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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Panzer der deutschen Panzergruppe wie Bälle durch das Inferno geschleudert. An dem Klosterberg war die erste Welle noch spurlos vorbeigegangen. Das Ziel hieß Cassino-Stadt.
    v. Sporken und Gottschalk schauten hinunter in die Hölle, die unterhalb des Berges aufbrach. Sie waren stumm vor Grauen und Entsetzen. In Abständen von 10 Minuten folgte jetzt Welle auf Welle … vier Stunden lang … nun auch auf das Kloster wie mit einer riesigen, gepanzerten Faust schlagend. Das ganze Land, Häuser, Felder, Wiesen, Gärten, verwandelte sich in ein trostloses, verbranntes, totes Land von riesigen Trichtern, neben denen sich die Trümmerberge wie Hügel in die Staubwolken emporstemmten. Dazwischen lagen die Toten, die Verstümmelten, die schreienden Verletzten, hasteten die Sanitäter, versuchten Melder durchzubrechen, um Verbindungen aufzunehmen. In einem Keller erstickten 14 Fallschirmjäger … eine schwere Bombe schleuderte einen Berg vor den Eingang des Kellers, drückte die Erde in den Keller und preßte die Männer erstickend gegen die Hinterwand.
    Dr. Pahlberg und Krankowski saßen an der hinteren Kellerwand ihres Lazarettkellers und hatten die Köpfe erhoben. Die Decke schwankte, sie bröckelte ab, aber sie hielt. Staub wehte von der Treppe herab in alle Räume, beißender Kalkstaub, der sich in der Lunge und in der Kehle festsetzte und zu fortwährendem Husten reizte.
    Leutnant Weimann kam in den Keller gestürzt. Er hatte seinen Helm verloren, über die blonden, verfilzten Haare rann ein dünner Blutstrom. Die Haut war aufgeritzt – als Pahlberg mit Verbänden kam, winkte er ab. »Ist der Hauptmann hier?!« keuchte er atemlos.
    »Nein! Er war doch bei dem Herrn Major.«
    »Dort ist er nach der ersten Welle weg. Er wollte zum Kompaniegefechtsstand zurück!«
    Weimann drehte sich herum, aber Pahlberg hielt ihn an der Kombination fest. »Warten Sie doch den ersten Schlag ab, Weimann! Sie können doch jetzt nicht hinaus!«
    »Ich muß den Hauptmann finden!«
    »Aber bei dieser Hölle ist das doch Wahnsinn!«
    »Trotzdem!« Weimann riß sich los, raste die Treppe hinauf und verschwand zwischen den Trümmern des Zentralhofes, in die gerade ein Bombenteppich einschlug und sie umgrub.
    »Den sehen wir nicht wieder«, sagte Krankowski. »Der fliegt wie eine Feder durch die Luft und merkt es gar nicht mehr.«
    Um 12.30 Uhr – militärisch pünktlich mit dem Schlag der Sekunde – überflog die letzte Welle die Stadt und Kloster und verschwand am blauen Himmel. Mit dem gleichen Ticken des Sekundenzeigers aber begann ein Trommelfeuer der Artillerie, wie es in diesem Krieg noch nie stattgefunden hatte. Aus 746 Rohren schwerer und schwerster Artillerie, darunter Kaliber von 24 cm, wurden in präzise 3 Stunden – bis 15.30 Uhr – genau 195.969 Granaten auf den Klosterberg und die Stadt Cassino geschossen und das Land wie ein Sieb durchlöchert. Die Artillerie dreier Armeekorps – des Neuseeländischen, Amerikanischen und Französischen Landungskorps – trommelte auf das Häufchen Fallschirmjäger, trommelte sie in die Erde, trommelte sie aus der Erde heraus, zerstampfte alle Stellungen, verschüttete die Keller, zerriß die Leiber bis zur Unkenntlichkeit und drehte die Trümmer des Klosters immer und immer wieder von unten nach oben, bis alles Leben restlos vernichtet schien.
    Noch nie in einem Krieg hatte ein solches Trommelfeuer stattgefunden! Noch nie war auf so engem Raum – auf eine Kleinstadt und auf einen einzigen niedrigen Berg – in wenigen Stunden eine solche Massierung von Bomben und Granaten geschleudert worden wie in den Morgenstunden des 15. März 1944! Noch nie in der Geschichte des Krieges aller Zeiten lagen Soldaten, einsam, blutend, halb verhungert, ausgezehrt, müde und hohlwangig, ausgebrannt durch monatelange Kämpfe, in einem solchen Inferno, ergoß sich jemals ein Feuerstrom über die wenigen Männer, die sich in die Trümmer festkrallten, sich wie Würmer in die Erde verkrochen und nicht mehr an den Fortbestand der Welt glaubten. Selbst Theo Klein lag blaß an der Wand des Kellers, hinter sich Heinrich Küppers, und hatte die Augen geschlossen. Er hörte keine Einschläge … es war nur noch ein einziges Krachen um ihn, das nicht aufhörte, sondern drei Stunden lang über ihn hinwegraste und sie fast bis zum Wahnsinn trieb.
    Hauptmann Gottschalk lag allein in einer mit Schutt angefüllten Zelle des zerstörten Refektoriums und hatte den Kopf dicht an den bebenden Boden gepreßt. Um ihn herum

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