    »Dieses Jahr noch.«
    »Viel Glück, Erich.«
    »Danke. Wir werden später in Kiel wohnen. Dort hatte ich eine Assistentenstelle. Auch in Kiel wird immer ein Bett frei sein, James.«
    »Ich werde es nicht vergessen. Leb wohl, alter Junge.« Er gab Pahlberg noch einmal die regennasse Hand. Sie drückten sich die Hände, fest, lange, wie ein Versprechen. »Leb wohl, James.« Er schluckte. »In einer halben Stunde geht es wieder los.«
    Dr. Bolton nickte. Er verzog das Gesicht zu einem mühsamen Lächeln. »Solltest du im Laufe der Tage Herzbeschwerden bekommen, so melde dich bei mir. Wir machen ein EKG und päppeln dich wieder auf. Schließlich bin ich Herzspezialist.«
    Winkend ging er den Hang hinab. Der Regen zerstäubte fast seine Gestalt. Er sah jungenhaft aus, als er noch einmal stehenblieb und beide Arme weit schwenkend durch die Luft kreisen ließ.
    Dr. Pahlberg winkte matt zurück. Ein Freund geht weg … ein neuer lieber Freund … Nach Kriegsrecht war er ein Feind, auf den er in einer halben Stunde schießen mußte. Mit gesenktem Kopf stieg er den Berg hinauf zum Kloster.
    An der Mauer erwartete ihn Major v. Sporken. Er war wie Pahlberg völlig durchnäßt und hatte mit einem Fernglas vor den Augen ausgehalten, um diese einmalige Stunde voll in sich aufzunehmen. Er ahnte, wie es im Inneren des Arztes aussah, und er vermied es, Pahlberg seine Bewunderung auszusprechen. Er sah das verschlossene Gesicht des Arztes und die Augen, die weltfern durch die Trümmer starrten. Major v. Sporken trat aus dem Weg.
    »Aus solcher Stimmung werden Revolutionen geboren«, sagte er leise.
    Wortlos ging Dr. Pahlberg an ihm vorbei und stieg die Treppen zu seinem Lazarettkeller hinab.
    Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
16. März 1944
An der Südfront griff der Feind nach ungewöhnlich schweren Bombenangriffen, von starker Artillerie und Panzern unterstützt, den Ort Cassino an. Die Angriffe scheiterten am heldenhaften Widerstand des hier eingesetzten Fallschirmjäger-Regimentes …
    17. März 1944
In Italien griff der Gegner erneut nach heftigen Bombenangriffen mit neuseeländischen, indischen und französischen Truppen den Ort Cassino an. Eine feindliche Kräftegruppe, die in die Stadt eindringen konnte, wurde durch unsere tapferen Fallschirmjäger sofort wieder geworfen. Schwere Kämpfe sind noch im Gange …
    Der Morgen des 15. März war mild, warm, sonnig, mit blauem Himmel und voller Frühlingsahnen. Am Berghang stachen die ersten Blüten aus dem spärlichen Grün hervor. Theo Klein kommentierte das mit den in der Kompanie schnell die Runde machenden Worten: »Jetzt wird's Frühling! Ich merk's, weil ich alles, was weiblich ist, anfallen könnte.«
    Im Gefechtsstand Oberst Stuckens an der Albaneta hatte man andere Sorgen als Theo Kleins Sexualempfinden. Breyle und auch Stucken hatten durch einen indischen Überläufer erfahren, daß Freyberg mit Unterstützung General Alexanders und der gesamten Landungsarmee, einschließlich der operativen Luftwaffe, der Panzerverbände

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