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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Hier kriechen wir hinein, Julia … in einem Loch sind wir sicher. Und treffen sie uns, so liegen wir in der Erde, und St. Benedikt segnet uns …«
    Unter der Erde, zehn Meter tief in dem harten Felsen, über sich den zwanzig Meter hohen Turm der Wetterstation des Klosters, hauste Erzabt Diamare mit seinen zurückgebliebenen Mönchen unter den dicken Decken des Kollegs. Ratlos saß er seinen Brüdern gegenüber und hielt das Flugblatt in den leicht zitternden Händen.
    »Ich kann es nicht glauben, daß sie es wahr machen.« Diamare sah von einem der Mönche zum anderen. »Sie können es nicht tun. Sie wissen, daß unser Kloster voller Flüchtlinge ist und daß kein Deutscher im heiligen Bezirk steht! Sie müssen es wissen …«
    Don Agostino, der Sakristan des Klosters, hatte die gefalteten Hände vor sich im Schoß liegen und den Kopf auf die Brust gesenkt.
    »Zwei Italiener wollten vorhin zu den Deutschen, um sie um Hilfe für eine Evakuierung zu bitten. Sie waren auf dem Weg nach Albaneta, als sie beschossen wurden. Sie flüchteten ins Kloster zurück und holten eine weiße Fahne. Das weiße Tuch schwenkend, versuchten sie es noch einmal … sie rannten den Weg hinab, immer die Fahne schwenkend. Und man beschoß sie wieder, wie wild schossen sie. Wir kommen nicht aus dem Kloster hinaus … wir sind Gefangene geworden.«
    Erzabt Diamare hob die Augen an die Decke. »Ich stelle euch anheim, meine Brüder«, sagte er mit bebender Stimme, »das Kloster zu verlassen. Einzeln … in der Nacht … Einem Manne Gottes wird man Geleit geben. Bringt euch in Sicherheit, Brüder. Unsere Welt ist verloren.«
    Sakristan Don Agostino hob den Kopf. »Und Ihr, Ehrwürden?«
    Diamares Gesicht überstrahlte ein Lächeln der Güte. »Ich bleibe! Solange noch ein Stein des Klosters steht, bleibe ich.«
    Die Mönche in den langen, schwarzen Soutanen falteten die Hände. Sie beteten leise … um Kraft für das Kommende, um den Segen des Herrn, um den Sieg der Vernunft, um den Frieden in aller Welt. Auch sie blieben im Kloster.
    Unten im Tal standen die amerikanischen Panzer und tasteten jede Bewegung auf dem Klosterberg ab. Sie suchten die verborgenen Stellungen der Deutschen, dieses geheimnisvolle Bunker- und Grabensystem, diese Nester des Widerstandes, an denen sich seit Wochen die Woge der alliierten Regimenter brach. Wohin die Artillerie auch schoß und die Panzergranaten das Gestein zersplitterten … sie trafen nur Erde und Fels, aus denen ihnen in der Nacht, wenn die Inder stürmten, das tödliche und von allen gefürchtete Rattern der MGs 42 entgegenschlug. In den zerklüfteten Berghängen festgekrallt lag auch die Fallschirm-Artillerie … 7,5-cm-Gebirgsgeschütze und 10-cm-Leichtgeschütze, zusammenklappbar und überall einsetzbar … eine Spezialkonstruktion für die Fallschirmtruppe. Die Rohre der Panzer drohten den Berg hinauf. Sie schossen auf jede Bewegung, auf jede rennende Gestalt. Ob es Mönche waren oder Frauen mit ihren Kindern an der Hand, Verwundete, die zu den Verbandsstellen gezogen wurden oder italienische Flüchtlinge, die einen Weg ins Tal suchten, weg von dem todgeweihten Berg … sie brachen zusammen im Feuer und krochen zurück in den Schutz der dicken Klostermauern.
    Heinrich Küppers hockte mit Theo Klein und Müller 17 in einem Unterstand, 400 m unterhalb des Klosters. Sie konnten die Via Casilina übersehen und im Tal den Aufmarsch der neuseeländischen Regimenter General Freybergs. Von allen Seiten schoben sich die Panzer durch die aufgeweichten Wege und Felder, beschossen von der deutschen Artillerie, die dünn und wirkungslos den Aufmarsch stören wollte.
    »Meine Fresse!« sagte Theo Klein. Er schob den Helm in den Nacken. »Und das alles wegen uns!« Er zeigte auf die hin und her rollenden Panzer, die vergeblich die Hänge nach lohnenden Zielen abtasteten. »Nur mit den Dingern können sie nicht den Berg hinauf … das tröstet mich! Sie müssen zu Fuß kommen!« Er tastete nach den Patronentaschen, die als Gurt zu beiden Seiten seiner Kombination bis zum Koppel reichten. »Bis die hier oben sind, kocht denen das Wasser im Arsch!«
    Feldwebel Maaßen kam in den Unterstand gekrochen. Er war mit Dreck und Lehm bespritzt, unrasiert, hohlwangig und elend. Der Ärmel seiner Uniform war zerrissen. Zehn Meter war er im Maschinengewehrfeuer den Hang hinuntergerollt, als er vom Kompaniegefechtsstand zurückkam. »Vor uns liegen Gurkha«, sagte er ächzend.
    Theo Klein schob Maaßen eine Zigarette zu, die

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