Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
und einer unvorstellbaren Massierung von Artillerie, zum endgültigen Schlag ausholen wollte.
    Er hatte drei verlorene Schlachten wiedergutzumachen, außerdem drängte man in London und Washington energisch auf die Eroberung Roms, um das schwindende Prestige der alliierten Truppen in der Weltpresse wieder zu festigen. Der Einbruch in das Liri-Tal war dafür die erste Vorbedingung, denn nur durch das Liri-Tal als ideales Rollfeld konnte man Rom in einem zügigen Vormarsch erreichen und damit die grauenhaften Verluste rechtfertigen, die die 5. Armee bisher von der Landung bei Salerno an bis zu dem Verbluten vor dem Monte Cassino gehabt hatte.
    Im Ort Cassino und auf dem Klosterberg ahnte man wenig von dem, was Oberst Stucken seit zwei Wochen schlaflose Nächte bereitete. Zwar waren die einzelnen Kompanien bis auf 30 Mann zusammengeschrumpft … das III. Bataillon bestand nur noch aus 130 Mann und wurde aus Cassino weggezogen in Ruhestellung, die 2. Kompanie des II. Bataillons meldete eine Stärke von einem Leutnant, zwei Unteroffizieren und 12 Mann, die Kompanie Gottschalks gab durch: Zwei Offiziere, neun Feldwebel und Unteroffiziere und 40 Mann … aber diese Verluste konnten die einzelnen Fallschirmjäger nicht erschüttern. In Kreta war es, als eine Kompanie nur noch aus zwei Mann bestand, und in Sizilien, in der Schlacht am Ätna, meldete das II. Bataillon, daß es nur noch den Bestand eines kriegsmäßigen Infanteriezuges habe.
    Müller 17 meinte, als Gottschalk sorgenvoll seine Meldung schrieb: »Mit 40 Mann, Herr Hauptmann, sind wir in den Trümmern soviel wert wie 'n ganzes Bataillon!« Und Theo Klein versicherte seinem Freund Heinrich Küppers: »Die Gurkha? Zehn nehme ich allein … drei mit der Pistole, zwei trete ich gegen den Bauch, zwei haue ich unters Kinn und drei furze ich um!«
    Auch dieser klassische Ausspruch ging in den Stellungen herum und erreichte sogar Oberst Stucken. »Breyle«, sagte er lächelnd. »Die Landsknechtsbande Gottschalks macht wieder von sich reden! Wie sieht es eigentlich mit einer Beförderung des Stabsgefreiten Klein aus?«
    Von der Breyle brauchte nicht zu fragen, wer Theo Klein sei. Es gab keinen in der Division, der ihn nicht kannte. »Schlecht, Herr Oberst.« Breyle lächelte schwach. Es war die einzige Gefühlsregung, die Stucken noch bei ihm feststellen konnte. »Es liegen von der Kompanie zusammengezählt runde 30 Tage geschärfter Arrest vor, die er noch absitzen muß! Zum Unteroffizier können wir ihn unmöglich machen bei dieser Strafenlatte.«
    Stucken lachte. »Der ewige Stabsgefreite! Eine Type wie Simplizissimus! Auszeichnungen?«
    »Alles! Beide EKs, goldene Nahkampfspange.«
    »Und was sagt Gottschalk?«
    »Ich habe ihn in letzter Zeit nicht mehr sprechen können. Damals, bei Salerno, sagte er einmal: Ich habe eine Gruppe in der Kompanie, sechs Mann, die aus dem 30jährigen Krieg übriggeblieben ist. Wenn diese Gruppe einmal aufgerieben wird, ist es fast sicher, daß wir den Krieg verlieren!«
    »Ein phantastischer Ausspruch.« Oberst Stucken beugte sich über die Karte und über die Meldungen, die ihm vom Armeekorps zugegangen waren. Die Beobachtungen der einzelnen Bataillone waren nur mager. »Wir haben jetzt fast vier Wochen eine unvorstellbare Ruhe gehabt. Kleine Geplänkel, Störmanöver, aus Langeweile einige Spähtrupps … aber es liegt jetzt was in der Luft. Der Frühling ist gekommen, der Himmel ist blau wie auf einem Bild von Cezanne, die Felder und Wege trocknen gut … es sollte doch merkwürdig sein, wenn nicht die Bombergeschwader wieder auftauchen und die Panzerdivisionen Clarks gegen uns anrollen! Seit einem Monat sind die Vorbereitungen im Gange. Über 200.000 Tonnen Nachschub, Munition, Verpflegung sollen in Neapel gelöscht worden sein! Eine Nachschubflotte von 248 Schiffen! So sagte der Überläufer.«
    »Es kann auch Lüge sein. Aufschneiden der Soldaten. Vielleicht sogar ein gelenkter Nervenkrieg, um uns nervös zu machen. Ich glaube nicht, daß so über Nacht eine Feuerwalze gestartet werden kann. Man müßte Anzeichen haben. Aber von allen Abschnitten wird gemeldet: Ruhe. Im Tal keine Bewegungen auffälliger Art.«
    »Das gerade ist es! Diese Ruhe, Breyle! Freyberg, dieser Choleriker und Feuerkopp – und dann Gemütlichkeit! Da stimmt etwas nicht! Haben Sie einmal einen Orkan erlebt? Zuerst ist der Himmel harmlos blau … wie jetzt. Dann schieben sich Wolken heran … ganz weit, ganz fahl, fast farblos. Plötzlich ist die Luft weg …

Weitere Kostenlose Bücher