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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Deutschen und machen es ihnen leicht, als Einzelkämpfer Aktionen zu unternehmen, die uns mehr Tote kosten als ein frontaler Angriff!« Er sah Alexander an, den drahtigen Briten mit dem eleganten Bärtchen über den engen, zusammengekniffenen Lippen.
    »Handelte es sich um einen amerikanischen Befehlshaber«, sagte Clark betont leise, »würde ich mich weigern, meine Zustimmung zu geben; doch angesichts der vorliegenden Umstände gebe ich, wenn auch wider meinen Willen, den Befehl zu einer so schwerwiegenden Maßnahme!«
    Als Clark in seinen Befehlsstand zurückkehrte, empfing ihn Gruenther.
    »Freyberg hat noch einmal angerufen«, sagte er. Man sah ihm die Erregung an, die seine ganze Beherrschung auflöste. »Er sagte: ›Wenn sich irgendein höherer Vorgesetzter weigern sollte, den Befehl zur Bombardierung zu geben, so muß er darauf gefaßt sein, daß ihn die volle Verantwortung für einen etwaigen neuerlichen Fehlschlag bei einem Angriff gegen den Monte Cassino trifft!‹«
    Clark starrte Gruenther an. »Das ist Erpressung!« stieß er hervor.
    »Die Neuseeländer stürmen seit heute vormittag! Die Verluste sind grauenhaft! Freyberg geht mit dem Kopf durch die Wand!«
    Gruenther schluckte, seine Stimme flatterte. »Wenn er verblutet, lädt er uns die alleinige Verantwortung auf!«
    Clark wischte durch die Luft. Seine lange Gestalt geisterte durch den dämmerigen Raum. »Hätte ich nur Amerikaner hier!« sagte er laut. »Hätte ich allein die Kommandogewalt – ich würde mich weigern, und wenn mir der Präsident es befehlen würde!«
    Später, nach dem Kriege, schrieb General Mark W. Clark in seinen Erinnerungen ›Calculated Risk‹ (1951):
    »Die Briten waren außerordentlich penibel in der Behandlung der neu seeländischen Streitkräfte, da diese als Empire-Truppen nur ihrer eigenen Regierung verantwortlich waren. Man mußte ihnen mit viel Takt begegnen, um mit ihnen in Harmonie zusammenarbeiten zu können. Ich sag te Alexander, ich würde diese Situation berücksichtigen und sei über- zeugt, daß sich unsere Beziehungen zu den Neuseeländern harmonisch gestalten würden.« (Seite 284)
    An diesem Takt, an dieser Harmonie gegenüber dem tobenden General Freyberg starb eines der schönsten Bauwerke der Christenheit.
    Am 15. Februar 1944 stiegen die Geschwader der 15. taktischen Luftflotte auf. 142 ›Fliegende Festungen‹ brummten als erste Welle über den Berg des hl. Benedikt, auf den apulischen Flugplätzen wurden die anderen Geschwader beladen. Um 9.45 Uhr vormittags, bei klarem Flugwetter, öffneten sich die Bombenschächte der ›Fliegenden Festungen‹ über das in der Februarsonne liegende stille, verträumte, friedliche Kloster. Erzabt Diamare hatte die Mönche in seinem kleinen Arbeitszimmer versammelt. Sie knieten auf den Teppichen und beteten die Stundengebete Sext und Non. Am Ende der stillen Stunde voller Versunkenheit in die Gnade Gottes hob Diamare beide Arme und flehte den Schutz der Muttergottes herab, über das Kloster, über die Stadt Cassino, über die 1.300 elenden, verwundeten, dürstenden, hungernden und frierenden Flüchtlinge in den Gängen, Kapellen und Gewölben Monte Cassinos. Seine Stimme zitterte in das Dröhnen der anfliegenden 142 ›Fliegenden Festungen‹ hinein, von denen keiner wußte, daß sie den Tod für das Kloster trugen. »Pro nobis Christum exora!« sagte Diamare.
    Da zerriß ein helles Krachen die Stille, die Erde schwankte, Mörtel, Staub und Steine rissen aus der Wand des Zimmers … die Fenster zerklirrten. Die erste Bombe explodierte im Klosterhof. Es war am 15. Februar 1944, vormittags um 9.45 Uhr. 2.871 Sprengbomben zu je 500 Pfund und 66.721 Brandbomben zu je 100 Pfund torkelten aus den Bombenschächten der 142 blitzenden Flugzeuge auf den Frieden des hl. Benedikt … die zweite Welle, 47 Bomber vom Typ B-25 und 40 B-26 schleuderten 100 t hochexplosiver Bomben auf die rauchenden Trümmer der zusammenbrechenden Abtei. Der ganze Berg war ein Aufschrei, ein Meer von Flammen und hochgeschleuderten Steinen, Mauern, Dächern und Skulpturen. Die Basilika sank zusammen, die Außenmauern wurden aufgerissen, unter einem Hagel von Bomben zerbarst der Kreuzgang, zerfetzte das Dach der Torretta. Der Zentralhof war weggeblasen, im Prioratshof schrien die Verschütteten, das Refektorium brannte … und in das Grauen hinein torkelten vom Himmel die Bomben der zweiten Welle.
    Allein, umgeben von Trümmern, aufgeschichteten Quadern und zerrissenen und grauenhaft

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